Samstag, 23. Mai 2020: Hasskommentare

»Um den ist es nicht schade!« Das ist das Urteil, das man im Internet über einen bekannten Intensivtäter fällte, der im September 2018 in Berlin erschossen wurde. Immer häufiger lese ich solche Kommentare über Vorfälle, bei denen Menschen schwer verletzt oder getötet werden. Einem Menschen, der etwas Unrechtes getan hat und dabei Unbeteiligten Schaden zugefügt hat, zieht den Hass der Menschen auf sich. Die Kommentatoren ergehen sich teilweise in Gewaltfantasien und erzählen in ausschmückenden Worten, was sie diesem Menschen, der sowieso schon tot ist, am liebsten noch alles antun würden. Manchmal frage ich mich, ob ich die Einzige bin, die diese Kommentare genauso erschrecken wie das, was der erschossene Intensivtäter angerichtet hat. Wir leben in einer Zeit der wachsenden Egomanie: Nur meine Realität zählt, und deshalb nehme ich mir das Recht heraus, andere wüst zu beschimpfen.
Woher kommt das? Ich denke, die Hauptursache liegt darin, dass die Gottesfurcht abgeschafft wurde. Dadurch gibt es kein höheres Wesen mehr, dem wir Rechenschaft schuldig wären. Wenn wir glauben würden, dass Gott der Schöpfer allen Lebens ist, dann würden wir es nicht wagen, ihn dadurch zu entehren, dass wir so mit seinen Geschöpfen umgehen. Bei all der verständlichen Wut, die wir empfinden, wenn Menschen schlimme Dinge passieren, sollten wir nicht vergessen, dass diese Hasskommentare im Internet eines sehr deutlich machen: Viele von uns würden zu Mördern werden, wenn uns die Tat gerechtfertigt erscheint. Deshalb sollten wir sehr vorsichtig sein mit so harten Urteilen. Sie offenbaren nur, welches Potenzial in uns selbst steckt, für das uns Gott genauso zur Rechenschaft zieht wie die, die wir anklagen.

Anne Paschke
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Frage
Warum fällt es uns leicht, harte Urteile über andere zu fällen?
Tipp
Lesen Sie den Tagesvers im Zusammenhang und fragen Sie sich, wie Gott über Sie denkt!
Bibellese
Römer 3,10-19

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