Donnerstag, 20. Januar 2022: Zum 80. Jahrestag der »Wannseekonferenz«

Seit Beginn der Herrschaft Adolf Hitlers liegt über Deutschland ein Schatten, der auch in Jahrzehnten noch nicht verschwunden sein wird, obwohl die aktiv und passiv Betroffenen längst in ihren Gräbern liegen. Schiller hat einmal in einem seiner Dramen gesagt: »Das Leben ist der Güter höchstes nicht, der Übel größtes aber ist die Schuld«. Die Schuld des Judenmordes wird Gott nicht vergessen, Vergebung nur bei denen, die vor Gott ernstlich Buße getan haben. Im Übrigen aber bleibt diese schwere moralische Last den Deutschen erhalten. Sie hat die Politik der BRD in der Nachkriegszeit bestimmt, sie hat das Bewusstsein der Nachgeborenen vielfältig geformt bis in unsere Tage hinein.

In den Diskussionen darüber hat häufig das sogenannte »Wannseeprotokoll« eine Rolle gespielt, ein Dokument aus dem Jahr 1942, das heute oft missverständlich als Beginn der Judenvernichtung verstanden wird. Diese war nämlich schon in vollem Gange. Die SS hatte mit dem Angriff auf Russland »Einsatzgruppen« gebildet, die hinter der Front alle Juden aufzuspüren hatten, um sie zu erschießen. Die Vergasungen setzten erst später ein und wurden durch den Vormarsch der Russen beendet.

Wie schrecklich wäre es, wenn solche Taten nicht ihre gerechte Strafe fänden. »Denn so spricht Jahwe der Heerscharen: . . . wer euch (Israel) antastet, tastet meinen Augapfel an« (Sacharja 2,12). Und doch darf auch angesichts größter Schuld von Vergebung gesprochen werden, denn Gott hat seinen Sohn unser aller verdiente Strafe tragen lassen, als er am Kreuz für unsere Vergehen starb. Schuld zu verheimlichen ist keine Lösung. Nur wer sie bekennt und um Vergebung bittet, wird frei, wenigstens etwas davon wiedergutzumachen – als Zeichen seiner echten Besinnung und Umkehr.

Karl-Otto Herhaus


Frage
Wie groß schätzen Sie Ihre Schuld vor Gott und Menschen ein?
Tipp
Auf die Schuld einer anderen Generation zu verweisen, befreit nicht von der eigenen.
Bibellese
Römer 2,1-11

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