Freitag, 24. Juni 2022: Zum 100. Todestag von Walther Rathenau

Die meisten Menschen heute werden mit dem Namen Rathenau kaum noch etwas anfangen können. Selbst die Abkürzung »AEG« wird vielen nichts mehr sagen. Dabei war die »Allgemeine Deutsche Elektrizitätsgesellschaft« als Elektrokonzern mal auf Augenhöhe mit Siemens. Walther Rathenau (1867-1922) war nicht der Gründer des Konzerns, das war sein Vater. Er selbst wollte eigentlich gar nicht in die Firma eintreten, aber sein Vater drängte ihn so stark, dass er schließlich nachgab. Unter ihm nun wurde die AEG schon vor dem Ersten Weltkrieg zu einem ökonomischen Schwergewicht in der nun durch Elektrizität bestimmten Weltwirtschaft. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, organisierte er die Rohstoffversorgung. Nach dem Krieg übernahm er wesentliche Ämter der Weimarer Republik.

Deutlich sah er die Gefahren, die sich aus dem grassierenden Kapitalismus und dem entfesselten Materialismus ergaben. Seine kluge, verantwortungsvolle Haltung in der Weimarer Zeit, machte ihm aber sehr viele Feinde aufseiten der politischen Rechten. Deren Führer setzten ihn auf ihre Todesliste. Ein wesentlicher Grund für den tödlichen Hass der rechtsextremen Kreise war auch die Tatsache, dass Rathenau Jude war. Insofern war dieser Mord auch ein Vorzeichen für das, was seit 1933 planvoll angegangen wurde, nämlich der Massenmord an den Juden.

Schon 1916 schrieb er über die Anfeindungen gegen ihn: »Menschen, die einen Teil ihres Lebens auf Hass gestellt haben, denen ist dieser Hass ein Bedürfnis und eine Existenzbedingung, die kann man ihnen nicht nehmen. Warum sucht denn jemand sein Glück in der Verfolgung seines Nächsten? Weil es ihn tröstet und erhebt, sich über andere zu stellen. Glückliche Menschen sind das nicht.«

Karl-Otto Herhaus


Frage
Wo stehen wir in Gefahr, uns in einen Sog der Verleumdung und des Hasses hineinziehen zu lassen?
Tipp
Die Mahnung »Wehret den Anfängen!« reicht nicht, wenn man schon mittendrin steckt.
Bibellese
2. Timotheus 3

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