Freitag, 14. Oktober 2022: »Gottstreu« und »Gewissenruh«
Wenn man am Oberlauf der Weser mit dem Auto entlangfährt, wird man zweimal stutzig – wegen dieser Ortsnamen: »Gottstreu« und »Gewissenruh«. Was hat es mit diesen bedeutungsschweren Ortsbezeichnungen auf sich?
Im Jahre 1722 (also vor 300 Jahren) nahm Landgraf Carl von Hessen-Kassel Waldenser auf und und siedelte sie im Wesertal an. Die Ortsnamen wählte der Landgraf selbst aus! (Waldenser waren Christen, die die Bibel als alleinigen Maßstab für ihr Glaubensleben erkannt hatten, aber später in Frankreich grausam verfolgt wurden.) Nun konnten ein paar Familien, die ihre Heimat und (fast) alles zurücklassen mussten, hier an der Weser ihren Glauben leben, wie ihr Gewissen es ihnen gebot, und sie haben sicherlich auch einen dankbaren Blick für Gottes Treue gehabt, der sie auf der Flucht bewahrt und ihnen hier einen Ort der Ruhe geschenkt hatte.
In Gottstreu haben wir als Familie kürzlich das Waldensermuseum besichtigt. Das harte, einfache Leben der Waldenser und die schreckliche Verfolgung werden hier dokumentiert. Auch konnten wir die Waldenserkirche im Dorf ansehen. Uns wurde gesagt, dass nur noch wenige Christen die Gottesdienste besuchen. So interessant das Museum ist: Ist es nicht schade, dass von einer lebendigen Glaubensbewegung von Menschen, die alles verlassen mussten, um ihren Glauben frei leben zu können (und doch ein reines Gewissen und Ruhe gefunden hatten), (fast) nur noch Mauern und Dokumente geblieben sind?
Was würden die Christen, die so viel Leid erduldeten, von der heutigen Generation halten? Ein museal erstarrter und verstaubter Glaube ist ein toter Glaube. Er nützt gar nichts. Nur der Glaube, der uns durch eine völlige Ausrichtung auf Gott erneuert, führt zum Leben.
Martin Reitz
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