Samstag, 30. November 2024: Verängstigt?, Matthäus 28,20
Unser Sohn war knapp dreijährig, als junge Familienfreunde sich einen Spaß daraus machten, ihn zu verängstigen und ihm Geschichten über einen »Poltermann« erzählten, der Kleinkinder fressen würde. Wir lebten nicht weit von einer Moschee entfernt und die Gebetsrufe waren unüberhörbar. Diese, so erklärten die Jungs unserem Sohn, seien die Rufe dieses »Poltermannes«. Es war ein Schock für den Kleinen, dass dieser Bösewicht offensichtlich schon so nahe war.
Was konnten wir tun, um ihm diese Angst zu nehmen? Die Gebetsrufe ertönten ja fünf Mal am Tag. Zureden allein genügte nicht. Also nahm ich Amanuel an der Hand und bat ihn, mir jetzt einfach zu vertrauen und mir zu folgen. Ich erklärte ihm, er brauche keine Angst zu haben, denn wie sein Name sagt, ist Gott mit uns. Wir würden jetzt gemeinsam hingehen, und ich würde ihm die Wahrheit zeigen. Anfangs zögerlich, aber dann immer vertrauensvoller folgte mir unser Sohn zur Moschee. Ich erklärte, dass dies das Gebetshaus unserer muslimischen Mitbürger sei, wozu auch einige unserer persönlichen Freunde gehörten. Von Zeit zu Zeit würden hier über Lautsprecher die Gläubigen zum Gebet aufrufen – also doch kein »Kleinkinder fressender Poltermann«! Mit festem Händedruck lauschten wir dem Gebetsruf und marschierten nachher friedlich nach Hause. Die Jungs hatten keine Chance mehr, Amanuel zu verängstigen.
Jesus verspricht denen, die an ihn glauben und ihm vertrauen, bei ihnen zu sein »bis zum Ende der Zeit«. Wir dürfen – im Bild gesprochen – seine Hand ergreifen. Er kennt alle unsere Nöte und will uns helfen, sie auszuhalten und zu überwinden. Doch er freut sich, wenn wir auch in guten Zeiten seine Hand dankbar drücken und uns von ihm leiten lassen.
Martin Grunder