Dienstag, 23. Mai 2023: Das Maß aller Dinge

Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die meinen, sie würden im Mittelmaß versinken. Der Alltag hat Sie fest im Griff. Tagaus und tagein die gleiche Leier. Eigentlich werden Sie von der Umgebung kaum beachtet. Sie führen ein Leben ohne wirkliche Höhepunkte.

Die zwölf Menschen, die Jesus damals in seinen engeren Kreis gewählt hatte, waren ganz normale Typen, ohne besondere Bildung. Einige waren Fischer, einer war Zöllner (Geldeintreiber) und ein weiterer von ihnen, Judas, wurde zum Verräter. Über drei Jahre hinweg begleiteten sie Jesus. Sie sahen, was er tat, und hörten, was er redete. Sie staunten über seine vielen Wunder und über seine große Weisheit. Sie waren von Jesus begeistert. Noch kurz vor seinem Tod versicherten sie Jesus, dass sie immer zu ihm stehen und ihn niemals verlassen würden. Als die Horde, angeführt von Judas, im Garten Gethsemane erschien, um Jesus gefangen zu nehmen, bekamen die Jünger Angst. Nichts mehr war zu spüren von der Selbstsicherheit und von dem Versprechen, Jesus immer beizustehen. Als es wirklich ernst wurde, flohen sie alle.

Das macht betroffen, aber es weckt auch Hoffnung. Mit diesen Menschen, die bei der ersten schweren Prüfung versagten, schrieb Jesus Weltgeschichte. Diese furchtsamen und einfachen Menschen haben – ausgestattet mit göttlicher Kraft – die froh machende Botschaft über Jesus in die Welt getragen. Es waren Menschen wie Sie und ich. Mit solchen Menschen will Jesus auch heute noch »arbeiten« und sie befähigen. Solche kann er gebrauchen, nicht die Großen und Weisen dieser Welt, nicht die, die besonders herausragen und überall bekannt sind. Jesus ist in den Schwachen mächtig. Bei ihm gibt es kein Mittelmaß, alle in der Familie Gottes werden reich beschenkt.

Axel Schneider
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Frage
Wie sehen Sie sich selbst? Und was halten andere von Ihnen?
Tipp
Bei Jesus gibt es kein Ansehen der Person. Jeder ist herzlich willkommen.
Bibellese
Matthäus 26,47-56

Montag, 22. Mai 2023: Der Hirte und die Schafe

Anfang des Jahres unternahmen wir als Familie einen Spaziergang. In unmittelbarer Nähe zu uns befand sich ein weites Feld, auf dem für einige Tage eine große Schafherde weidete. Das war eine Freude für Groß und Klein. Besonders beeindruckend war es, das Verhalten des Schäfers zu beobachten. Die Schafe befanden sich mittig auf dem großen Feld, während der Schäfer emsig außen herumging und einen Zaun befestigte. Er tat dies in völliger Ruhe und Routine, als wäre es das Einzige, was er jemals getan hätte. Dabei war er von zwei Hunden umringt, die jeden seiner Schritte begleiteten und bellten, wenn Gefahr in Verzug sein sollte.

Dieses Bild so lebhaft vor Augen zu haben, war ein besonderes Geschenk, um es auf Gott zu übertragen. Denn auch unser Vater im Himmel sorgt für seine Kinder wie ein Hirte für seine Schafe. Er gibt ihnen Sicherheit, indem er mit seinem Wort um sie herum einen »Zaun«, einen Rahmen baut, an dem sie sich orientieren und innerhalb dessen sie sich frei bewegen dürfen. Er versorgt sie mit allem, was sie brauchen, indem er sie auf frische Felder führt, auf denen sie sich ausruhen und sich ernähren dürfen. Er zieht mit ihnen gemeinsam weiter, wenn es an der Zeit ist, und führt sie sicher bis zum nächsten Ziel – bis sie zuletzt da angekommen sind, wo er ihnen einen ewigen Wohn- und Ruheort bereitet hat.

Wer sich Gott zum Hirten wünscht, der kann noch heute in seine Herde eintreten. Durch Jesus ist dafür immer noch die Tür offen (vgl. Johannes 10,7-9). Man muss nur auf seinen Ruf hören, ihn demütig und dankbar um Aufnahme bitten und ihm folgen. Dann ist man fortan dabei und für ewig sicher.

Annegret Heyer


Frage
Wer sorgt in Ihrem Leben für Schutz und Sicherheit?
Tipp
Bringen Sie Ihre Sorgen und Nöte im Gebet vor Gott, und er will Sie leiten wie ein Hirte seine Schafe.
Bibellese
Johannes 10,7-18

Sonntag, 21. Mai 2023: Dem Gericht entflohen?

21. Mai 1945: Nach zwei Wochen Flucht quer durch Deutschland, der Gefangennahme durch die Engländer und dem Transport in verschiedene Lager war der Mann am Ende. Wahrscheinlich erhoffte er sich eine bessere Behandlung, als er die Augenklappe, die er zur Tarnung getragen hatte, abnahm und dem zuständigen Kommandanten gestand: »Ich bin Heinrich Himmler.« – Es war das Ziel der alliierten Streitkräfte, hochrangige NS-Personen zu finden und vor Gericht zu stellen. Diese versuchten kurz vor und nach dem Kriegsende verzweifelt, dem Gericht zu entfliehen, indem sie das Land verließen, untertauchten, die Identität wechselten oder als letzten Ausweg Selbstmord begingen. – »Haben Sie den Mann gründlich durchsucht?«, fragte der britische Kommandant den Arzt. »Ja, wir haben auch eine Zyankali-Kapsel in seiner Tasche gefunden. Doch der entwischt uns nicht mehr!« Aber am nächsten Tag meinte ein Soldat, einen Gegenstand in Himmlers Mundhöhle zu sehen. »Machen Sie den Mund auf!«, herrschte er den Gefangenen an, der in diesem Moment die zweite Zyankali-Kapsel, die er über Tage in seiner Backentasche versteckt hatte, zerbiss. Heinrich Himmler, Reichsführer SS, Chef der Polizei und Herr über die Konzentrationslager, starb, ohne für seine Taten vor Gericht gestellt werden zu können.

Wirklich? Unser Bibelvers sagt, dass kein Mensch dem letzten Gericht vor Gottes Thron entfliehen kann. Schuldig gesprochen werden dort nicht nur Mörder und Verbrecher, nein, jeder wird zugeben müssen, dass er in seinem Leben oft gegen sein eigenes Gewissen gehandelt und gegen die Gebote des heiligen Gottes verstoßen hat. Dem letzten Gericht entfliehen kann nur der, für dessen Schuld Jesus Christus am Kreuz stellvertretend die Strafe getragen hat.

Elisabeth Weise
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Frage
Was empfinden Sie beim Gedanken an ein letztes Gericht?
Tipp
Vor Gott kann kein Mensch davonlaufen.
Bibellese
Offenbarung 20,11-15

Samstag, 20. Mai 2023: Warum wir zu Gott aktiv »Ja« sagen müssen

Dieses Urteil des Bundesgerichtshofs schreckte die gesamte Bankenwelt auf: Im April 2021 erklärte die oberste Rechtsinstanz die sogenannte Zustimmungsfiktion für unwirksam. Bis dahin konnten Banken ihre Geschäftsbedingungen und Preise einseitig ändern, ohne dass Kunden sich damit ausdrücklich einverstanden erklären mussten. Es reichte aus, wenn der Kunde über die Inhalte informiert wurde und nicht innerhalb von zwei Monaten Widerspruch einlegte. Infolge der neuen Rechtsprechung müssen Banken seit diesem Zeitpunkt alle Kunden um aktive Zustimmung bitten, damit Vereinbarungen Gültigkeit erlangen.

Viele Menschen stellen sich Gottes Handeln ähnlich wie die frühere Praxis der Banken vor. Sie denken, Gottes Rettungsangebot wird automatisch für alle gültig. Doch sie irren, wenn sie unterstellen, dass Gott am Ende alle Menschen in den Himmel bringt. Denn Gottes Prinzip entspricht dem, was der Verbraucherschutz eingeklagt hat: Menschen sollen frei entscheiden können! Gott nutzt seine Macht nicht aus, um sich uns gegen unseren Willen aufzuzwingen. Er lässt uns die Wahl, nachdem er uns durch sein Wort über das informiert hat, was er zu unseren Gunsten getan hat: Er sandte seinen Sohn, der unsere Schuld und Sünde am Kreuz trug. Damit zeigte er seine Liebe und öffnete den Weg in den Himmel. Von Gottes Seite aus sind alle Voraussetzungen erfüllt, damit wir Vergebung und ewiges Leben erhalten können. Seine Einladung zum Glauben gilt: Jeder, der seinen Namen anruft, wird gerettet werden! Nun kommt es auf unsere Reaktion an. Ein einfaches, ernst gemeintes Gebet reicht aus, um mit Jesus Christus in eine verbindliche Beziehung einzutreten. Haben Sie auf Gottes Einladung schon reagiert?

Andreas Droese
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Frage
Warum wäre es keine Liebe, wenn Gott uns Menschen keine Entscheidungsfreiheit lassen würde?
Tipp
Im Himmel (und in der Hölle) werden nur Freiwillige sein.
Bibellese
Römer 10,6-13

Freitag, 19. Mai 2023: Mein Papa

Unsere Nachbarn waren zum Abendessen gekommen. Wenige Tage zuvor war mein Vater gestorben, und aus diesem Grund fragte ich Norbert: »Wie geht es deinen Eltern?« »Keine Ahnung! Ich weiß es nicht, ich weiß auch nicht, ob sie noch leben. Es ist mir auch einerlei.« Dann erzählte Norbert, dass er als Dreijähriger mit seinen beiden Geschwistern in jeweils unterschiedliche Heime gebracht wurde. An diese Zeiten hätte er nur schlechte Erinnerungen. Doch er habe sich durchgeschlagen und sei heute glücklich, dass es ihm so weit gut gehe. Zu seinen Eltern habe er seit damals keinen Kontakt mehr, und das wolle er auch gar nicht.

Mich hat das total traurig gemacht. Ich darf eine glückliche Erinnerung an meinen Vater haben. Sicher gibt es Dinge, die mir nicht gefallen haben, aber tief im Innern weiß ich, dass mein Vater mich sehr geliebt und sein Bestes gegeben hat, um mich zu einer fröhlichen Persönlichkeit zu formen.

Nun kenne ich mittlerweile zu viele Menschen, Kinder und Jugendliche, die keinen Vater mehr haben. Nicht, weil er schon tot wäre, sondern weil er Frau und Kinder sitzen ließ. Und damit fehlt ihnen die starke Schulter, der Berater, der Förderer und Ermutiger, die prägende Männlichkeit. Das ist total schade, und ich frage mich, wie werden sie ihre Rolle später in der Gesellschaft finden?

Mein Vater hat mir das Fahrrad repariert, ist mit mir im Wald unterwegs gewesen, hat mir die Tiere gezeigt und erklärt, meine Hausaufgaben überprüft, sich schützend vor mich gestellt, kurz gesagt: Er hat mich lieb gehabt. Ich hatte in ihm einen Orientierungspunkt, eine Leitplanke, er war oft mein Gewissen. Ich wünsche mir, dass meine Kinder mich auch vermissen, wenn ich abtreten muss.

Peter Lüling
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Frage
Wie füllen Sie Ihre Rolle als Vater aus?
Tipp
Nutzen Sie die wenigen Jahren, Ihren Kindern das zu geben, was sie für ein gutes Leben benötigen!
Bibellese
1. Thessalonicher 2,1-12

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