Mittwoch, 12. Februar 2025: Der Einzelne, Johannes 1,48

In totalitären Staaten und Ideologien ist es wichtig, dass alle gleich denken, quasi im Gleichschritt marschieren. Der Einzelne spielt keine große Rolle, ja, er ist eigentlich unwichtig. Das wirkt sich dann leicht so aus, dass ein Menschenleben viel weniger Wert geachtet wird. In Kriegen ist das besonders krass: Zahllose Opfer werden in Kauf genommen und geradezu zynisch als unvermeidbar zum Wohl des Ganzen erklärt.

In der Bibel können wir die sehr schöne Entdeckung machen, dass Gott immer wieder einzelne Menschen aus der Menge herausruft, würdigt und wertschätzt. So hat er Noah vor der Sintflut bewahrt und mit ihm nach der Flut die Menschheitsgeschichte fortgeführt. Später hat er mit Abraham die Geschichte des Volkes Israel begonnen. Auch im Neuen Testament finden wir viele Begegnungen mit Einzelnen. Oft waren es solche, die am Rand standen und in der Gesellschaft isoliert waren, um die sich Jesus kümmerte. Der Zöllner Zachäus z. B. war der Menge vorausgelaufen und wollte von einem Baum aus Jesus sehen (Lukas 19). Doch Jesus sah ihn, sprach ihn an und lud sich in sein Haus ein – was ein entscheidender Wendepunkt im Leben des Zachäus wurde.

Jesus sieht den Einzelnen! Dafür könnte man noch viele Beispiele nennen. Und heute? Was ist mit solchen, die in der Masse untergehen? Die keinen Menschen mehr haben, zu dem sie in Not und Bedrängnis, Einsamkeit und Trauer gehen können? Auch diese hat Jesus im Blick. Er ruft sie durch sein Wort, durch das Evangelium, das auf vielfältige Weise weitergegeben und verkündet wird – auch durch diesen Kalender! Es ist so unsagbar wichtig, ihm zu antworten und eine Beziehung zu ihm aufzunehmen. Denn sein Zuspruch, seine Hilfe, sein Beistand stehen auch dann zur Verfügung, wenn man keinen Menschen mehr hat.

Martin Reitz

Dienstag, 11. Februar 2025: Stark bleiben in schwierigen Zeiten, Johannes 16,33

»Stark bleiben in schwierigen Zeiten«, so ist die Titelseite unseres Krankenkassen-Magazins überschrieben; mit dem Foto einer meditierenden jungen Frau im Grünen. In dem Artikel geht es um einen langzeitverletzten Fußballprofi und eine berufstätige Vierfachmutter. Da gibt es oft stressige Situationen, die zum Verzweifeln sind. Wie gehen die beiden mit diesen Herausforderungen um? Wie geht es Ihnen in solch schwierigen Zeiten? Bleiben Sie wie ein gut verwurzelter, starker Baum stehen, der dem Sturm standhält – oder werden Sie wie ein schlecht verwurzelter Baum umgelegt? Das Krankenkassen-Magazin meint dazu, dass eine gewisse Gelassenheit, ein gesundes Selbstbewusstsein und eine innere Stärke es uns ermöglichen, jede Lebenssituation zu meistern. Ganz einfach, oder? Doch leider wird in dem Magazin nirgendwo so richtig erklärt, was genau innere Stärke ist und wie man sie erreicht. Eine ganze Branche von Trainern und Lebensberatern müht sich mit diesen Fragen ab, allzu oft nur gegen ein hohes Honorar.

Tatsächlich zeigt uns die Bibel (kostenlos!), wie man das Leben wirklich meistern kann: Indem wir es Jesus Christus anvertrauen. Denn er sagt: 1. »In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden« (Johannes 16,33). Das Wissen darum, dass Jesus über allen Problemen des Lebens steht, schenkt Gelassenheit. 2. »Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch bis zum Ende der Zeit« (Matthäus 28,20). Das Wissen darum, dass Jesus mit mir ist und mich nie verlässt, schenkt mir Vertrauen, dass ich nie allein bin.

Diese Zusagen Jesu gelten jedem, der sich bewusst entscheidet, Jesus nachzufolgen. Nur er gibt eine innere Stärke, mit der man wirklich jede Lebenssituation meistern kann.

Martin Grunder

Montag, 10. Februar 2025: Finde dich selbst?, Matthäus 10,39

Hinter der Selbstfindung stehen oft existenzielle Fragen: »Wer bin ich?«, »Was will ich vom Leben?«, »Was sind meine Ziele?« Selbstfindung wird so zum Balance-Akt auf dem schmalen Grat zwischen Individualität (ich bin einmalig und tue Einmaliges) und Konformität (ich bin wie alle, ich tue das Gleiche wie alle). Ich weiß noch, dass ich in meinem Leben oft an Grenzen kam, wo ich mir solche Fragen stellte, Zweifel über mein Leben hatte und keinen befriedigenden Ausweg aus meinem Lebens-Dilemma sah.

Es gibt Selbstfindungskurse, die ermöglichen sollen, dass man seine Stärken (er)kennt, Charakter oder sich als Persönlichkeit entwickelt und lernt, glücklich zu sein. Viele Menschen sind auf der Suche nach sich selbst. Dabei erlebt man nicht selten, dass man sich in allerlei kunterbunten Angeboten der Gesellschaft verstrickt und vom angeblichen Sinn des Lebens geblendet wird.

Der Glaube an Christus gab mir eine aufschlussreiche und beständige Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Glaube zeigt völlig andere Perspektiven der Selbstfindung auf. Wenn ich Christus finde, dann finde ich mich selbst, ein Leben, das auf mich ganz persönlich zugeschnitten ist, das lebenswert ist, weil Jesus an meiner Seite ist. Obwohl viele Menschen an Christus glauben, bedeutet Christsein niemals Konformität. Auch als Christen sind wir alle verschieden, und gerade das will Gott. Jeder von uns ist vor Gott ein besonderes Individuum, und daher sind Sie und ich einmalig vor unserem Schöpfer.

Den schmalen Grat meines Balancierens zwischen Individualität und Konformität habe ich mit dem Glauben an Jesus hinter mir gelassen. Ich brauche keine Selbstfindung zu betreiben, ich habe Christus gefunden, ja, noch mehr: Christus hat mich gefunden!

Axel Schneider

Sonntag, 09. Februar 2025: LFDY, 1. Petrus 2,24

Live Fast Die Young (LFDY) – um diese Streetwear-Marke ist in den letzten Jahren ein echter Hype entstanden. Vor allem junge Menschen tragen diesen Schriftzug auf T-Shirts oder Pullovern in Übergröße. Das ist aber nicht einfach nur eine Modeerscheinung, sondern die Identifikation einer ganzen Generation mit dem Motto: Immer schneller, immer weiter, immer mehr – ohne Rücksicht auf Verluste. Um den Körper noch leistungsfähiger zu machen, trinkt man Energydrinks oder nimmt Medikamente. Am Ende des Tages raucht man einen Joint, um herunterzukommen und schlafen zu können. Mit so einem Lebensstil kann man nicht alt werden, aber das ist auch nicht das Ziel. Das Ziel bleibt: So viel Erfolg und so schnell wie möglich.

Man könnte meinen, dass Jesus ein ähnliches Ziel verfolgte. Als Sohn Gottes hätte er jedenfalls die Möglichkeit gehabt, rasend schnell Erfolg und Anerkennung zu haben. Er hat ja alle Voraussetzungen mitgebracht, aber er hat sich trotzdem dagegen entschieden. Er entschied sich gegen einen schnelllebigen Lebensstil und nahm sich stattdessen ausgiebig Zeit für einzelne Menschen – und das ohne Rücksicht auf seine eigenen Bedürfnisse. Hunger und Müdigkeit plagten ihn oft, aber dennoch hatte er immer ein offenes Ohr für seine Mitmenschen.

Trotz seiner Güte musste Jesus jung sterben. Es war aber nicht seine ruinierte Gesundheit, die ihn das Leben kostete. Der Tod am Kreuz war von Anfang an sein Plan. Er wollte für die Sünden der Welt sterben, und er hat es mit Erfolg getan. Denn er ist nicht nur gestorben, sondern ist auch auferstanden und hat den Tod besiegt. Wir können gar nicht begreifen, welches Ausmaß dieses Werk für unser Leben hat. Aber es hängt für uns alles davon ab, Jesus als unseren Retter anzunehmen und für ihn zu leben.

Christian Driesner

Samstag, 08. Februar 2025: Glaube (4) – Wie lange muss man glauben?, Hiob 19,25.27

Diese unendlich langen Spaziergänge! Als Kinder haben wir sie gefürchtet. Ob am Sonntag oder im Urlaub, immer war es eine große Herausforderung durchzuhalten, bis endlich das Ziel erreicht war. Und wenn man Pech hatte, gab es auch noch den Rückweg. Aber da wusste man ja wenigstens, wie lang er war. Und viel langweiliger als vorher war es dann auch nicht mehr, denn man sah ja jetzt alles aus einer anderen Perspektive. Trotzdem, man musste sich – mit viel Ansporn durch die Eltern – dazu überwinden.

Wenn man im Glauben unterwegs ist, kann es einem auch lang werden, aber niemals langweilig. Doch nicht »Wie lange noch?« ist hier die vorrangige Frage, sondern: »Was kommt alles noch?« Glaube ist mit Erwartung verbunden, und der Anschub, vorwärtszugehen, ist dadurch gegeben, von Jesus, Gottes Sohn, geliebt zu sein, von Anfang bis Ende. Ja, in dieser Liebe fühlt man sich getragen und das Voranschreiten fällt leicht, ob es nun steil aufwärts geht, durch den dunklen Wald, über eine blühende Wiese unter blauem Himmel oder durch eine tiefe und enge Schlucht. Das Leben im Glauben bereitet trotz Schwierigkeiten sehr viel Freude und erzeugt eine tiefe Dankbarkeit, weil man so viel empfangen hat und nun erleben darf: Kraft und Ausdauer für kleine und große Aufgaben; Liebe und Geduld, wenn man andere zeitweise mitziehen muss; einen geschärften Sinn für Dinge und Menschen, die oft übersehen werden; freundliche Worte für den Austausch unterwegs, der den Zugang zum Leben anderer öffnet.

Und wann ist das Ziel erreicht? Wenn wir vor Jesus stehen und ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Dann werden wir nicht mehr glauben, sondern schauen, wie schon Hiob sagte: »Ja, ich werde ihn für mich schauen; dann sehen ihn meine Augen, aber nicht als Fremden.«

Joachim Pletsch

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