Donnerstag, 06. Oktober 2022: Aus den Tiefen

Oscar Wilde (1854-1900) war eine künstlerische Symbolfigur seiner Zeit, genial in vielerlei Hinsicht, intellektuell wie stilistisch brillant. Wegen seiner Verwicklung in Perversionen endete sein Leben als Desaster. Verarmt, gesellschaftlich geächtet und getrennt von seiner beeindruckenden Frau und seinen beiden Söhnen, starb er mit 46 Jahren, nach Aussagen seines Freundes Robert Ross an Syphilis. Aus der Gefängnishaft, zu der er wegen Verstrickung in homosexuelle Prostitution verurteilt wurde, schrieb er: »Die Götter hatten mir fast alles gegeben. Ich hatte Genie, einen bekannten Namen, eine hohe gesellschaftliche Stellung, Brillanz und intellektuelle Kühnheit. … Doch neben diesen Dingen gab es noch anderes in meinem Leben. … Was mir das Paradox auf dem Gebiet des Denkens war, das wurde mir die Perversion auf dem Gebiet der Leidenschaft. Begierde wurde schließlich eine Krankheit oder ein Wahnsinn oder beides. Ich wurde rücksichtslos gegenüber dem Leben anderer. Ich pflückte mir Vergnügen, wo ich wollte, und ging achtlos weiter. Ich vergaß, dass jede kleine Handlung des Alltags den Charakter formt und zerstört und dass deshalb das, was man im Geheimen getan hat, eines Tages laut von den Dächern gerufen wird … ich endete in furchtbarer Schande.«

Die Abhandlung, dem dieses erschütternde Eingeständnis entnommen ist, trägt den Titel: »De profundis« – zu deutsch: »Aus den Tiefen«. Der Schriftsteller übernimmt hier den Beginn des Psalm 130 und veranschaulicht, in welche Tiefen die Verstrickung in Sünde führt. Leider hat Oskar Wilde nicht verinnerlicht, was der Psalmist weiter schrieb: »Wenn du, Ewiger, Sünden anrechnest, Herr, wer kann vor dir bestehen? Doch bei dir ist Vergebung, damit man Ehrfurcht vor dir hat.«

Gerrit Alberts
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Frage
Wo und wie äußert sich bei Ihnen Verstrickung in Sünde?
Tipp
Jesus Christus kann Sünden vergeben und von der Macht der Sünde befreien.
Bibellese
Psalm 130

Mittwoch, 05. Oktober 2022: Eine Hure findet Gnade

Die Kanaaniterin Rahab lebte etwa um 1400 v. Chr. in Jericho. Zu dieser Zeit war kultische Prostitution, die bei kanaanitischen Fruchtbarkeitsriten ausgeübt wurde, weit verbreitet. Im Dienste dieser Gottheiten, z. B. der Astarte oder des Baal, prostituierten sich Frauen und auch Männer für die Tempelbesucher. Für das israelitische Volk war Hurerei streng verboten (5. Mose 23,18). Trotzdem schrieb Gott mit der Hure Rahab Geschichte. Sie versteckte israelitische Kundschafter in ihrem Haus und half damit dem Volk Israel, Jericho zu erobern und das Land Kanaan einzunehmen. Sie wurde zu einem besonderen Werkzeug in Gottes Plan.

Warum gerade sie? Warum diese Frau, die einen für Gott inakzeptablen »Beruf« ausübte und menschlich gesehen völlig unpassend war? Rahab hatte von den Wundertaten des Gottes der Israeliten gehört und glaubte an ihn. Sie war bereit, diesem Gott zu gehorchen und den Götzen ihres Volkes den Rücken zu kehren. Sie vollzog innerlich und später auch äußerlich eine komplette Wende. Und obwohl Gott dem Volk Israel vor der Eroberung Kanaans befohlen hatte, keine Gnade mit den Bewohnern zu haben, keinen Bund mit ihnen einzugehen und sich nicht mit ihnen zu verbinden (5. Mose 7,1-5), wurden Rahab und ihre Familie verschont.

In der Geschichte der Rahab leuchtet Gottes gnädiges Wesen auf. Er selbst fügte es, dass Rahab später den Israeliten Salmon heiratete. Aus dieser Linie ging vier Generationen später der König David und Jahrhunderte später Jesus Christus hervor. Rahab, die Prostituierte, wurde also zur »Stammmutter« des Messias! Ihr früheres, sündiges Leben spielte keine Rolle mehr, und noch heute können wir von ihrem vorbildlichen Glauben in der Bibel lesen. Das ist Gnade!

Daniela Bernhard
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Frage
Wie schätzen Sie Gottes Interesse an Ihnen ein?
Tipp
Niemand ist zu weit von Gott und seiner Gnade entfernt, um nicht eine neues Leben anfangen zu können.
Bibellese
Josua 2

Dienstag, 04. Oktober 2022: Ein Kind wie einen Hund erziehen?

Der Aufschrei war groß: Schon bevor die Sendung »Train your baby like a dog« im Januar 2021 ausgestrahlt wurde, wurde eine Petition ins Leben gerufen, die einen Ausstrahlungsstopp von RTL forderte. In der Sendung hilft die Hundetrainerin Aurea Verebes ratlosen Eltern mit eher ungewöhnlichen Erziehungsmethoden: Mit Leckerlis und Klickern sollen die Kinder passend konditioniert (eingestellt) werden. Mit Himbeeren, Umarmungen oder Klickgeräuschen sollen kleinen Kindern Aggressivität ab- und gewünschte Verhaltensweisen angewöhnt werden.

In zahlreichen Beschwerden wurde deutlich, was viele Menschen an solch einem Experiment stört: »Kinderseelen« seien »Menschen mit Würde« und nicht mit Hunden gleichzusetzen, schrieben einige Petitionsunterstützer. Selbst wenn tierische Belohnungsmechanismen bei Kleinkindern funktionieren, spüren viele Menschen intuitiv, dass derlei Methoden bei einem Menschen nicht angemessen sind. Doch auf welcher Basis wird dies eigentlich begründet? Rein evolutionär betrachtet sind Menschen angeblich lediglich höhere Säugetiere und Babys und Kleinkinder demnach lediglich Wesen, die in ihrer späteren Entwicklung mehr kognitive Fähigkeiten als Hunde besitzen werden.

Im christliche Menschenbild hingegen hat jeder Mensch, egal welchen Alters, einen unveräußerlichen Wert und eine besondere Rolle in Natur und Welt. Als »Krone der Schöpfung« und »Ebenbild Gottes« tragen Menschen eine Art »göttlichen Funken« in sich: Wesensmerkmale und Sehnsüchte, die auf ihren Schöpfer hinweisen. Diese Perspektive hilft, sich selbst und seine Mitmenschen nicht als bloße trieb- und belohnungsgesteuerte Wesen zu begreifen und sich gegenseitig in Achtung und Liebe zu begegnen.

Sebastian Lüling


Frage
Welchen Umgang erwarten Sie für sich selbst und Ihre Kinder?
Tipp
Betrachten Sie Ihre Mitmenschen heute ganz bewusst als wertvolle und besondere Geschöpfe!
Bibellese
Psalm 139,1-16

Montag, 03. Oktober 2022: Die Herrlichkeit des Todes

In diesen Tagen erleben wir wie jedes Jahr ein herrliches Naturschauspiel. Die Blätter der Bäume erstrahlen in wunderschönen Farben. Die Palette reicht von saftig grün über leuchtend gelb und feurig orange bis hin zu Rot- und Brauntönen. Wenn meine Frau und ich auf Spaziergängen oder Wanderungen diese Pracht sehen, sind wir einfach begeistert, und immer wieder verwenden wir dann das Wort »herrlich«. In Wahrheit sind all diese herrlichen Blätter aber gerade im Begriff zu sterben! Eine korkartige Trennschicht zwischen Blattstiel und Zweig unterbindet allmählich die Wasserversorgung und schließlich stirbt das Blatt ganz ab.

Warum hat Gott das so eingerichtet? Warum hat er dieses Sterben so »herrlich« gemacht? Warum freuen wir uns über diese sterbenden Blätter? Kann es sein, dass er uns jedes Jahr aufs Neue auf das Sterben seines Sohnes hinweisen will? Kann es sein, dass er uns zeigen möchte, welch große Freude das Sterben Jesu für uns bedeutet? Und welche »Herrlichkeiten« damit verbunden sind?

Jesus sprach die Worte unseres Tagesverses direkt vor seiner Verhaftung. Die Stunde war gekommen! Wenig später sollte er einen grauenvollen Tod am Kreuz sterben. Aber dieser Tod war »herrlich«. Er verherrlichte Gott, wie es im Vers oben heißt, weil dadurch endgültig klar wurde, wie sehr Gott die Menschen liebt – nämlich so sehr, »dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat« (Johannes 3,16). Der Tod Jesu war kein Unfall, sondern Gottes genialer Plan, um uns zu retten. Wenn ich darauf vertraue, dass Jesus dort auch meine Schuld getragen hat, kann ich Vergebung und ewiges Leben empfangen und ein neues Leben mit ihm beginnen. Herrlich!

Stefan Hasewend
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Frage
Haben Sie schon über die sterbenden Blätter gestaunt?
Tipp
Beschäftigen Sie sich mit dem Sterben Jesu!
Bibellese
Matthäus 27,45-54

Sonntag, 02. Oktober 2022: Mein Auto kennt mich …

Mein Auto kennt mich. Wenn ich ihm ganz nahe komme, kann ich die Türen öffnen und den Motor starten. Und das alles, ohne irgendeinen Schlüssel in die Hand zu nehmen oder irgendetwas anzustecken. Ich berühre den Griff, öffne und fahre los. Das ist eine ganz wunderbare Erfindung. Meine Tochter ist immer verwundert darüber. Neulich sagte sie mir: »Papa, ich will es jetzt auch mal probieren, die Tür aufzumachen. Das Auto muss mich doch jetzt langsam kennen.« Auf meine Gegenfrage antwortet sie: »Ich fahre jetzt immer so oft mit zur Schule und stehe so oft vor der Tür, da muss es mich doch jetzt auch kennen.« Darauf sagte ich ihr dann: »Stell dir vor, ein Dieb steht jetzt jeden Tag vor dem Auto. Das Auto würde ihn dadurch kennenlernen und irgendwann die Türen öffnen. Das wäre doch schlecht, oder?« Und dann erklärte ich ihr, dass ich einen kleinen Funkschlüssel bei mir trage und dieser Schlüssel dem Besitzer das Fahrzeug öffnet.

Es gibt einen einzigen Schlüssel zum ewigen Leben und zum Himmel. Er heißt Jesus Christus. Ihn muss man haben. Man kann jahrelang in einer Kirche oder einem anderen Gotteshaus sitzen und dennoch den Himmel verschlossen vorfinden. Der Herr Jesus lässt sich auch durch Taufscheine, Mitgliedsausweise, gute Taten oder Einhalten bestimmter Regeln nicht ersetzen. Es gibt nur einen Weg, den Herrn Jesus zu bekommen: ihm erstens die Sünden bekennen und sich von ihm reinigen lassen. Zweitens muss man ihn aufrichtig bitten, die Herrschaft über das eigene Leben zu übernehmen. Gott gibt uns dann den Heiligen Geist, der uns fortan gestaltet und verändert. Und dazu ist allein Jesus der Schlüssel, der dann schließlich auch an der »Himmelspforte« tatsächlich passt und uns dort den Eintritt ermöglicht.

Marcus Nicko


Frage
Haben Sie schon den richtigen Schlüssel für das Leben nach dem Tod?
Tipp
Nehmen Sie Jesus in Ihr Leben auf!
Bibellese
Epheser 1,7-14

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