Freitag, 22. November 2024: Schockwellen des Entsetzens, Lukas 19,40

Wann hat je der plötzliche Tod eines Menschen die gesamte Menschheit aufgeschreckt? Die Nachricht von dem Attentat auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy am 22. November 1963 war so ein Moment. Für einen Augenblick stockte Millionen von Menschen der Atem. In aller Welt hingen Menschen am Radio. Nur 15 Minuten vergingen von den ersten Meldungen bis zur Todesnachricht.

Das Entsetzen über die Ermordung des Thronfolgerpaares in Sarajevo rund 50 Jahre zuvor am 28. Juni 1914 war ein vergleichbarer Schock. Jedoch las man erst am Tag danach in den Zeitungen davon. Diese Schüsse lösten den Ersten Weltkrieg aus.

Es wurde so manche Herrscher ermordet, der viel Macht in Händen hielt: Julius Cäsar (44 v. Chr.); Abraham Lincoln (1865); der Zar von Russland (1918). Es wurden auch Menschen ermordet, die sich um Frieden bemühten: Mahatma Gandhi (1948); Martin Luther King (1968); Jitzchak Rabin (1995). Und stets war das Entsetzen groß. Auch Tyrannen sind gestorben, deren Tod die Menschen wie ein Keulenschlag traf. Ebenso sind Wohltäter gestorben, und kaum einer nahm Notiz davon.

Warum aber löste der grausame Tod von Jesus vor rund 2000 Jahren keine Schockwelle des Entsetzens aus? Warum trug nicht die ganze Menschheit Leid um den besten ihrer Söhne? Es waren nur wenige, die Anteil an seinem Tod nahmen. Und deshalb erlebten sie nur drei Tage später auch, was in der Welt bis heute einzigartig ist: Dieser Jesus wurde auferweckt und zur Schlüsselperson gemacht, durch die allein man zu Gott kommen kann. Und deshalb brauchten nicht die Steine schreien, weil Jesu Jünger über das, was sie erlebten, nicht schwiegen, sondern es in der ganzen Welt verkündigten. Und bis heute werden Menschen, die das glauben, erneuert und glückselig gemacht.

Andreas Fett

Donnerstag, 21. November 2024: Heimatlos?, Sprüche 14,32

»Flieg Vogel, schnarr dein Lied im Wüstenvogel-Ton! Versteck, du Narr, dein blutend Herz in Eis und Hohn! Die Krähen schrein und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnein. Weh dem, der keine Heimat hat!«

So endet eine geniale Dichtung des großen Philosophen Friedrich Wilhelm Nietzsche, mit der er seine Heimatlosigkeit beschreibt, die er durchmachen musste, als ihm klar zu sein schien, dass Gott tot ist. Nirgends gab es für ihn noch einen Orientierungspunkt, den nicht jeder nach Belieben verändern konnte, und der taugte dann so wenig wie ein verklemmter Kompass.

Tatsächlich ist ein Leben ohne Gott unendlich trostlos. Was verspricht dann noch Halt? Was ist dann vor der Unsicherheit und Unwägbarkeit unserer Existenz sicher? Sind wir dann nicht letztlich in ein hoffnungsloses »Nichts« hinausgehalten, in dem wir ohne jede Perspektive vor uns hinvegetieren, stets mit der bangen Ahnung unseres Endes? Einem unberechenbaren Schicksal ausgeliefert?

Wie gut, dass Nietzsche nicht Recht hatte! Gott ist mitnichten tot. Er lebt und hat noch immer alles in der Hand. Er ist die einzige, ewige Konstante in dieser Welt. Er ist die einzig verlässliche Orientierung. Doch dieser höchst lebendige Gott existiert nicht allein vor sich hin. Er hat sich uns durch die Bibel und vor allem durch die Menschwerdung seines Sohnes klar mitgeteilt. Er hat uns verlässliche und klare Zusagen gemacht für den Fall, dass wir ihm unser Leben anvertrauen. Und während der Mensch ohne Gott hilflos den Wellen des Schicksals ausgeliefert ist, kann der Mensch, der Gott vertraut, sogar noch in der existentiellen Krise seines Todes getrost sein, weil er ewig in Gottes Hand geborgen ist und eine ewige Heimat im Himmel hat.

Hermann Grabe

Mittwoch, 20. November 2024: Gott recht geben, Lukas 7,29

»Buße tun heißt Gott recht geben!« Ich glaube, das stimmt. In der Rede Jesu, aus der der Tagesvers stammt, beschreibt er das Wirken Johannes des Täufers. Dessen Haupttätigkeit war die Taufe. Allerdings hat Johannes nicht wahllos einfach so jeden getauft. Es war eine ganz bestimmte Taufe, die er mit Wasser vollzog. In Lukas 3,3 heißt es: »Und er [Johannes] kam in die ganze Landschaft am Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.« Also stand diese Taufe ausdrücklich in Verbindung mit Buße, d. h. mit der Hinwendung zu Gott.

In Matthäus 3,5-6 wird das konkretisiert: »Da ging zu ihm [Johannes] hinaus Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Umgegend des Jordan; und sie wurden von ihm im Jordanfluss getauft, indem sie ihre Sünden bekannten.« Also ist Buße mit dem Bekenntnis der Sünden zwingend verbunden.

Nun kommt der Tagesvers hinzu: Indem die Menschen sich mit der Taufe des Johannes taufen ließen, die Buße und das Bekenntnis der Sünden voraussetzte, gaben die Getauften Gott recht. Denn jeder, der sich und anderen eingesteht, gegen Gottes Gebote verstoßen zu haben, erklärt damit, dass Gottes Gebote verbindlich sind, dass sie gerecht sind, und dass Gott jedes Recht hätte, mich wegen meiner Verfehlungen zu verurteilen. Allerdings führt echte Buße bei Gott nicht zur Verurteilung, sondern zur Vergebung.

Doch m. E. beinhaltet Buße noch etwas: Buße hat nicht nur den rückwärts gewandten Blick. Echte Buße soll das Leben in dem Punkt, indem es bisher falsch war, in die richtige Richtung lenken. Denn Johannes hat auch dazu aufgefordert, dass man »der Buße würdige Früchte« bringen soll, d. h. Buße soll zur Aufgabe des bisherigen sündigen Verhaltens führen. Sonst bleibt Buße zweifelhaft.

Markus Majonica

Dienstag, 19. November 2024: Neid, Apostelgeschichte 7,9-10

Die Geschichte von Josef in der Bibel ist ziemlich bekannt. Josef wird von seinen Brüdern beneidet. Der Grund des Neides war, dass Josef von seinem Vater bevorzugt behandelt wurde. Der Neid führte dazu, dass sie ihn zunächst in eine Grube warfen, um ihn zu töten, und dann als Sklaven nach Ägypten verkauften. Die ungleiche Behandlung des Vaters mag Fragen aufwerfen. Doch den Bruder aus Neid so abzuservieren, dafür gibt es keine Rechtfertigung. Vielmehr wird sichtbar, wozu Neid Menschen befähigt. Neid treibt den Menschen zu einem Tun, das der Liebe völlig entgegen gesetzt ist, bis hin zum Mord.

Ist Neid für jeden von uns eine Gefahr? Ganz sicher. Böse Regungen steigen aus dem Schlammgrund jedes menschlichen Herzens auf, auch der Neid. Er ruht eventuell eine Zeit lang, bis eine Situation oder eine Person im Schlamm stochert. Dann wird die trübe Wolke des Neids aufgewühlt. Neid ist auf eine andere Person gerichtet, auf ihren Erfolg, ihren Besitz, ihren Einfluss, ihre Beliebtheit. Wir begehren für uns, was ein anderer hat. Neid breitet sich schnell in uns aus und bestimmt schnell unser Denken, Handeln und Reden. Das steckt in uns tief drin. Durch den Neid auf andere verlieren wir leicht jede Zufriedenheit und schätzen das, was wir haben, nicht mehr.

Wie kann man diesen Kurs korrigieren? Gott muss uns verändern und uns von unserem eigenen, trüben, neidischen Ich lösen. Nicht das, was der andere hat, gibt mir Erfüllung. Was wir wirklich brauchen, kann nur Gott uns geben. Er kann unser Inneres zufrieden und satt machen. Er kann uns den Blick weiten auf seine Fürsorge, Liebe und Großzügigkeit. Wer das erlebt, wird dankbar – und hat damit das beste Mittel gegen Neid.

Manfred Herbst

Montag, 18. November 2024: Endlich – eine ewige Bleibe!, Johannes 14,2

Bei einem Ausflug auf den Spuren der Vergangenheit suchten meine Frau und ich die Orte auf, wo ich meine Kindheit und Jugend verbrachte. Eigentümlich, wie stark sich Landschaften und Gebäude während der letzten Jahrzehnte verändert haben. Meine Eltern wohnten mit uns Kindern wegen Umzügen in drei unterschiedlichen Häusern. Eins davon ist noch bewohnt, sieht aber heruntergekommen aus. Eins steht leer und ist verfallen. Das dritte verschwand schon vor etlichen Jahren durch den Abrissbagger von der Bildfläche. Da, wo wir früher unser Zuhause mit gemütlichen Wohnräumen und einem Garten hatten, hat die Städteplanung heute neue Bauten und Straßen errichtet.

Alles auf der Erde ist vergänglich, kein Bauwerk hält für immer. Viele historische Bau-Denkmäler können nur mit viel Sanierungsaufwand erhalten werden. Aktuell soll sogar die Zukunft des Pariser Eiffelturms, eine der teuersten Immobilien der Welt, wegen starkem Rostbefall bedroht sein. Machen wir uns nichts vor: Leider wird auch unser lieb gewonnenes Einfamilienhaus, das wir mühsam renoviert, gepflegt und aufwendig abbezahlt haben, irgendwann nicht mehr existieren.

Darum freue ich mich über Gottes Versprechen, dass seine Kinder später beim ihm wohnen werden, in einem nicht mit Händen gemachten, ewigen Haus in den Himmeln (vgl. 2. Korinther 5,1). Ein Haus, das nicht mehr vom Zahn der Zeit zernagt wird.

Der Liederdichter Jaques Erné (1825–1883) schrieb ein fröhliches Gedicht mit der Vorfreude auf den zukünftigen Wohnort der Menschen, die durch Jesus Christus mit Gott versöhnt sind: »Ein Heim hab ich, ein Vaterhaus, so unaussprechlich schön; bald ruh ich dort bei Jesus aus, möcht heut schon zu ihm gehn.« Herrliche Aussichten!

Arndt Plock

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