Montag, 23. November 2020: Offenbarung (1): Ein Buch mit sieben Siegeln?

Es gibt wohl keinen Teil der Heiligen Schrift, um den sich mehr Fragen und Legenden ranken, als um das letzte Buch der Bibel. Bereits der geläufige, aus dem ersten Vers des griechischen Urtextes entlehnte Titel – »Apokalypse« – klingt äußerst geheimnisvoll.
Hinzu kommt, dass die Offenbarung bereits nach ihrem ersten Vers ein Geschehen behandelt, das sich »bald«, also zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft erfüllen soll. Und die Zukunft ist aus menschlicher Sicht ungewiss. Auch die Sprache dieses Bibelbuches mutet fantastisch und rätselhaft zugleich an: Es ist von merkwürdigen Wesen mit unzähligen Augen die Rede, von einem Lamm, einem Drachen, einer Schlange etc. Damit erinnert der Text ein wenig an uns bekannte Märchen und Sagen. Auch der Ort des Geschehens wechselt immer wieder: Einmal spielen die Entwicklungen auf der Erde, dann wieder an einem himmlischen, jenseitigen Ort.
Schließlich thematisiert die Offenbarung erschreckende Ereignisse. Es werden globale politische und Naturkatastrophen und schließlich sogar das Ende des uns bekannten Kosmos beschrieben. Es erstaunt daher nicht, dass sich von der Zeit ihrer Veröffentlichung an bis heute unzählige Spekulationen über die konkrete Bedeutung der Vorhersagen und die Zeit ihres Eintreffens herausgebildet haben. Und für viele Leser bleibt es das sprichwörtliche »Buch mit sieben Siegeln«.
Kann man diesen Schlussabschnitt der Bibel überhaupt verstehen? Kann man ihn mit Gewinn lesen? Ich möchte versuchen, gemeinsam mit Ihnen einen Zugang zu diesem geheimnisvollen Buch zu bekommen. Dabei möchte ich den Text nüchtern betrachten: Wilde Spekulationen werden Sie deshalb vergeblich suchen.

Markus Majonica
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Frage
Was sagt die Offenbarung über den dauerhaften Fortbestand dieser Welt?
Tipp
Apo-kalypse = »Weg(tun) des Schleiers«: also Offenbarung des noch Verborgenen.
Bibellese
Offenbarung 5,1-10

Sonntag, 22. November 2020: Vor 800 Jahren – Friedrich II. zum Kaiser gekrönt

Wir hatten zu Hause ein altes Liederbuch aus Kaiser Wilhelms Zeiten auf dem Harmonium herumliegen. Eines war darunter, das begann mit den Zeilen: »Der alte Barbarossa, / der Kaiser Friederich, / im unterird’schen Schlosse / hält er verzaubert sich.« Nach der Sage war Friedrich Barbarossa auf seinem Kreuzzug nicht gestorben, sondern hatte sich in den Kyffhäuserberg zurückgezogen, darauf wartend, zu gegebener Zeit des Reiches Herrlichkeit mit Macht neu aufzurichten. Mir kleinem Knirps gefiel das Lied, ich habe es oft laut gesungen. Viel später erst habe ich erfahren, dass das Lied ursprünglich gar nicht Barbarossa meinte, sondern seinen Enkel, ebendiesen Friedrich II.
Weil sein Vater früh gestorben war, kam Friedrich früh zur Krone und erbte auch noch das Königreich Sizilien. Auf den ersten Blick war er also ein äußerst mächtiger Mann. Zwar machten die deutschen Fürsten und der Papst ihm das Leben schwer, wo sie nur konnten. Doch Friedrich konnte sich behaupten. Als Kaiser bewegte er eine Menge, zum Beispiel erreichte er durch Verhandlungen, dass die christlichen Pilger sicher nach Jerusalem gelangen konnten. Er war ein Förderer von Kunst und Wissenschaft, schrieb selbst ein Buch über die Falknerei. Seine Verehrer nannten ihn »das Staunen der Welt«.
Schon mancher Herrscher dieser Welt wurde zu einem Mythos hochstilisiert, aber wie alle anderen Menschen sind auch sie vergänglich und können nach ihrem Tod gar nichts mehr für die Welt bewirken. Und wenn sie nicht einem Höheren, nämlich Gott, gedient haben, wozu der Tagesvers auffordert, nützt ihnen all ihr Werk nichts, denn eines jeden Menschen Maß wird nach dem gemessen, wie Gott ihn »zurechtweist«. Das gilt nicht nur für Könige, sondern für alle – bis heute.

Karl-Otto Herhaus


Frage
Worin besteht Gottes »Zurechtweisung« für heutige Menschen?
Tipp
»Und es geschah eine Stimme aus der Wolke, die sagte: Dieser ist mein auserwählter Sohn, ihn hört!« (Lukas 9,35)
Bibellese
Johannes 3,13-18

Samstag, 21. November 2020: Das Original zählt

Leuchtende Augen bekommen meine Kinder von der Wohngruppe, wenn sie einen originalen Porsche oder Ferrari, einen Ford Mustang oder Lamborghini sehen. Da ist der Begeisterung fast keine Grenze gesetzt. Die Handys werden gezückt und Aufnahmen gemacht. Die mächtigen PS-Boliden haben es ihnen angetan. Vor Kurzem waren wir im Kinderland, und dort gab es tatsächlich Rennautos zum Fahren. Der eine wollte den Porsche, der andere den Ferrari, obwohl es nur Kinderautos waren, die als einzigen Unterschied verschiedene Karosserien hatten. Aber für sie zählte eben der Name, und die Fantasie tat ihr Übriges. Die Kopie wird zum Original erklärt.
Wie gleicht dieses Verhalten demjenigen vieler Menschen in ihrer Einstellung gegenüber Gott. Man bedenkt nicht mehr, dass man nur ein Geschöpf ist. Die Kopie, das Abbild, also der Mensch, wird zum Original erklärt. Ja, manche gehen sogar so weit, es in ihrem Größenwahn zu wagen, das Original gering und die Kopie unendlich höher zu schätzen. Die Axt rühmt sich gegen den, der sie schuf und gebrauchen will. Wie irrsinnig und lächerlich; und doch geschieht das täglich, wenn wir meinen, alles besser zu wissen als unser Schöpfer.
Oder verhalten wir uns anders, wenn wir sagen: »Ich habe das geschafft, meine Kraft hat das aufgebaut, durch meine Klugheit und Intelligenz bin ich so weit gekommen«? Wie viel Einfluss haben wir auf eine Sekunde unseres Lebens? Wissen wir nicht, dass der Schöpfer uns in der Hand hält und erhält? Jesus Christus kam auf diese Erde, um jeden von uns zu einem Abbild seiner selbst zu machen, ohne dass er dabei unsere Individualität zerstört. Er gab sein Leben, damit wir ihn, unseren Schöpfer, erkennen und für ihn leben. Ihm gebührt die Ehre, und uns nur als seine Werkzeuge, die ihm dienen.

Rudolf Kühnlein
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Frage
Rühmen Sie sich selbst oder ihren Schöpfer?
Tipp
Ohne das Original gäbe es keine Kopie. Und eine Kopie steht immer für das Original.
Bibellese
Kolosser 1,15-20; 3,9-11

Freitag, 20. November 2020: Verantwortung für Kinder

Seit Adams Tagen gilt nicht nur für Diakone, also Kirchendiener, sondern für uns alle, was der Tagesvers anmahnt. Und bis zum heutigen Tag müssen Eltern viel Arbeit und Fleiß in die Erziehung stecken, damit die Kinder nicht ihre besten Lernzeiten vertrödeln; und vor allem, dass sie nicht darin bestärkt werden, man könne tun und lassen, was einem beliebt, ohne dass das Folgen hätte.
Um das zu erreichen, standen den Eltern früherer Zeiten besonders in unseren Breiten zwei tüchtige Helfer zur Seite. Der eine war eine allgemeine Gottesfurcht, wenn sie auch von den meisten nicht deutlich genug als solche verstanden wurde. Aber den Eltern war bewusst, dass sie nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht hatten, die Kinder zum Gehorsam zu erziehen. Die Anerkennung der Zehn Gebote war viel verbreiteter als in der heutigen Generation, wo Gottesfurcht ein Fremdwort ist und für viele nur noch das Gebot gilt: Du sollst dich nicht erwischen lassen! Und der andere Helfer war die grausame Armut der weitaus meisten Menschen. Sie konnten sich Trägheit überhaupt nicht leisten, wenn sie den nächsten Winter überleben wollten. So lernten die Kinder schnell und oft sehr schmerzhaft die Wahrheit eines anderen Bibelwortes: Was der Mensch sät, das wird er ernten (Galater 6,7).
Natürlich gibt es auch heute Menschen, die in großer Armut stecken. Allein in Berlin leben 6000 Menschen auf der Straße. Aber der jahrzehntelange Wohlstand hat so manchen dazu verführt, nicht mehr auf Gehorsam zu drängen, und je länger Kinder nicht zum Gehorchen erzogen werden, umso schwerer haben sie es, sich den Forderungen Gottes zu unterstellen. Das allerdings hat nicht nur zeitliche, sondern auch ewige Folgen! Können wir das verantworten?

Hermann Grabe
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Frage
Wie sieht es bei Ihnen zu Hause aus?
Tipp
Gottes Gebote dienen ausnahmslos zu unserem Guten.
Bibellese
2. Timotheus 3

Donnerstag, 19. November 2020: Ruf doch mal an!

»Ruf doch mal an!« – Das war einer der bekanntesten Werbesprüche der Deutschen Bundespost (in den 70er- und 80er-Jahren). Er sollte die Bundesbürger animieren, sich einen Fernmeldeanschluss zuzulegen und diesen regelmäßig zu nutzen. Der Slogan wurde oft in Form einer Sprechblase auf Postkarten und als Aufkleber auf Telefonzellen abgebildet.
Heute im Zeitalter von »Flatrate« und konkurrierenden Telekommunikationsunternehmen ist diese Werbung irgendwie unpassend. Damals war folgender Hinweis in vielen Telefonhäuschen und an öffentlichen Sprechstellen angebracht: »Fasse dich kurz.« Denn man konnte für eine Tarifeinheit ohne Limit Ortsgespräche führen. Und zugleich stand draußen vor der Telefonzelle die Schlange der Wartenden. Das änderte sich, als Anfang der 80er-Jahre der sogenannte Zeittakt im Ortsnetz eingeführt wurde. Von da an kostete nun nicht mehr jedes Gespräch 23 Pfennig (11 Cent), sondern jede Takteinheit. Mit dem Handy oder Smartphone ist das Telefonieren heute (wenn man nicht gerade in einem Funkloch ist) einfacher und oft auch günstiger.
Haben Sie gewusst, dass es in der Bibel auch eine Telefonnummer gibt, ja, dass Gott eine Telefonnummer hat, unter der man ihn erreichen kann? Und zwar Tag und Nacht, ohne Takteinheit und ohne Funkloch. Ohne Warteschlange und den Druck, das Telefonat beenden zu müssen. Es gibt bei Gott auch kein »Falsch verbunden«, kein Besetztzeichen, keine Mailbox usw. Und kurz fassen muss man sich hier auch nicht, man kann ihn so oft, wie man will, und so lange wie nötig jederzeit sprechen. »Rufe mich an am Tage der Bedrängnis: ich will dich erretten, und du wirst mich verherrlichen!« (Psalm 50,15).

Martin Reitz
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Frage
Haben Sie diese »Telefonnummer« schon mal genutzt?
Tipp
Gott wartet auf Ihren Anruf. Gerne auch öfter als nur in Notfällen.
Bibellese
Lukas 18,1-8

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