Donnerstag, 28. Mai 2020: Gesucht – gefunden
Kinder lieben es, Verstecken zu spielen. Immer und immer wieder wollen sie sich verstecken und können es kaum erwarten, gefunden zu werden. Suchen ist weniger beliebt, doch braucht es auch immer einen, der sucht, sonst kann das Spiel ja nicht stattfinden. Wenn Erwachsene mit kleinen Kindern Verstecken spielen, werden sie manchmal so tun, als ob sie suchen, obwohl sie das Versteck längst kennen. Dann, wenn sie schließlich den kleinen Kameraden »entdeckt« haben, ist die Freude groß auf beiden Seiten. In diesem Spiel, das bestimmt so alt ist wie die Menschheit selbst und das von Kindern unterschiedlichster Kulturen gespielt wird, offenbart sich ein menschliches Grundbedürfnis: Wir möchten alle gerne gesucht werden, wenn wir verloren gegangen sind. Und wir möchten, dass der Suchende sich freut, wenn er uns findet.
In unserem Tagesvers sehen wir, dass Gott sich mit einem Hirten vergleicht, der das eine Schaf sucht, obwohl er ja noch neunundneunzig in seinem Stall hat. Nun ist ein suchender Gott eigentlich unlogisch. Denn wenn Gott allwissend ist, hat er das Suchen ja gar nicht nötig. Er weiß sowieso, wo wir sind. Doch gleicht er vielleicht dem Erwachsenen in unserem Beispiel. Gott sucht, um uns seine Liebe zu zeigen. Er sucht, damit wir erkennen, dass wir im Zentrum seines Interesses stehen.
Wer sucht, kann nicht gleichzeitig etwas anderes tun. Und so überlässt der Hirte im Gleichnis die anderen Schafe erst einmal sich selbst. Im Text heißt es dann weiter: »Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern voller Freude« (Lukas 15,5). Die Freude ist auf beiden Seiten: Gott, der uns letztlich uns zuliebe gesucht hat, freut sich mit uns, gefunden worden zu sein.
Gabi Singer
- Haben Sie sich schon von Gott finden lassen?
- Wer beim Hirten ist, dem geht es gut.
- Johannes 10,11-18