Donnerstag, 23. Januar 2020: Keiner hat mich gefragt

Es ist schon ein paar Jahre her. Sie war ein bisschen flippig und aufgedreht und hatte Spaß an ihrem Job. Und weil sie ehrgeizig war, kam irgendwann der Tag, an dem sie ein besseres Jobangebot erhielt. Diese Chance ließ sie sich nicht entgehen, beendete ihr altes Arbeitsverhältnis und wechselte in eine größere Firma. Wir alle wünschten ihr viel Erfolg, und so ging sie enthusiastisch in die Zukunft. Nach wenigen Monaten kehrte sie zurück und bezog, so als wäre nichts geschehen, wieder ihren alten Schreibtisch – in der gleichen Abteilung mit der gleichen Aufgabe wie vorher.
Wir Kolleginnen und Kollegen staunten nicht schlecht und standen mit offenem Mund da. Doch ihr gegenüber ließen wir uns nichts anmerken. Und so ging alles seinen altgewohnten Gang. Ich musste allerdings öfter daran denken. Ein halbes Jahr danach sind wir mit der Belegschaft abends zusammen essen gegangen. Als wir Platz nahmen, saß ich zufällig neben ihr. Irgendwie hatte ich keine innere Ruhe, und so fragte ich sie, wie sie sich nach alldem fühle. Mit erstickter Stimme und die Tränen nur mit Mühe zurückhaltend, antwortete sie mir, dass noch niemand sie danach gefragt hätte. Sie schüttete ihr Herz aus und war froh, sich alles von der Seele reden zu können. Sie erzählte von ihren Ängsten und Kämpfen in dieser Zeit und war nun froh, dass da jemand war, dem sie sich anvertrauen konnte.
»Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, lautet in der Bibel ein Gebot. Das kann natürlich nur jemand, der mit sich im Reinen ist, weil er sich von Gott geliebt weiß. Dann beschäftigt ihn nicht mehr vorrangig die Sorge um sich selbst, sondern er ist frei, auch anderen Liebe zu erweisen. Nur ein Wort zur rechten Zeit öffnet dann manchmal die Herzenstür des Nächsten.

Bernd Grünewald
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Warum haben wir nur so oft Hemmungen, Dinge anzusprechen?
Tipp
Gott macht uns Mut, auf den anderen zu- und dann auf ihn einzugehen.
Bibellese
Hesekiel 34,1-16

Mittwoch, 22. Januar 2020: Die Tür steht noch weit offen!

Wenn ich auf dem PC einen Text schreibe, der einen oder gar mehrere Fehler enthält, so werden alle Kopien davon dieselben Fehler enthalten – einerlei, ob ich zehn oder tausend Kopien drucke. Das wird auch so bleiben, wenn ich eine Million Abzüge herstelle.
So ist es auch mit dem Menschengeschlecht gegangen. Adam hat gesündigt, und alle seine Kinder kamen schon als Sünder auf die Welt. Da gibt es keine Ausnahme, genauso wenig wie bei meinen Kopien. Aber Gott will nicht, dass die Menschen dem Teufel zur Beute werden. Darum hat er – wie es unser Tagesvers verheißt – eine Möglichkeit geschaffen, die diese fehlerhaften »Kopien« Adams zurechtbringt, alle Fehler ausmerzt und sie zu vollkommen Gerechten macht. Das hat sein Sohn für uns bewirkt, und nun rechnet Gott allen Glaubenden die Gerechtigkeit an, die sein Sohn für uns erworben hat. Jeder könnte an dieser Gerechtigkeit teilhaben, wenn er aufrichtig genug wäre, seine Schuldhaftigkeit zuzugeben und Gott um Vergebung zu bitten.
Wenn wir das tun, hat das schon jetzt in unserem Erdenleben großartige Auswirkungen. Wir können jetzt ohne Furcht in die Zukunft blicken und brauchen keine Ausreden mehr für unser Fehlverhalten zu erfinden, die doch von Gott leicht durchschaut werden. Wir können uns außerdem auf Gottes Durchhilfe verlassen, wenn es mal schwierig wird. Und vor allem haben wir die herrliche Aussicht darauf, einmal für ewig in dem Reich Jesu Christi zu sein, wo es weder Leid noch Tränen, weder Schmerzen noch Kummer geben wird, und das in alle Ewigkeit.
Gott bietet diese große Gnade heute noch jedem Fernstehenden an, und auch die Gläubigen erinnert er immer wieder daran, was sie geschenkt bekommen haben.

Hermann Grabe
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Wann machen auch Sie Gebrauch von diesem Angebot?
Tipp
Im Himmel sind nur solche, die das Gnadenangebot angenommen haben.
Bibellese
Matthäus 22,1-14

Dienstag, 21. Januar 2020: 20 Minuten unter Strom

New York, 21. Januar 1930: Der britische König George V. hält auf einer Konferenz die Eröffnungsrede, die von 59 amerikanischen Radiostationen übertragen wird. Einige Minuten, bevor der König zu sprechen beginnt, gibt es im Kontrollraum der Columbia Radiostation einen Kabelbruch. Mehr als eine Million Hörer sind von der Übertragung abgeschnitten! Der Mechaniker Harold Vivien löst das Problem, indem er die beiden Kabelenden ergreift, um den Stromkreislauf wiederherzustellen. Seine Arme zucken, sein Körper zittert, als 250 Volt seinen Körper passieren und er den Stromkreislauf aufrechterhält. Über 20 Minuten hält Vivien durch und überbrückt mit seinem Körper die unterbrochene Übertragung der Rede, bis der Kabelbruch behoben ist.
Was trieb diesen Mann dazu, die gestörte Verbindung wiederherzustellen? Dass alle Hörer die Rede hören konnten, war ihm wichtiger als sein eigenes Leben. Noch jemandem lag viel daran, eine abgebrochene Verbindung wiederherzustellen. Es ist Jesus Christus, der Sohn Gottes. Er sah die Menschen in ihrer Verlorenheit auf der einen Seite und den heiligen Gott im Himmel auf der anderen Seite. Wie Licht und Finsternis passten sie nicht zusammen. Jesus wusste, dass die einzige Möglichkeit, diese beiden wieder zusammenzubringen, die Hingabe seines eigenen Lebens sein würde. Diesen unglaublichen Preis hat er am Kreuz bezahlt.
Viele der Radiohörer werden es für selbstverständlich gehalten haben, dass sie die Rede des Königs hören konnten. Sie wussten nicht, dass ein heldenhafter Mechaniker dafür sein Leben riskierte. Viele Menschen heute halten es für selbstverständlich, dass sie zu Gott kommen können. Doch das ist nur möglich durch den Tod Jesu. Wie sehr sollten wir diese Verbindungsmöglichkeit schätzen und nutzen!

Silvia Gußmann
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Was ist eine angemessene Reaktion auf die Lebenshingabe Jesu?
Tipp
Danken Sie ihm für seine unglaubliche Tat am Kreuz!
Bibellese
Epheser 2,11-18

Montag, 20. Januar 2020: Verschimmelt

Ich hatte Appetit auf eine Walnuss aus eigener Ernte. Als ich sie öffnete, da schrie meine Tochter: »Die ist ja ganz verschimmelt!« Die Verarbeitung war offenbar unzweckmäßig gewesen, die Walnüsse waren nicht lange genug offen getrocknet worden. Nur Einsammeln und Weglegen reichte nicht, denn bei Feuchtigkeit gedeihen die Schimmelpilze gut. Am Ende wird alles unbrauchbar. Manche Schimmelpilze produzieren Giftstoffe und geben diese in die Lebensmittel ab. So greift der Schimmelpilz Aspergillus flavus Nüsse und Gewürze an. Seine Gifte verursachen nachweislich Leberkrebs. Deshalb müssen alle befallenen Nüsse und Gewürze entfernt werden, denn oft ist das gesamte Lebensmittel verseucht.
Der Schimmel bei den Nüssen ist mit der Sünde in unserem Leben vergleichbar. Zudecken und Verbergen sind an der Tagesordnung. Zugegeben wird häufig nur, was unwiderlegbar bewiesen ist. Bald ist das unsichtbare Gift des Misstrauens schon tief in die Herzen aller Beteiligten eingedrungen. Vertrauen ist fast nicht mehr möglich. Politikverdrossenheit und Skepsis vieler Menschen sind u. a. die Folgen.
Wie befreiend ist ein offenes uneingeschränktes Geständnis! Je eher, desto mehr kann vielleicht noch gerettet werden. Die Illusion, durch längeres Verschleiern oder Zudecken doch noch mit reiner Weste davonzukommen, wird spätestens vor Gott zerstört, denn ihm kann man nichts vormachen. Gott ist ein Freund von Offenheit und Entsorgung. Ihm kann man vertrauen. Darum schrieb er die Bibel und offenbarte seine innersten Gedanken. Bekennen heißt auch, Verantwortung auf sich zu nehmen und Schuld nicht auf andere abzuschieben. Nur auf dieser Grundlage kann Gott Sünde entsorgen, vergeben und beseitigen. Dann ist ein echter Neuanfang ist möglich.

Dr. Marcus Nicko


Frage
Was hindert Sie, Ihre Schuld offen vor Gott und Menschen zu bekennen?
Tipp
Schützen Sie sich und andere vor dem schleichenden Gift verborgener Schuld!
Bibellese
Psalm 25

Sonntag, 19. Januar 2020: »Warum sollte gerade das Christentum recht haben?«

Heute morgen hatten wir Besuch zum Frühstück. Matthias (Name geändert) ist 15 Jahre alt und kommt seit über einem Jahr regelmäßig in unseren christlichen »Jungstreff«. Er ist inzwischen ein guter Freund der Familie geworden. Unsere drei kleinen Kinder mögen es, wenn er kommt. Zu Bibel und Religion hatte Matthias vor der »Jungstreff«-Zeit kaum einen Bezug. Nun am Tisch frage ich ihn: »Was würdest du antworten, wenn jemand dich fragen würde, warum gerade das Christentum recht haben sollte?« Matthias wird nachdenklich. Die Synapsen im Gehirn sind am Arbeiten – wollen aber kein in sich stimmiges Bild ergeben. Dann sagt er einfach: »Keine Ahnung.« Eine ehrliche Antwort.
Nach einer Weile fragt Matthias mich: »Was würdest du denn antworten?« Was würde ich antworten? Auch ich werde nachdenklich. Im Grunde geht es um die Frage: Wie kommt der Mensch zu Gott?! Dann erzähle ich ihm von dem wesentlichem Merkmal, welches das Christentum so einzigartig macht. Ich erzähle davon, dass es bei den Religionen darum geht, dass der Mensch etwas tun muss, um einen Weg zu Gott zu ermöglichen. Beim Christentum hingegen geht es in die umgekehrte Richtung: Gott ist durch Jesus auf uns zugegangen und ermöglichte durch den Glauben an ihn den Weg zu Gott. Ist damit die Frage beantwortet? Nicht umfassend … Aber gerade diese eine Tatsache macht das Christentum außerordentlich anziehend. Sie befreit uns vom Leistungsdruck und von unserer Schuld, die uns von Gott trennt.
Ich wünsche Matthias, dass er diesen wesentlichen Unterschied versteht. Er kann (wie Sie und ich) niemals genug tun, um einen Weg zu Gott zu verdienen. Und gerade deshalb ist er auf Gottes Weg – Jesus – angewiesen.

Willi Dück


Frage
Haben Sie schon mal gründlich über den wesentlichen Unterschied nachgedacht?
Tipp
Jesus macht möglich, was einem Menschen unmöglich ist: eine »Brücke« zu Gott.
Bibellese
Apostelgeschichte 4,1-22

© 2022 – Evangelische Muttergemeinde A.B. Neukematen | Impressum | Datenschutzerklärung | Login