Donnerstag, 23. November 2023: Verzweiflung, Markus 5,36

Das fünfte Kapitel im Markusevangelium zeigt drei Menschen, die am Ende sind. Zunächst einen Mann, der so schlimm von Dämonen getrieben ist, dass keinerlei Kontakt mehr zu anderen besteht. Er lebt in einem Grab wie ein Toter. Alle Versuche, seine Wut gegen sich und andere zu bändigen, sind gescheitert. – Die zweite Person ist auch ein hoffnungsloser Fall: eine Frau, die bereits seit zwölf Jahren schwer krank ist. Ihre Not hat sie zu vielen Ärzten getrieben. Sie hat ihr gesamtes Geld hierfür ausgegeben, aber es ist nicht besser, sondern schlechter geworden. – Schließlich noch ein Mann, dessen kleine Tochter im Sterben liegt. Seine Hoffnung fokussiert sich auf diesen Jesus, doch sie wird zunächst scheinbar enttäuscht. Denn das Kind stirbt, und damit scheint jede Hoffnung verloren.

Doch das, was für Menschen unmöglich ist, ist bei Jesus möglich. Er verwandelt Verzweiflung in neues Leben: Der Besessene kehrt befreit in die Gemeinschaft der Menschen zurück. Die Frau wird geheilt. Und das tote Mädchen wird von Jesus auferweckt und ihren Eltern zurückgegeben.

Diese drei glücklichen Ausgänge sind wichtige Hinweise. Denn es gibt eine andere, ganz existenzielle Art der Verzweiflung, die uns Menschen packen kann: Wenn wir erkennen, wie abgrundtief böse unser Herz ist. Und es wird trotz der besten Vorsätze nicht besser. Ein Mensch, dem Gott ein solch waches Gewissen schenkt, gerät dadurch in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Doch das ist heilsam, denn es treibt ihn zu dem, der allein helfen kann: Jesus. Um uns aus dieser berechtigten Verzweiflung zu retten, ist er für uns am Kreuz gestorben. Und wie bei den drei Genannten kann er die Verzweiflung über Schuld in neues Leben verwandeln: durch Vergebung.

Markus Majonica
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Frage
Treibt es Sie auch zu dem, der helfen kann?
Tipp
Nicht nur die Hoffnungslosen und Verzweifelten, auch die Gesunden und Starken brauchen Jesus als ihren Retter.
Bibellese
Apostelgeschichte 22,3-21

Mittwoch, 22. November 2023: Solidarität und/oder Gebet?, Jesaja 45,22

Als im vergangenen Jahr Russland einen Krieg gegen die Ukraine in Gang setzte, gab es von vielen Ländern eine große Solidarität mit dem überfallenen Land. Zahlreiche Bilder und Berichte vermittelten den unvorstellbaren Schrecken des Krieges und seine Folgen für die Menschen. Millionen flüchteten und ließen ihr gesamtes Hab und Gut zurück, während der Aggressor Russland Zerstörung, Leid und Tod über weite Regionen des Landes brachte. Doch nicht nur Solidarität löste das alles aus. Viele beteten auch zu Gott, um aus Not und Angst befreit zu werden, und für eine Beendigung der Kämpfe.

Der heutige Buß- und Bettag steht für eine früher landesweite Bewegung, bei Not und Gefahr die ganze Bevölkerung zum Gebet aufzurufen. Dahinter stand die Einsicht, nur sehr begrenzt selbst für eine Wende sorgen zu können, und die Überzeugung, wesentlich von Gottes Eingreifen abhängig zu sein. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde dann der Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres festgelegt, um einen solchen Buß- und Bettag zu begehen.

In seiner Bezeichnung geht die Buße, also die Umkehr zu Gott, dem Beten voraus. Das ist der Einsicht geschuldet, dass man Gott kaum um etwas bitten kann, wenn man abgewendet von ihm lebt, denkt und handelt. Der Aufruf zur Buße erfolgt in der Bibel immer wieder (siehe Tagesvers), und er ist heute nötiger denn je, weil immer mehr Menschen sich von Gott abgewendet haben – zumindest in Deutschland, wo dieser Tag 1994 in vielen Bundesländern als gesetzlicher Feiertag abgeschafft wurde. Dabei geht es für uns um alles, nicht nur um Rettung aus gegenwärtiger Not, sondern auch um unsere ewige Errettung. Sich daran zu erinnern und entsprechend zu handeln, dazu ist heute und an jedem Tag Gelegenheit.

Joachim Pletsch
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Frage
Haben Sie die Gelegenheit zu Umkehr und Gebet heute schon genutzt?
Tipp
Man kann immer noch Gottes Hilfe erfahren, in kleinen und großen und sogar in ewigen Dingen.
Bibellese
Lukas 13,1-9

Dienstag, 21. November 2023: Herrlichkeit und Schande, Matthäus 15,19

Der englische Pastor John Stott sagte einmal auf die Frage, warum er glaube, dass das Christentum wahr sei, und es als einzige Glaubensrichtung das Paradoxon der Herrlichkeit und Schande des Menschen erklären könne. Diese beiden Begriffe prägen uns tatsächlich. Nehmen wir das Hochwasser im Ahrtal: Menschen wuchsen in der Not über sich hinaus. Es gab echte Helden, die unter Einsatz ihres Lebens andere retteten und unzählige Helfer, die sich tatkräftig für ihre Mitmenschen einsetzten. Aber auch die Schande des Menschen zeigte sich: Plünderer, die schamlos die Not ihrer Mitbürger ausnutzten, Hilfsgüter stahlen oder sich in den unbewohnten Häusern selbst bedienten. Woher kommt es, dass wir Menschen einerseits so gut und andererseits so böse sein können?

Die Bibel sagt, dass der Mensch ein Geschöpf Gottes ist. Unsere Fähigkeit zum rationalen Denken, unser Empfinden für Schönheit und Gerechtigkeit, unser Verlangen, uns für eine größere Sache einzusetzen, kommen daher, dass wir nicht bloße Materie, sondern im Bild unseres Schöpfers geschaffen sind. Andererseits sehen wir auch, dass der Mensch zu abgrundtiefer Bosheit fähig ist. Wir sind Gott-ähnlich, aber zugleich schlimmer als Tiere, wofür der Begriff »Auschwitz« zum Synonym geworden ist. Ja, wir können lieben, denken, Schönes erschaffen, mitfühlen und uns für andere einsetzen – aber wir können auch hassen, kämpfen, lügen, zerstören und töten. »Allmählich wurde mir offenbar, dass die Linie, die Gut und Böse trennt, nicht zwischen Staaten, nicht zwischen Klassen und Parteien verläuft, sondern quer durch jedes Menschenherz«, schrieb der Gulag-Überlebende und Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn. Doch die Bibel stellt nicht nur die passende Diagnose, sondern bietet auch die wirksame Therapie: die Erlösung in Christus Jesus.

Elisabeth Weise
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Frage
Wie würden Sie das »Paradoxon des Menschen« erklären?
Tipp
»Das Herz des Problems des Menschen ist das Problem des menschlichen Herzens.« (John Stott)
Bibellese
Römer 3,9-25

Montag, 20. November 2023: Guter und schlechter Samen, Matthäus 13,37-38

Wer im August einen der heute zahlreichen Fichtenkahlschläge durchquert, wird sicher an seiner Kleidung oder im Fell seines Hundes eine Menge kleiner Kügelchen finden. Das sind die Samen des Klebkrauts, das zusammen mit Hohlzahn, Weidenröschen, Brombeeren, Taubnesseln und vielem mehr gnädig die Wunden des Waldes bedeckt. Diese kleinen Kügelchen verraten jedem Kundigen, wo man sich aufgehalten hat.

Das erinnert mich daran, dass andere Menschen an meiner Wortwahl und an meinem Verhalten ziemlich deutlich einschätzen können, in welchem Milieu ich mich bewege. Und wenn sich diese Kügelchen mit ihren winzigen Hakenhärchen auch gut festhalten können, so fallen sie doch manchmal an Orten ab, die bisher kein Klebkraut kannten. Genauso können wir durch unser Verhalten andere anstecken. Mit welchen Ausdrücken, die sie auf dem Spielplatz oder in der Schule aufgeschnappt haben, erschrecken Kinder manchmal ihre braven Eltern! Die haben dann viel Mühe, den ausgestreuten Samen wieder unschädlich zu machen. Dazu haben sie große Weisheit nötig, weil sie sonst diese schädlichen Samenkörner nur noch fester ihren Kindern in die Seele prägen.

Das Ausstreuen von Samen gilt natürlich auch im positiven Sinn. Jedes Mal, wenn Kinder erleben, dass die Eltern im Alltag das verwirklichen, was sie bei der biblischen Gute-Nacht-Geschichte erzählt hatten, erleben die Kinder das Ausstreuen guter Samen. So können wir alle guten Samen säen wie der Schweizer Walter Mauerhofer: Als Gärtnerlehrling hatte er gelernt, Saatgut auszustreuen. Dann wurde er von Gott berufen, nach Österreich zu gehen. Seit über 50 Jahren streut er dort den guten Samen des Wortes Gottes aus. Mit erstaunlichen Ergebnissen!

Hermann Grabe
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Frage
Welcher Art Samen streuen Sie aus?
Tipp
Wer guten Samen ausstreuen will, muss auf das Einsammeln von gutem Samen bedacht sein.
Bibellese
Matthäus 13,24-33

Sonntag, 19. November 2023: Hoffnung, Markus 5,36

Hoffnung erwächst aus dem Glauben, dass alles wieder gut wird, dass es eine Zukunft gibt, dass nach einer dunklen Nacht wieder der Tag anbricht und es hell wird. Der Glaube wiederum gründet sich auf einen Zuspruch, d. h., ein anderer versichert mir, dass es so kommen wird, wie ich es mir erhoffe.

Einen solchen Zuspruch mag mir ein Mensch geben, der aber selbst gar keine Macht über die Zukunft hat, dessen Möglichkeiten begrenzt sind und der gar keine Garantie dafür geben kann, dass es wieder hell wird. Dann wird sich meine Hoffnung u. U. nicht erfüllen, sondern enttäuscht werden. Wenn aber Gott mir diesen Zuspruch gibt, dann tut das jemand, der alle Macht hat und die Dinge umkehren kann, wie er will. Er kann das geschehen lassen, was die Sonne in meinem Leben wieder hell strahlen lässt. Er kann die dunklen Wolken beiseiteschieben, die in unseren Köpfen und manchmal auch wirklich über unserem Leben hängen. Er kann Rettung bringen, wo alle Menschen »mit ihrem Latein« am Ende sind. Er kann uns aus der Enge, in die wir getrieben wurden, wieder zurück in die Weite führen.

Was wäre denn so ein göttlicher Zuspruch? Z. B. sagte er: »Fürchte dich nicht, glaube nur!« – Halte am Glauben fest, vertraue mir! Ich werde mich darum kümmern, und du wirst mich preisen (vgl. Psalm 43,5). Und dann sagt er auch noch: »Wer den Sohn hat, hat das Leben« (1. Johannes 5,12). Dieser Sohn ist Jesus Christus. Dessen Hand kann man im Glauben ergreifen, indem man zu ihm ruft: »Herr, rette mich!«, während man droht, in den Wellen und Stürmen des Lebens zu versinken. Denn dafür ist der Sohn Gottes gekommen, damit wir nicht für ewig in den Fluten des Todes versinken und verlorengehen müssen.

Joachim Pletsch
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Frage
Worauf gründet sich Ihre Hoffnung?
Tipp
Jesus Christus reicht Ihnen die Hand.
Bibellese
Matthäus 14,22-33

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