Samstag, 15. Oktober 2022: Ich sehe was, was du nicht siehst

Heute ist der Tag des weißen Stockes. Gemeint ist der weiße Langstock, der blinden Menschen als Erkennungszeichen und Hilfsmittel dient, wenn sie im Straßenverkehr unterwegs sind. Der Aktionstag soll auf die Situation von blinden Menschen aufmerksam machen. Wir können uns kaum vorstellen, wie das ist, wenn man nichts sieht. Wer schon einmal im Dialogmuseum in Frankfurt war, der hat einen kleinen Eindruck davon bekommen. Schon allein zu essen, ohne zu sehen, was man auf dem Teller hat, ist eine komplizierte Sache.

Erstaunlich ist, wie blinde Menschen oft gute Wege finden, mit ihrer Behinderung umzugehen, und so ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu führen. Oft ergreifen sie auch einen Beruf, mit dem sie trotz ihrer Einschränkung einen Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Wenn man nichts sieht, so nimmt man viele Dinge nicht wahr, und man muss sich tastend und fühlend einen Überblick verschaffen.

Die Bibel sagt uns, dass wir alle blind sind, und zwar in Bezug auf Gott. Wir können ihn nicht sehen und auch die vielen geistlichen Wahrheiten nicht wahrnehmen. Und doch haben wir ein Gespür dafür, dass da etwas ist, was wir bedenken und beachten sollten. Im Epheserbrief schreibt Paulus, dass er dafür betet, dass Gott die Augen des Herzens erleuchten möge. Wenn wir Gott bitten, uns die Augen des Herzens zu öffnen, können wir die geistlichen Dinge sehen. Dann können wir Gott erkennen und sehen, zu welch einer großartigen Hoffnung, nämlich dem ewigen Leben, er uns berufen hat. In der Bibel wird uns mehrfach berichtet, wie Jesus blinde Menschen sehend gemacht hat. Das kann uns als Ansporn dienen, ihn darum zu bitten, uns von unserer geistlichen Blindheit zu befreien, sodass wir ihn erkennen können.

Bernhard Volkmann
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Frage
Wie könnte man sich das vorstellen, mit den Augen des Herzens zu sehen?
Tipp
Bitten Sie Gott darum, dass er Ihnen die Augen des Herzens öffnet!
Bibellese
Johannes 9

Freitag, 14. Oktober 2022: »Gottstreu« und »Gewissenruh«

Wenn man am Oberlauf der Weser mit dem Auto entlangfährt, wird man zweimal stutzig – wegen dieser Ortsnamen: »Gottstreu« und »Gewissenruh«. Was hat es mit diesen bedeutungsschweren Ortsbezeichnungen auf sich?

Im Jahre 1722 (also vor 300 Jahren) nahm Landgraf Carl von Hessen-Kassel Waldenser auf und und siedelte sie im Wesertal an. Die Ortsnamen wählte der Landgraf selbst aus! (Waldenser waren Christen, die die Bibel als alleinigen Maßstab für ihr Glaubensleben erkannt hatten, aber später in Frankreich grausam verfolgt wurden.) Nun konnten ein paar Familien, die ihre Heimat und (fast) alles zurücklassen mussten, hier an der Weser ihren Glauben leben, wie ihr Gewissen es ihnen gebot, und sie haben sicherlich auch einen dankbaren Blick für Gottes Treue gehabt, der sie auf der Flucht bewahrt und ihnen hier einen Ort der Ruhe geschenkt hatte.

In Gottstreu haben wir als Familie kürzlich das Waldensermuseum besichtigt. Das harte, einfache Leben der Waldenser und die schreckliche Verfolgung werden hier dokumentiert. Auch konnten wir die Waldenserkirche im Dorf ansehen. Uns wurde gesagt, dass nur noch wenige Christen die Gottesdienste besuchen. So interessant das Museum ist: Ist es nicht schade, dass von einer lebendigen Glaubensbewegung von Menschen, die alles verlassen mussten, um ihren Glauben frei leben zu können (und doch ein reines Gewissen und Ruhe gefunden hatten), (fast) nur noch Mauern und Dokumente geblieben sind?

Was würden die Christen, die so viel Leid erduldeten, von der heutigen Generation halten? Ein museal erstarrter und verstaubter Glaube ist ein toter Glaube. Er nützt gar nichts. Nur der Glaube, der uns durch eine völlige Ausrichtung auf Gott erneuert, führt zum Leben.

Martin Reitz
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Frage
Welche Gedanken wären Ihnen bei der Führung gekommen?
Tipp
Suchen Sie den lebendigen Glauben, der an einem lebendigen Gott hängt!
Bibellese
Offenbarung 3,1-6

Donnerstag, 13. Oktober 2022: Eine verhängnisvolle Flucht nach Mexiko

Als im Februar 2021 eine Kältewelle das Leben und Wohlergehen von Millionen von Texanern gefährdete, traf der republikanische Senator Ted Cruz eine verhängnisvolle Entscheidung: Er flog mit seinen beiden Töchtern ins warme Mexiko, damit diese sicher seien, so Cruz später. Während die 29 Millionen Einwohner von Texas unter andauernder extremer Kälte, tagelangem Stromausfall und mangelnder Wasserversorgung litten, nutzte Cruz seine privilegierte Position, um sich in Sicherheit zu bringen. Besonders pikant: Kurze Zeit vorher forderte er die Bevölkerung in einem Interview auf, »einfach zu Hause zu bleiben und ihre Kinder zu umarmen«.

Als Fotos von ihm am Flughafen auf Twitter auftauchten, durchzog ein Sturm der Entrüstung das Internet. Viele Kommentatoren warfen Cruz Heuchelei und Egoismus vor. Auch wenn Cruz an den Temperaturen nichts ändern konnte, fühlten sich viele Amerikaner in Zeiten größter Not von ihrem Senator im Stich gelassen. Die nachvollziehbaren Reaktionen zeigen auf, wie sehr sich Menschen Politiker wünschen, die die Probleme der Bürger nachempfinden können und nicht nur sprichwörtlich »über den Dingen schweben«. Selbst wenn Politiker nicht jedes Problem lösen können, vermittelt ihre Präsenz und ihr Mitleiden den Menschen Verständnis und Nähe.

Schon vor 2000 Jahren setzte Jesus ganz neue Maßstäbe in Sachen Führung und Leiterschaft: Er sprach nicht nur abstrakt von Nöten, sondern kam den Menschen nahe und weinte über ihr Leid. Und dann half er ihnen, weil er dazu fähig war. Seine Nähe und Hilfe kann noch heute trösten und uns Kraft und Zuversicht schenken, unser Vertrauen weiterhin auf ihn zu setzen bzw. damit überhaupt erst einmal anzufangen.

Sebastian Lüling


Frage
Welche Menschen waren in Ihrem Leben glaubhaft und nahbar?
Tipp
Jesus ist nicht nur nahbar, sondern auch fähig zu helfen, wenn wir ihn darum bitten.
Bibellese
Lukas 18,35-43

Mittwoch, 12. Oktober 2022: Vatergefühle

Heute vor zwei Jahren wurde unser erstes Kind geboren. Vater zu sein, ist für mich eines der größten und schönsten Dinge überhaupt. Das erste Lächeln des Kindes, die ersten Schritte, das erste Wort – all das sind unvergessliche Erlebnisse. Die Liebe, die man zu seinem eigenen Kind hat, ist schwer in Worte zu fassen. Es ist eine bedingungslose Liebe. Das Kind muss nichts leisten, um geliebt zu werden, man liebt es einfach. Man möchte nur sein Bestes. Das Schlimmste wäre für mich, wenn mein Kind mir nicht vertrauen würde oder keinen Kontakt mit mir haben möchte.

Diese Vatergefühle kommen nicht von ungefähr, Gott hat sie in uns hineingelegt. Er ist der vollkommene Vater im Himmel, von dem sich jede andere Vaterschaft ableitet (vgl. Epheser 3,14-15). Damit wir besser verstehen können, wie er für uns empfindet und über uns denkt, lässt er uns gewissermaßen in seine Rolle schlüpfen.

Seit ich selbst Vater bin, ist mir Gottes bedingungslose Liebe noch viel kostbarer geworden. Ich verstehe ein bisschen besser, dass ich nichts tun kann, damit Gott mich mehr liebt, und auch nichts, damit Gott mich weniger liebt. Es ist mir klarer geworden, dass er nur mein Bestes will und dass die Herausforderungen in meinem Leben einen Sinn haben – sonst würde mein allmächtiger, liebender Vater sie nicht zulassen. Und ich kann etwas besser erahnen, wie sehr es Gott das Herz brechen muss, wenn die meisten Menschen nichts mit ihm zu tun haben wollen, weil sie meinen, er möchte ihnen das Leben verleiden. Kein aufrichtiger Vater möchte das, und schon gar nicht der vollkommene Vater im Himmel! Gott hat vielmehr eine tiefe Sehnsucht danach, dass wir ihn Vater nennen und auch so behandeln.

Stefan Hasewend
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Frage
Was hindert Sie daran, Gott so zu vertrauen wie ein Kind seinem Vater?
Tipp
Wer den Allmächtigen zum Vater hat, lebt in Ruhe und Sicherheit.
Bibellese
Johannes 1,12-13

Dienstag, 11. Oktober 2022: Aus den Augen, aus dem Sinn

Es ist ein ganz normaler Tag in der Schule … Ich betreue die Ganztagsklasse am Nachmittag. Die Schüler müssen ihre Hausaufgaben erledigen und können sich bei Fragen an mich wenden. Patrick (Pseudonym) hat Schwierigkeiten bei den Matheaufgaben. Ich schaue drüber und weise ihn auf den Fehler hin. Trotzdem kommt er nicht so richtig auf einen grünen Zweig. Er ist genervt, hat keine Lust … Schließlich ist die Lernzeit um, und die Schüler müssen ihre Hausaufgaben wegpacken. Da Patrick nicht fertig geworden ist, bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als sich zu Hause noch mal dranzusetzen. Patrick ist kreativ und lässt sich etwas einfallen … Als die Kinder aus dem Klassenraum gelaufen sind, sehe ich im Fach unter Patricks Tisch – seine Matheaufgaben. Er hat sie in der Schule gelassen! Irgendwie schlau! So kann er einfach zu Hause erzählen, dass er fertig ist. Und sollte seine Mutter auf die Idee kommen, sich das anschauen zu wollen, kann er sagen: Ich habe sie in der Schule gelassen! Sie hat keinen Zugriff. Schlau!

Wirklich schlau? Oder doch einfach nur dumm?! Die Vermeidungsstrategie ist möglicherweise kurzfristig »erfolgreich«, aber langfristig sehr schädlich. Patricks Notenbild bestätigt das.

Weglaufen statt angehen. Wegschauen statt der Sache ins Auge schauen. Ein klassisches Phänomen – nicht nur bei Schülern. Auch wir Erwachsenen wollen Probleme nicht immer bearbeiten. Erst recht nicht, wenn es ungemütlich werden könnte. Und was ist, wenn es erst an die Substanz geht? An unser Innerstes? An unsere Schuld und Sünde? Wo wir fürchten, dass wir im Unrecht sein könnten!? Sollen wir das anpacken? Oder uns doch lieber eine »schlaue Ausrede« überlegen? Das wäre kurzfristig erfolgreich, aber langfristig sehr schädlich.

Willi Dück


Frage
Welches Problem schieben Sie lieber weg – aus den Augen, aus dem Sinn?
Tipp
Seien Sie mutig und packen Sie es an! Auch das, wovon der Tagesvers spricht.
Bibellese
Psalm 32

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