Sonntag, 25. September 2022: »Das kriegst du nie mehr raus«

Meine Frau hat sich während des Heranwachsens unserer vier Kinder und durch die Besuche unserer acht Enkel eine erstaunliche Fähigkeit im Entfernen von Flecken angeeignet. In einem Kellerregal stehen achtzehn kleine Flaschen mit Flüssigkeiten gegen Flecken aus Öl, Tinte, Lippenstift, Gras und vieles mehr. Es kommt allerdings vor – wenn auch sehr selten -, dass sie resigniert sagt: »Das kriegt man nie mehr raus.« So sind manche Tischdecken und Kleidungsstücke unbrauchbar geworden oder nur eingeschränkt nutzbar geblieben.

Vor der industriellen Fertigung waren flüssigkeits- und witterungsbeständige Farbstoffe sehr wertvoll. Dazu zählten Scharlach und Karmesin. Der hebräische Begriff für die erste Farbe (schani) bezeichnet ein Mittel, das aus Schildläusen gewonnen wurde. Der hier mit Karmesin bezeichnete Stoff (tola) wurde wahrscheinlich von Würmern oder Schnecken produziert. Wenn jedenfalls ein Klecks dieser beiden Farben auf einen weißen Stoff fiel, war das Malheur groß: Das bekam man nicht wieder heraus.

Genau so ist es mit unseren Sünden. Sie beflecken uns und machen uns unpassend für den ungestörten Umgang mit Gott. Das Ärgerliche ist: Wir können diese Flecken nicht entfernen. Alle Gegenmittel in unserem Regal sind wirkungslos. Weder ein frommes Leben noch gemeinnütziges Engagement noch Verdrängung, Verharmlosung oder Psychotherapie ändern etwas daran. Das Gegenmittel muss von Gott selbst kommen. Genau das ist geschehen. Gott ist Menschen geworden und hat »durch sich selbst die Reinigung von den Sünden bewirkt« (Hebräer 1,3). Mit einem chemischen Gegenmittel war das nicht getan. Dafür musste Jesus Christus unsere Fehltritte auf sich nehmen und wie ein schmutziger, verunreinigter Sünder vor Gott für uns geradestehen.

Gerrit Alberts
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Welche Mittel setzen Sie ein, um Schuld loszuwerden?
Tipp
Das Blut von Jesus Christus reinigt uns von jeder Sünde.
Bibellese
Römer 5,8-12.17-18

Samstag, 24. September 2022: Gute Tage sind oft böse Tage

Zu der Zeit, als nur oder vor allem Segelschiffe die Ozeane befuhren, kamen es häufig vor, dass man in der Kalmenzone in der Nähe des Äquators auf Schiffe traf, die führerlos und offensichtlich ohne Besatzung auf dem Wasser dahintrieben. Setzte man dann ein Boot aus, um ein solches Schiff zu erkunden, trafen die Männer auf lauter Leichen, oben auf dem Deck und in den Kajüten. Sie waren verdurstet. Die Kalmenzone hat ihren Namen davon, dass dort fast kein Wind weht (engl. calm = Windstille, Flaute). So kam man einfach nicht voran. War dann das Trinkwasser aufgebraucht, mussten die Matrosen elendig verdursten; denn das reichlich vorhandene salzige Meerwasser stillt keinen Durst, sondern macht nur noch durstiger.

Unser Leben gleicht einer solchen Überfahrt. Während Stürme sehr bedrohlich werden können, haben sie auch das Potenzial, uns in den ersehnten Hafen zu treiben. Zeiten, in denen alles ruhig zugeht und wir den Sonnenschein des Lebens genießen, bringen uns oft nicht voran. Da ist es gut, wenn wir für Vorrat gesorgt haben, damit wir nicht verdursten. Lebensstürme treiben Menschen, die Gott kennen, oft an, ihn um Beistand anzuflehen, was man bei Flauten oft nicht für nötig hält. Wir sollten uns aber nicht täuschen lassen. In Sicherheit sind auch Gläubige erst, wenn sie im sicheren Hafen, in Gottes Herrlichkeit angekommen sind.

Viele Menschen wissen aber gar nicht, dass sie auf einer Überfahrt unterwegs sind. Sie haben daher auch weder Kompass noch Ziel und hoffen auf ein gutes Ende oder verzweifeln, je nach Seelenlage. Gott aber lädt auch heute noch alle ein, bei ihm Hilfe und Orientierung zu suchen, und sein Angebot gilt, solange wir uns noch auf der Überfahrt befinden.

Hermann Grabe
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Wie gehen Sie mit »guten Tagen« um?
Tipp
Völlige Windstille kann gefährlicher werden als ein Sturm.
Bibellese
Psalm 107,23-30

Freitag, 23. September 2022: »Die Sonne scheint heute nicht«

Jetzt im Herbst herrscht bei uns in der Gegend oft Inversionswetterlage: Unten im Tal ist es neblig und kalt, oben am Berg scheint die Sonne, und es ist dort um einiges wärmer. Wenn man in der »Nebelsuppe« sitzt, hört man Leute öfters sagen: »Die Sonne scheint heute nicht.« Manchmal könnte man das auch wirklich meinen. Setzt man sich dann allerdings für 10 Minuten ins Auto und fährt den Berg rauf, ist man eines Besseren belehrt. Man blickt hinunter aufs Nebelmeer und genießt das Licht und die Wärme der Sonne.

Mit Gott ist es ähnlich. Manche Menschen sind überzeugt, dass es keinen Gott gibt. Ein Nebel von Vorurteilen verstellt ihnen den Blick auf Gott. Andere denken zwar, dass es Gott gibt, aber er ist für sie nicht erfahrbar. Die Lösung ist immer die gleiche: Man muss durch den Nebel hindurch und sich Gott nähern. Das Lesen dieses Kalenders ist ein erster Schritt in diese Richtung, das Lesen in der Bibel – vielleicht mit einem Freund oder in einer gemütlichen Runde – ein weiterer. So wie die Sonne immer scheint, ist auch Gott immer da. Je mehr ich mich ihm nähere und je mehr ich ihm vertraue, desto mehr kann ich ihn erfahren und seine Liebe genießen. Wenn ich aber gegen Gott rebelliere, kann ich seine Liebe nicht genießen, so wie ein trotziges Kind die Liebe seiner Eltern nicht genießen kann.

Wer sich aufmacht, um Gott zu suchen und ihm zu begegnen, wird feststellen, dass Gott schon lange auf ihn wartet. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11-24) malt uns Jesus diese Wahrheit vor Augen: Der Vater, der für Gott steht, hält täglich Ausschau nach seinem Sohn. Als dieser zu ihm umkehrt, gibt es keine Vorwürfe, keine Bedingungen, keine Probezeit – nur völlige Annahme und Freude.

Stefan Hasewend
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Wie wichtig ist die Sonne für Sie?
Tipp
Sie ist ein Hinweis darauf, dass wir Gott unbedingt brauchen.
Bibellese
Offenbarung 22,1-5

Donnerstag, 22. September 2022: Allzeit bereit

»Komm mal bitte in mein Büro!«, sprach mich meine Schulleiterin auf dem Flur an. Im Laufe der Woche ging ich also ins Sekretariat und bat zaghaft um einen Termin. Die Schulsekretärin sah mich schmunzelnd an und sagte nur: »Geh einfach ins Büro!« Völlig irritiert, denn an meiner alten Schule war dies undenkbar, stand ich vor der Tür meiner Schulleiterin, klopfte und wurde ohne Termin einfach hineingebeten.

In unserem Alltag kommen wir aber auch immer wieder in Situationen, in denen es gar nicht so einfach ist, die richtige Person zu erreichen. Manchmal müssen wir lange auf einen Termin warten oder wissen sogar, dass wir niemals einen Termin werden vereinbaren können, weil wir dazu gar nicht berechtigt sind. So wird wohl niemand von uns einen Termin bei der Bundeskanzlerin bekommen.

Vielleicht übertragen wir diese Erfahrungen auch auf unsere Beziehung zu Gott und denken, dass wir mit ihm nur zu einer bestimmten Zeit oder an einem ausgewählten Ort sprechen könnten, wie etwa in der Kirche. Vielleicht haben wir auch das Gefühl, dass nur andere dazu berechtigt wären, mit Gott zu sprechen. Doch Gott ist in vielem so überraschend anders! Er ist tatsächlich immer erreichbar für uns und wünscht sich sehr, dass wir mit ihm reden. Das können wir, indem wir beten.

Gott möchte, dass wir ihm alles erzählen, und dies können wir überall tun: bei einem Spaziergang durch den Wald genauso wie beim Autofahren. Wir müssen uns nicht erst an den richtigen Ort begeben oder einen Termin vereinbaren, sondern wir haben jederzeit die Chance auf eine Audienz bei Gott. Er hört uns zu und hat immer Zeit für uns – ganz ohne Termin!

Ann-Christin Bernack


Frage
Worüber möchten Sie mit Gott heute sprechen?
Tipp
Er hat immer Zeit für uns!
Bibellese
Matthäus 6,5-13

Mittwoch, 21. September 2022: Braunkohletagebau

Die ehemalige Verbindungsstraße ist nur noch eine Sackgasse. Schilder warnen vor der Weiterfahrt. Warum? Ist das Panikmache? Einschränkung der persönlichen Freiheit? Bevormundung? Wer mit hoher Geschwindigkeit diese Straße trotzdem nutzt, könnte vielleicht die Absperrung durchbrechen und viele Meter tief in den Tagebau stürzen. Das Lausitzer Flöz liegt in 85 bis 100 m Tiefe. Man sollte also lieber die Umgehungsstraße nehmen. Die Schilder stellen eine Hilfe dar, das eigene Leben und das Leben anderer zu schützen und zu bewahren. Niemand käme auf die Idee, Schilder und Schildaufsteller zu missachten und ihre Berechtigung infrage zu stellen.

Die Hölle ist der tiefste Absturz, den wir uns vorstellen können. Ein Ort ohne Hoffnung, ein schrecklich einsamer Ort. Niemand wird in ihrer Finsternis seine Verwandten oder Freunde treffen. Wenn es nach Gott ginge, würden gar keine Menschen dorthin gelangen. Er möchte nicht, dass irgendjemand von uns dort die Ewigkeit verbringt. Deshalb stellte er »Warnschilder« auf und baute eine »Umgehungsstraße«. Er warnt uns in der Bibel z. B. davor, einfach draufloszuleben und den Tod und die Ewigkeit danach auszublenden. Für die »Umgehungsstraße« investierte er enorm viel: Sein Sohn starb am Kreuz, damit wir einen anderen Weg gehen können und an dem Ziel unserer innersten Sehnsüchte ankommen: Freude, Friede, Glück, Vergebung, Hoffnung – unaufhörlich in Ewigkeit bei Gott. Und das »Befahren« dieser Umgehungsstraße macht er so einfach wie möglich. Es erfordert keine besonderen Taten, Kirchenmitgliedschaften, Liturgien oder das Einhalten bestimmter Regeln. Nur ein aufrichtiges Bekennen der persönlichen Schuld und die ehrliche Einladung an ihn, mein persönliches Leben zu regieren und zu leiten.

Marcus Nicko


Frage
Auf welchem Weg sind Sie unterwegs?
Tipp
Entscheiden Sie sich für die »Umgehungsstraße«! Nur dann erreichen Sie das Ziel.
Bibellese
Hebräer 2,1-10

© 2022 – Evangelische Muttergemeinde A.B. Neukematen | Impressum | Datenschutzerklärung | Login