Sonntag, 10. Juli 2022: »Muss Gott schlafen?«

Mein ältester Sohn war gerade vier Jahre alt geworden, als er begann, sich mit tiefer gehenden Fragen zu beschäftigen. Auf einer Autofahrt wollte er unvermittelt von mir wissen: »Mama, wenn Gott schlafen muss, fällt er dann vom Himmel?« Amüsiert, aber auch fasziniert von seinen Gedanken antwortete ich: »Nein, Schatz, Gott muss nie schlafen.« – »Woher weißt du das denn?« Ich zitierte den Tagesvers. Mein Sohn überlegte und sagte dann: »Aber Gott muss doch auch mal müde werden! Er hat doch so viel zu tun.« Ich lächelte und versuchte, dem kleinen Mann zu erklären, dass Gott tatsächlich weder müde wird noch jemals schlafen muss, auch wenn das aus unserer menschlichen Perspektive schwer zu begreifen ist. Auch, dass Gott für alle Menschen gleichzeitig verfügbar ist, beschäftigte meinen Sohn. Und er beharrte darauf, dass das doch sehr müde machen müsse!

Bei dieser Gelegenheit konnte ich zusammen mit meinem Sohn darüber staunen, dass Gott so viel größer ist, als unser Verstand es fassen kann. Gott ist so anders als wir Menschen! Wir müssen regelmäßig schlafen, bekommen nur wenige Dinge gleichzeitig hin und sind schnell von vielen Dingen überfordert. Doch Gott nicht! Ihn überfordern unsere Probleme niemals, und er behütet uns sogar dann, wenn wir schlafen, denn er muss es ja nicht. Er bleibt immer wach, aufmerksam und zugewandt. Seine Allgegenwart übersteigt unseren Verstand.

Ich finde es sehr tröstlich zu wissen, dass mein Vater im Himmel niemals »ausfällt«, weil er keine Zeit oder Lust hätte oder weil er müde oder gar genervt wäre. Nein, ihm entgleitet nichts, er ist immer nur ein Gebet weit entfernt, und selbst mitten in der Nacht darf ich mich vertrauensvoll an ihn wenden. Was für ein Gott!

Ann-Christin Ohrendorf


Frage
Was sagen Sie dazu, dass Gott sich für Sie Zeit nehmen will?
Tipp
Nehmen Sie sich doch auch Zeit für ihn!
Bibellese
Psalm 121

Samstag, 09. Juli 2022: Das letzte Selfie

Traumstrände, Natur, wilde Elefanten – Sri Lankas Charme zieht immer mehr Touristen an. Darunter war auch eine 35-jährige Deutsche. Für einen traumhaften Panoramablick steigt sie im Nationalpark Horton-Plains auf eine über 1000 Meter hohe Klippe. Unter den Einheimischen bekannt als »World`s End« (Ende der Welt). Oben angekommen, will sie ein Selfie machen – und stürzt dabei in den Tod.

Als ich von dem tragischen Tod der jungen Frau las, habe ich mich gefragt, ob sie denn niemand gewarnt hat. Dann hätte dieses tragische Unglück vielleicht vermieden werden können. Im Leben ist es manchmal entscheidend, ob man Gefahren richtig einschätzen kann und ob man sich warnen lässt.

Im Grunde sind viele Menschen mit dieser Frau vergleichbar. Sie leben ziemlich unbekümmert und bedenken nicht, dass sie der Tod plötzlich ereilen kann. Wie dankbar ist man, wenn man vor dem Tod bewahrt geblieben ist, weil man rechtzeitig auf eine Gefahr aufmerksam gemacht wurde.

Im Tagesvers erfahren wir, dass Gott uns Menschen vor dem Grab und vom Lauf in den Tod bewahren will. Aus dem Zusammenhang wird deutlich, dass Gott den Menschen zu sich zurückführen will, um ihn für ewig an sich, den Garanten des Lebens, zu binden. Der Tod ist eine unausweichliche Realität. Selbst wenn wir hier und da vor ihm bewahrt bleiben, erreicht er uns eines Tages doch.

Gott weiß darum und hat deshalb eine Möglichkeit geschaffen, dass wir ewiges Leben erlangen können, selbst dann, wenn wir gestorben sind. Deshalb ruft er uns zu sich. Nur bei ihm ist dieses Leben zu finden. Durch Jesus wirft er uns ein Rettungsseil zu, damit wir nicht ins Unheil stürzen.

Herbert Laupichler
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Haben Sie es schon ergriffen?
Tipp
In der Bibel steht: »Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.« (1. Johannes 5,12)
Bibellese
Hiob 33,14-33

Freitag, 08. Juli 2022: Das ist aber nur ein schwacher Trost

Wenn ich in einer hoffnungslosen Situation bin, dann benötige ich wirksamen Trost. Allerdings ist es mit dem Trost oft nicht weit her. Bei manch gut gemeintem Hilfsangebot denke ich: Das ist aber nur ein schwacher Trost! Ich brauche etwas, worauf ich mich voll verlassen kann.

Nun widmet sich Gott im Zusammenhang mit dem Tagesvers etwas existenziell Wichtigem, nämlich der Frage des Menschen nach Hoffnung auf das ewige Leben, das Gott denen zusagt (verheißt), die ihm ihr Leben anvertrauen. Kann ich mich darauf verlassen? Kann ich für Gott mein Leben riskieren? Sind seine Zusagen hierzu belastbar, wenn es hart auf hart kommt? Bei dieser Frage kann es keine billigen Antworten geben, denn die letzte große Frage lautet: Was kommt danach, nach diesem Leben? Es ist die Frage nach dem ewigen Halt.

Genau auf diese Frage geht Gott hier ein. Er verspricht nicht nur, dass der, der ganz auf ihn setzt, ewiges Leben hat (also Erbe der Verheißung wird). Er leistet sogar noch einen Eid dazu, mit dem er sich persönlich verbürgt. Schon im menschlichen Rechtsverkehr soll der Eid verdeutlichen, dass der Beeidende unverbrüchlich zu seinem Wort steht. Wie viel mehr gilt das bei Gott! Deswegen folgt dem Tagesvers die Aussage: »… damit wir durch zwei unwandelbare Dinge (durch Gottes Zusage und seinen Eid) – wobei es unmöglich war, dass Gott lügen würde – einen starken Trost hätten, die wir Zuflucht genommen haben zum Ergreifen der vor uns liegenden Hoffnung« (Hebräer 6,18).

Es mag unter Menschen Lügner und Meineidige geben. Aber Gott kann gar nicht lügen, das ist unmöglich. Er möchte uns keinen schwachen Trost geben, sondern einen starken, damit wir an seiner Hand das ewige Leben sicher erreichen.

Markus Majonica
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Wie sehr vertrauen Sie dem Wort des ewiges Gottes?
Tipp
Niemand ist zuverlässiger als der, der noch nie sein Wort gebrochen hat.
Bibellese
Hebräer 6,13-20

Donnerstag, 07. Juli 2022: Vergebungsliebe

Jeder hat schon eine ähnliche Situation erlebt, sei es als Kind, Jugendlicher oder als Erwachsener: Man wurde sehr enttäuscht, verletzt oder verärgert und die Person will sich entschuldigen, aber man selbst tut sich schwer damit, diese Entschuldigung anzunehmen. Es fällt sogar dann besonders schwer, wenn Menschen etwas bereinigen wollen, die einem sehr nahestehen, wie z. B. der Partner, die Eltern, die Kinder oder gute Freunde. Denn mit ihnen hat man auch danach mehr Umgang als mit anderen, und die Verletzung sitzt eventuell tiefer und kommt dann wieder hoch. Wenn man immer wieder in sich hineinhorcht, dann ist schnell wieder ein Gefühl von Zorn, Ärger oder Wut zu spüren. Selbst wenn mein Gegenüber sagt: »Es tut mir leid«, »Entschuldigung« oder: »Bitte vergib mir!«, kann das negative Gefühl im Innern doch wieder Raum gewinnen. Vielleicht wollen wir es den anderen auch noch weiter spüren lassen, dass wir verärgert sind, weil unser Stolz verletzt wurde.

Dieses Wort »Ich vergebe dir«, das eigentlich nicht schwer auszusprechen ist, kann also zu einer richtigen Herausforderung werden. Wenn wir es aussprechen, muss es nicht heißen, dass es auch vom Herzen gemeint ist. Aber manchmal ist es der erste Schritt, dass es vom Mund ins Herz wandern kann.

Dieses Problem hat Gott nicht! Er liebt es, die Schuld zu verzeihen und die Bitte eines Menschen um Vergebung anzunehmen. Jesus sagte einmal, dass sich der Himmel über einen Sünder, der Buße tut, freut. Was zeigt uns das? Dass er ein Gott ist, der kein stolzes Herz hat und den Frieden verweigert! Gott vergibt Sünden gern, selbst wenn man denkt, dass bestimmte Sünden nicht zu vergeben sind. Doch jeder darf zu ihm kommen und für alles um Vergebung bitten.

Gabriel Herbert
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Haben Sie schon alle Schuld vor Gott und Menschen bereinigt?
Tipp
Unvergebene Schuld = Hass und Trennung bleiben. Vergebene Schuld = Liebe und Frieden ziehen ins Herz ein.
Bibellese
Psalm 86

Mittwoch, 06. Juli 2022: Fester Glaube bringt uns ans Ziel! (3)

Wie ging es mit Jan Hus weiter? Der Erzbischof von Prag und auch der Papst überlegten, wie sie ihn loswerden konnten. Im Jahr 1414 wurde er nach Konstanz gelockt und dort bald ins Gefängnis geworfen. Später brachte man ihn nach Schloss Gottlieben und kerkerte ihn dort in einem Turm ein. Der Winter war kalt, und ein eisiger Wind wehte durchs Gemäuer. Im Sommer wurde Jan dann von den Wärtern aus dem Turm geholt, die Treppen hinuntergestoßen und weggeführt. Er wusste, dass er nun umgebracht werden würde, und er sollte recht behalten. Jan Hus wurde an einen Pfahl gebunden. Um ihn herum wurde Holz zu einem Scheiterhaufen aufgeschichtet. Das Holz wurde angezündet und die Flammen schlugen ihm ins Gesicht. Bevor ihm das Feuer alle Kräfte und das Leben raubte, rief Jan Hus noch einmal mit ganzer Kraft in die zuschauende Menschenmenge: »Das Ziel meines Predigens und Schreibens war, die Menschen aufzufordern, ihren selbstbestimmten Lebensweg zu verlassen, und sie darauf hinzuweisen, dass Jesus Christus der Retter ist, der allein von Sündenschuld befreit.«

Jan Hus setzte sein Leben ein, um den Menschen zu sagen, dass sie Jesus Christus ohne Umwege über die Kirche und ohne Anbetung von Heiligenbildern nahen könnten. Er forderte die Menschen auf, nicht auf ihre Kirchenzugehörigkeit zu vertrauen, sondern allein auf Jesus Christus. Gleiche Wahrheiten gelten heute noch. Im Gebet kann jeder zu Gott kommen, Vergebung seiner Schuld bekommen und mit ihm ein neues Leben beginnen. An Jan Hus sehen wir, was ein fester Glaube ist. Ein Glaube, der bis zum Ende durchhält, was auch immer kommen mag. Die Kraft dazu kam nicht aus ihm selbst, sondern aus der Verbindung mit Gott, der seine Leute nicht vor allem Unheil, wohl aber zum ewigen Leben bewahrt.

Thomas Lange
Mit dem Autor Kontakt aufnehmen.


Frage
Wodurch konnte Jan Hus so standhaft bleiben?
Tipp
Wir sollten Gott täglich danken, dass wir in einem Land mit Glaubensfreiheit leben.
Bibellese
2. Petrus 1,3-11

© 2022 – Evangelische Muttergemeinde A.B. Neukematen | Impressum | Datenschutzerklärung | Login