Samstag, 25. Juni 2022: Freundschaften

Jeder wünscht sich einen guten Freund – doch es fällt uns nicht immer leicht, selbst ein guter Freund zu sein. Wie oft haben wir schon unserem Freund versprochen, zu ihm zu stehen und uns nicht von ihm abzuwenden? Wie oft haben wir uns als Kinder versichert, dass wir »beste Freunde für immer und ewig« sein würden? Doch leider haben wir diese Versprechen nicht immer gehalten.

Auch Petrus, ein enger Freund von Jesus, hatte vollmundig versprochen, dass er sich immer auf die Seite Jesu stellen würde. Das war in guten Zeiten auch leicht gesagt. Doch dann wurde Jesus gefangen genommen, die Jünger waren aus Angst geflohen, und weit weg waren auch die vielen Menschen, die Jesus zugejubelt hatten. Plötzlich war es lebensgefährlich, mit ihm in Verbindung gebracht zu werden. Und so passierte es: Petrus versicherte dreimal kurz hintereinander, dass er Jesus nicht kennen würde. Schon direkt danach wurde ihm sein Versagen schmerzlich bewusst, und er fing bitterlich an zu weinen: Er hatte seinen besten Freund verleugnet.

Jesus wurde kurz darauf gekreuzigt und stand nach drei Tagen von den Toten auf. Würde er Petrus nun seinerseits fallen lassen? Nein, als Jesus sich zwei Frauen zeigte, sagte er ihnen explizit, dass sie Petrus grüßen sollten. Später begegnete er ihm auch noch persönlich. Unfassbar! Petrus war Jesus immer noch wichtig, obwohl er so versagt hatte.

So ist es auch heute noch mit Gott und uns. Auch wenn wir Gott enttäuscht und verleugnet haben, hat er uns lieb und bietet uns seine Vergebung an. Dazu können wir einfach im Gebet zu ihm kommen. Nehmen Sie dieses Angebot an und lassen Sie sich auf eine lebensverändernde Freundschaft ein.

Ann-Christin Bernack


Frage
Was hält Sie davon ab, eine Freundschaft mit Gott zu beginnen oder zu erneuern?
Tipp
Gott möchte Ihnen jederzeit der beste Freund sein.
Bibellese
Johannes 15,12-17

Freitag, 24. Juni 2022: Zum 100. Todestag von Walther Rathenau

Die meisten Menschen heute werden mit dem Namen Rathenau kaum noch etwas anfangen können. Selbst die Abkürzung »AEG« wird vielen nichts mehr sagen. Dabei war die »Allgemeine Deutsche Elektrizitätsgesellschaft« als Elektrokonzern mal auf Augenhöhe mit Siemens. Walther Rathenau (1867-1922) war nicht der Gründer des Konzerns, das war sein Vater. Er selbst wollte eigentlich gar nicht in die Firma eintreten, aber sein Vater drängte ihn so stark, dass er schließlich nachgab. Unter ihm nun wurde die AEG schon vor dem Ersten Weltkrieg zu einem ökonomischen Schwergewicht in der nun durch Elektrizität bestimmten Weltwirtschaft. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, organisierte er die Rohstoffversorgung. Nach dem Krieg übernahm er wesentliche Ämter der Weimarer Republik.

Deutlich sah er die Gefahren, die sich aus dem grassierenden Kapitalismus und dem entfesselten Materialismus ergaben. Seine kluge, verantwortungsvolle Haltung in der Weimarer Zeit, machte ihm aber sehr viele Feinde aufseiten der politischen Rechten. Deren Führer setzten ihn auf ihre Todesliste. Ein wesentlicher Grund für den tödlichen Hass der rechtsextremen Kreise war auch die Tatsache, dass Rathenau Jude war. Insofern war dieser Mord auch ein Vorzeichen für das, was seit 1933 planvoll angegangen wurde, nämlich der Massenmord an den Juden.

Schon 1916 schrieb er über die Anfeindungen gegen ihn: »Menschen, die einen Teil ihres Lebens auf Hass gestellt haben, denen ist dieser Hass ein Bedürfnis und eine Existenzbedingung, die kann man ihnen nicht nehmen. Warum sucht denn jemand sein Glück in der Verfolgung seines Nächsten? Weil es ihn tröstet und erhebt, sich über andere zu stellen. Glückliche Menschen sind das nicht.«

Karl-Otto Herhaus


Frage
Wo stehen wir in Gefahr, uns in einen Sog der Verleumdung und des Hasses hineinziehen zu lassen?
Tipp
Die Mahnung »Wehret den Anfängen!« reicht nicht, wenn man schon mittendrin steckt.
Bibellese
2. Timotheus 3

Donnerstag, 23. Juni 2022: Wenn jemand Wichtiges abwesend ist

Stirbt nach langjähriger Ehe einer der Partner, erlebt der zurückgebliebene Teil die Tragik der Abwesenheit des anderen ganz stark. Durch dessen Abwesenheit sind nun andere Gefühle vorherrschend: Einsamkeit und Leere, Freudlosigkeit und Trauer. Wäre der Partner oder die Partnerin noch da, wäre alles anders. Man hätte jemanden zum Reden, jemanden, der einen wahrnimmt. Man wäre froh, wenn der andere in der Nähe ist, man könnte gemeinsam etwas unternehmen. Es scheint allgemein so zu sein, dass die Abwesenheit von etwas Gutem dem Unschönen Raum gibt: Dunkelheit ist die Abwesenheit von Licht. Hass ist die Abwesenheit von Liebe. Böses ist die Abwesenheit des Guten. Lüge und Täuschung sind die Abwesenheit von Wahrheit, usw.

In Bezug auf diese Welt und uns Menschen kann man alle Dunkelheit und Ungerechtigkeit, allen Hass, das Böse, Betrug und Täuschung auf die Abwesenheit Gottes zurückführen. Nicht, dass er allgemein abwesend oder fern wäre. Nein! Er ist abwesend im Leben und Handeln der Menschen, weil diese es so wollen. Auch im Blick auf existenzielle Fragen im Leben ist die Abwesenheit Gottes verhängnisvoll. Dann fehlt das, was nur Gott dauerhaft geben kann. Die Suche nach Wert und Bedeutung, nach Annahme und Geliebtsein bleibt unbeantwortet. Ist er abwesend, muss das, was er ist und gibt, in anderen Menschen, in Dingen und Beschäftigungen gesucht werden, was oft zu Enttäuschung führt.

Jesus steht an der Tür und klopft an. Ein einfaches Bild. Gott ist draußen und wartet darauf, eingelassen zu werden. Erst mit seiner Anwesenheit kommt Licht in unsere Dunkelheit, Hoffnung in die Trostlosigkeit. Auf unserer Suche nach Liebe entdecken wir dann, dass er uns völlig liebt. Aber er drängt sich uns nicht auf.

Manfred Herbst


Frage
Darf Gott in Ihrem Leben anwesend sein?
Tipp
Mit Gott kommen Licht und Liebe, Hoffnung und Wahrheit ins Leben.
Bibellese
Jesaja 45,18-24

Dienstag, 21. Juni 2022: Wenn Raupen wüssten …

»Wenn Raupen wüssten, was sie einmal sein werden, wenn sie erst Schmetterlinge sind, sie würden ganz anders leben: froher, zuversichtlicher, hoffnungsvoller.« Dieser Satz auf einer Postkarte brachte mich ins Nachdenken: Während Schmetterlinge mit ihren wunderschönen Flügeln in die Lüfte steigen und ihre Freiheit genießen, kriechen Raupen mühsam auf dem Boden umher und verkriechen sich schließlich in ihrem Kokon, um dort starr zu verweilen. Irgendwann erscheinen sie wieder als wunderschöner Schmetterling.

»Wenn wir Menschen wüssten, wie es einmal sein wird, dann würden wir ganz anders leben: froher, zuversichtlicher, hoffnungsvoller.« Hoffnung scheint hier das entscheidende Wort zu sein. Aber worauf sollen wir Menschen heute hoffen?

Jesus Christus stellt sich in der Bibel als Hoffnungsträger vor, der den Tod überwunden hat und somit den Weg zu einem neuen, ewigen Leben ermöglicht. Vielleicht müssen wir aktuell, wie in 1. Petrus 1,6 steht, noch »mancherlei Prüfungen« durchstehen, zum Beispiel Leid oder Krankheit. Aber wir lesen im gleichen Kapitel auch, dass das wahre Leben in Fülle noch bevorsteht und Jesus ein »makelloses Erbe im Himmel« für uns bereithält. Ist uns wirklich bewusst, dass wir die Ewigkeit bei Gott verbringen dürfen, wenn wir an Jesu Tod am Kreuz glauben?

Doch auch schon hier und jetzt will Jesus Christus die haltende Hand, der stützende Arm und die belastbare Schulter sein, an der wir uns anlehnen können. Mit der Hoffnung auf eine ewige und bleibende Zukunft haben wir allen Grund zur Freude und können schon jetzt ein hoffnungsvolles Leben führen. Die Freude auf die Ewigkeit bei Gott soll uns heute bestimmen und mit großer Vorfreude erfüllen.

Ann-Christin Bernack


Frage
Was hindert Sie, an einem hoffnungsvollen, frohen und zuversichtlichem Leben teilzuhaben?
Tipp
Jesus kann schon jetzt Ihr Leben hoffnungsvoll machen. Vertrauen Sie sich ihm an!
Bibellese
1. Petrus 1,3-9

Montag, 20. Juni 2022: Leben in Freiheit

Während ich diese Zeilen schreibe, kämpft unser Land mit Corona. Im Zuge der Maßnahmen gegen die Pandemie haben viele die Sorge, dass dabei das Grundrecht auf Freiheit dauerhaft auf der Strecke bleibt. Wikipedia beschreibt Freiheit als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auszuwählen und entscheiden zu können. Freiheit wird gleichgesetzt mit der Unabhängigkeit des Menschen. Um die geht es auch im biblischen Gleichnis vom verlorenen Sohn, das uns im Lukasevangelium überliefert wird. Ich will kurz schildern, wie ich diese Geschichte verstehe:

Der Sohn lebt in der Geborgenheit und in der Fürsorge bei seinem Vater (Gott). Die angeblich einengende Erziehung des Vaters stört ihn. Er sucht die Selbstverwirklichung in der Freiheit. Auffällig sind die unterschiedlichen Freiheitsbegriffe. Der Sohn denkt: »Ich darf tun, was ich will.« Der Vater: »Der Sohn darf das werden, was er seinem Wesen entsprechend werden soll.« Deshalb schränkt er die Freiheit des Sohnes ein, damit er nicht Sklave seiner Leidenschaften und Begierden wird. Die vertrauensvoll steuernde und Grenzen ziehende Autorität des Vaters aber will der Sohn nicht anerkennen – es kommt zum Bruch. Der Sohn geht nun den Weg der Emanzipation, verbunden mit der Preisgabe der Bindung an die väterliche Autorität. Er gerät dadurch in immer tiefere Unfreiheit. Der Vater erlebt das als Verlust – daher die Bezeichnung »verlorener Sohn«.

Freiheit, losgelöst von der Autorität Gottes, führt erst recht in die Sackgasse. Jesus Christus aber kam, um uns von der Knechtschaft der Sünde zu befreien. Im Glauben an ihn wird der Mensch frei, die Beziehung zum Vater wird wiederhergestellt, und Gott schafft und erhält ihm die wahre Freiheit.

Joachim Boshard
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Frage
Welche Art von Freiheit wählen Sie?
Tipp
Der verlorene Sohn kehrte mit Reue zu seinem Vater zurück und wurde liebevoll aufgenommen.
Bibellese
Lukas 15,11-32

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