Donnerstag, 19. Mai 2022: Eine sanfte Predigt

Monsieur Charney, ein einflussreicher Franzose, wurde von Kaiser Napoleon wegen Verdachts auf Hochverrat ins Gefängnis geworfen. Täglich durfte er hinter hohen Mauern eine Zeit lang umhergehen. Er schrieb an die Mauer mit großen Buchstaben sein Glaubensbekenntnis: Alles nur Zufall!

Gerade unter diesen Buchstaben entdeckte er am Fuß der Mauer eine winzige Pflanze. Täglich verfolgte er ihr Wachstum. Wo kam die Pflanze her? Warum war sie so hübsch gestaltet? Täglich beobachtete er sie und pflegte sie, so gut er konnte. Das Pflänzchen sprach nicht mit ihm, wusste auch nichts von den inneren Kämpfen, die sich in ihm abspielten, und doch wurde sie Charneys »Freundin« und predigte ihm in seiner Einsamkeit von dem von ihm tot gesagten Schöpfer. Als sie dann sogar noch zu blühen anfing, staunte er über dieses großartige Kunstwerk, und längst vergessene Wahrheiten wurden in ihm immer lebendiger: Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, hatte ihm diese Blume geschickt, um ihn, den hartgesottenen Gottesleugner, zu sich zurückzuführen.

Schließlich wurde Charney durch die Fürsprache der Kaiserin Joséphine freigelassen. Vorsichtig grub er das Blümchen aus und pflanzte es in sein Gewächshaus. Es hatte ihn zu seinem Schöpfer zurückgebracht, den er seitdem in der Bibel immer besser kennenlernte.

Millionenfach wachsen die Zeugen der Genialität und Schöpferkraft Gottes rings um uns her. Jeder Grashalm kann mehr als alle klugen Menschen in der ganzen Welt. Er kann aus Wasser und Luft Nahrung für Menschen und Tiere machen; aber nicht nur diese, auch die Berge und Täler und Sonne, Mond und unzählige Sterne verkünden die Ehre ihres allmächtigen Baumeisters.

Hermann Grabe
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Frage
Was sagt Ihnen die Pflanzen- und Tierwelt?
Tipp
Reale Tatsachen müssen eine reale Ursache haben, und zielgerichtete Geschöpfe bedürfen eines planenden Künstlers.
Bibellese
1. Mose 1

Mittwoch, 18. Mai 2022: Suche nach Perfektion

»Der ideale Ehemann ist ein unbestätigtes Gerücht«, sagte Brigitte Bardot nach vier Ehen und zahlreichen Affären. Nichts im Leben ist vollkommen. Alles Lachen ist mit Kummer vermischt. Jedes Glück hat eine brüchige Grundlage, jeder Diamant irgendeinen Fehler. Es ist gut, ein perfektes Ideal zu haben. Aber es ist auch gut, realistisch zu sein: Wir werden niemals absolute Vollkommenheit unter der Sonne finden. Es ist leicht, von seiner Firma enttäuscht zu sein und zu glauben, in der auf der anderen Straßenseite wäre alles besser. Nicht selten werden hohe Ideale in Stars und Idole hineinprojiziert, näheres Hinsehen aber wird zu schmerzhafter Ernüchterung führen. Mancher ist sein Leben lang auf der Suche nach idealen Freunden und vergisst dabei, dass seine eigene Unvollkommenheit eine makellose Freundschaft unmöglich machen würde. Bei allen schönen Dingen dieses Lebens ist immer ein Wurm im Apfel. Das Paradies befindet sich nicht mehr auf dieser Erde.

Warum ist die Suche nach Perfektion so tief in uns verankert, obwohl diese offensichtlich unerreichbar ist? Kann es sein, dass sie ein Ausdruck der Sehnsucht nach einer makellosen Person ist? Nach dem, von dem es heißt: »Der Fels, vollkommen ist sein Tun und alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Falsch, gerecht und gerade ist er« (5. Mose 32,4)?

Gott hat eine Sehnsucht nach Vollkommenheit in uns hineingelegt, damit wir nach oben schauen und sie bei der einzigen vollkommenen Person, bei Jesus Christus suchen. Von ihm sagte sein Richter Pilatus trotz maximal kritischer Haltung dreimal: »Ich finde keine Schuld an ihm.« Und der Leiter seines Hinrichtungskommandos stellte erstaunt fest: »Tatsächlich, dieser Mensch war gerecht!«

Gerrit Alberts
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Frage
Warum suchen wir Menschen Perfektion, obwohl wir sie nicht finden?
Tipp
Nur Jesus Christus ist wirklich vollkommen.
Bibellese
Johannes 19,1-16

Dienstag, 17. Mai 2022: Das Megafon der Medien

Medien sind unsere täglichen Begleiter. Wir alle werden von Smartphone, Fernsehen, Radio und Internet beeinflusst. Die Macht, die Medien ausüben, ist subtil und gleichzeitig allgegenwärtig. Die persönliche Ansichten der Medienmacher werden uns oft unterschwellig übermittelt. So kann bei uns eine Meinung entstehen, die vielleicht gar nicht unserer wahren Überzeugung entspricht. Dabei muss man niemandem eine gezielte Meinungsmache vorwerfen. Gezwungenermaßen müssen manche Themen ausgewählt und manche eben vernachlässigt werden. Man kann schließlich nicht immer über alles und jeden berichten.

Ein Beispiel: Der Krieg in der Ukraine war im Laufe des Jahres 2014 ständig aktuelles Thema in fast jeder Nachrichtensendung. Später redete kaum noch jemand über diesen Konflikt, und so geriet er auch bei den allermeisten in Vergessenheit, obwohl der er nach wie vor andauert. Die vielen Perspektiven in den Dutzenden von Nachrichtenmeldungen ergeben ein buntes Mosaik an unterschiedlichsten Auffassungen. Wer behält da noch die Übersicht? Und vor allem stellt man sich nicht nur einmal die Frage: Wem kann ich da vertrauen?

Die Bibel hat einen ziemlich steilen Wahrheitsanspruch inmitten der zehntausend Stimmen in unserer Welt. Gott spricht auf diesen Seiten aus seiner Ewigkeit in unsere Zeit. Und immer, wenn ich die Bibel lese, komme ich zur Ruhe. Ich spüre, wie die Bibel mir Gottes Wahrheit mitteilt und erklärt. Seine Wahrheit über unsere Welt, über ihn, über mich. Das ist die eine Wahrheit, die bis heute gültig ist, weil sie eben von dem Gott stammt, der den Überblick über alles hat. Eine Perspektive, von der jeder Journalist nicht einmal träumen kann! Und diese Wahrheit ist tatsächlich verlässlich, gestern, heute und bis in Ewigkeit.

Axel Schneider
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Frage
Auf welche Stimmen hören Sie?
Tipp
Die vertrauenswürdigste Stimme ist der Schöpfer selbst.
Bibellese
2. Korinther 4,1-6

Montag, 16. Mai 2022: Wenn der Vater (nicht) hilft

»Autsch!« Die kleine Hildegard zuckte zusammen, sie hatte die Sticknadel statt in den Stoff in ihre Hand gestochen. »Komm doch raus und spiel Fußball mit uns!«, riefen ihre Brüder durch das offene Fenster. Sie rannte nach draußen und vergaß die Nadel in der Hand völlig. Irgendwann rutschte sie heraus, es blutete, Dreck kam in die Wunde. Als die Mutter die kleine Verletzung versorgte, machte sich noch niemand Sorgen. Aber dann wurde die Hand immer dicker, Hildegard bekam hohes Fieber und musste ins Krankenhaus. Der ganze Arm schwoll an, das Leben des Kindes war in Gefahr. Es war das Jahr 1935, man kannte bereits die Erreger von Hildegards Infektion, konnte aber nichts gegen sie tun. Der Arzt empfahl, den Arm abzunehmen, um das Leben des Mädchens zu retten.

Erschüttert trat der Vater ans Bett. Es war Gerhard Domagk, der seit einiger Zeit an einem Medikament zur Bekämpfung von Streptokokken arbeitete. Bei Mäusen hatte es bereits hervorragende Resultate erzielt, auch bei einigen wenigen todkranken Patienten. »Der Arm bleibt dran«, setzte sich Domagk durch. »Wir versuchen es mit meinen neuen Sulfonamiden.« Und tatsächlich: Bereits nach zwei Tagen sank das Fieber, der Arm schwoll ab und Hildegard konnte bald wieder mit ihren Brüdern Fußball spielen. Die Forschung und der Mut ihres Vaters hatten ihr den Arm und das Leben gerettet.

Als Jesus in Qualen am Kreuz hing, da blutete das Herz seines himmlischen Vaters. Aber er rettete seinen Sohn nicht, obgleich er die Macht und die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Warum? Um uns Menschen durch den stellvertretenden Tod seines Sohnes die Möglichkeit zum ewigen Leben zu geben. Unvorstellbar, dass ein Vater so handelt. Wie tief muss Gottes Liebe zu uns sein!

Elisabeth Weise
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Frage
Wie ist Ihre Antwort auf Gottes Liebe?
Tipp
Dass Gott seinen eigenen Sohn für uns sterben ließ, ist immer wieder neu ein Grund zum Staunen.
Bibellese
Lukas 22,39-46

Sonntag, 15. Mai 2022: Ich liebe dich, wenn …

Es fällt Eltern nicht leicht, wenn ihr Kind so gar nicht den eigenen Erwartungen entspricht. Die Tochter will nicht Medizin studieren, obwohl das Ärzteehepaar die Nachfolge der eigenen Praxis innerhalb der Familie fest eingeplant hat. Der Sohn der Bauernfamilie hat gar kein Interesse an Landwirtschaft und will lieber eine Banklehre machen. Die Kinder der Pianistin sind völlig unmusikalisch. Dies ist für manche Väter und Mütter schwer zu akzeptieren, besonders wenn sie sehen, wie andere Kinder scheinbar völlig selbstverständlich den elterlichen Betrieb übernehmen. Schlimm für die Kinder wird es dann, wenn die Eltern ihre Liebe davon anhängig machen, ob das Kind ihren Erwartungen entspricht. Sind mehrere Kinder da, kann es leicht passieren, dass ein Lieblingskind auserkoren wird. Kinder haben ein feines Gespür für ungleiche Behandlung durch die Eltern und werden eifersüchtig auf den Bruder oder die Schwester. Ein Teufelskreis beginnt: Das Lieblingskind wird verteidigt, die Eifersucht verschlimmert sich – und die Geschwister vertragen sich immer weniger.

»Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre«, ist Paulus weiser Rat an die Gemeinde in Rom. Einander annehmen heißt, den anderen so zu nehmen, wie er ist. Genauso nimmt Jesus Menschen an. Er liebt jeden Menschen gleich, unabhängig von dem, was er an Geld, Talenten oder guten Werken vorzuweisen hat. Wer zu Jesus kommt, muss keine besonderen Leistungen bringen. Christus nimmt ihn an, obwohl er ein Sünder sind. Die einzige Voraussetzung ist, dass wir unsere Schuld nicht verstecken, sondern bekennen und uns von Jesus verändern lassen. Wer diese Annahme erfahren hat, dem wird es auch nicht schwerfallen, seinen Mitmenschen ebenso zu begegnen – zuerst den eigenen Kindern.

Daniela Bernhard
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Frage
Wo habe ich unrealistische Erwartungen an andere?
Tipp
Wer sich von Gott geliebt und angenommen weiß, wird entspannter im Umgang mit anderen.
Bibellese
1. Johannes 4,7-11

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