Mittwoch, 04. Mai 2022: Wohlfühlgesellschaft?

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war meine Mutter froh, wenn sie einmal an einem Sonntagabend ein bisschen ausruhen konnte, natürlich Strümpfe stopfend. Da saß sie also, und ich, auf dem Hocker vor dem Harmonium sitzend, fragte sie: »Was soll ich denn mal spielen?« Antwort: »Spiel mal Lied 10: Freund der Deinen, / bald dann weinen, / Gottes Kinder nicht mehr hier …!« Das hab ich dann gelernt, in C-Dur und leicht gesetzt. Von einer Wohlfühlgesellschaft ist in diesem Lied nirgends die Rede.

Wir sollen uns heutzutage ständig wohlfühlen! Nach den Maßstäben der politischen Korrektheit von heute müsste die Bibel eigentlich verboten werden. Denn »sich wohlfühlen« ist eine der großen Botschaften unserer Zeit.

Wenn man aber das Neue Testament vor Augen hat, fällt schnell auf, dass von »Wohlfühlen« kaum die Rede ist, auch wenn »Evangelium« ja »Frohe Botschaft« heißt. Gott sandte seinen einzigen vielgeliebten Sohn, um nach dem Wohlergehen seiner verirrten Geschöpfe zu sehen, um sie aus der Versklavung der Sünde loszukaufen. Das beinhaltet, dass die Frohe Botschaft in eine Welt voller Mühsal getragen wurde.

Wenn einem Passagier auf einem sinkenden Schiff ein Platz im Rettungsboot angeboten wird, kann er es leicht als eine Unverschämtheit ansehen, ihn mitten im Abend-Diner zu stören. So geht es auch heute. Viele Menschen lassen sich nicht gerne abhalten – von allem nur Möglichem, das sie beschäftigt. Und nach dem Wohlfühlen kommt dann irgendwann die bittere Ernüchterung darüber, das Wesentliche für immer versäumt zu haben: ewiges Leben durch den Glauben an den Sohn Gottes.

Karl-Otto Herhaus


Frage
Sind Sie eher aufs Wohlfühlen aus oder darauf, das ewige Leben zu gewinnen?
Tipp
»Das Christentum ist eine Unverschämtheit, die wir nicht als Liebenswürdigkeit tarnen dürfen.« (N. G. Dávila)
Bibellese
Markus 9,42-50

Dienstag, 03. Mai 2022: Großes Vertrauen

Kürzlich sollten wir bei der Ausgestaltung einer ländlichen äthiopischen Hochzeit mithelfen. Als dann anstatt der eingeladenen 300 Gäste das halbe Dorf kam, standen wir vor einer ähnlichen Situation wie die Gastgeber bei der »Hochzeit zu Kana«, aus deren Berichterstattung im Neuen Testament unser Tagesvers entnommen ist. Die Getränke gingen aus. Weil es eine gemischte christliche und muslimische Gesellschaft war, fehlte es bald nicht nur an Wein, sondern auch an Birs, einem alkoholfreien Honigwasser, das auch Muslime trinken dürfen. Zum Glück reichte unser Geld, um für Nachschub sorgen zu können, und Gott verlangte von mir nicht den großen Glauben an ein Wunder wie den von der Mutter Jesu damals in Kana.

Glauben heißt, auf das Nicht-Sichtbare zu vertrauen. Immerhin hatte Jesus Christus bis dahin noch kein einziges Wunder gewirkt, und trotzdem traute seine Mutter es ihm zu, weil sie wusste, dass er Gottes Sohn war. Und er stellte sie noch weiter auf die Probe, weil er ihr klarmachen musste, dass er auf der Erde nur etwas tun konnte, wenn sein himmlischer Vater es ihm sagte. Darauf musste er – und musste auch sie – warten. Wie groß Marias Glaube war, zeigt unser Tagesvers. Sie wusste nicht, was Jesus tun würde, nur dass er etwas tun würde und dass die Diener darauf zu reagieren hätten.

Dieses Beispiel zeigt, dass Gott durchaus für unser leibliches Wohl sorgt, wie auch die Speisung der 5000 und der 4000 Zuhörer zeigt, die Jesus nicht hungrig wegschickte (Markus 6,30-44 und 8,1-9). Das gilt auch für uns heute: Wir sollen mit dem, was Gott uns gibt, so umgehen, wie es ihm gefällt und anderen Menschen zum Segen gereicht. Dann werden wir selbst gesegnet, und Gott kann durch uns geehrt werden.

Martin Grunder


Frage
Was haben Sie von Gott bekommen, das Jesus zum Segen anderer vervielfachen kann?
Tipp
Tun Sie dann aber auch alles, was er Ihnen aufträgt!
Bibellese
Johannes 2,1-11

Montag, 02. Mai 2022: Alles ist vergänglich!

Der Frühling ist schon etwas Feines. Die Tage werden wieder länger, es wird wärmer, und die Natur erwacht zum Leben. Im Garten unserer Nachbarin stehen zwei schöne Magnolien. Wenn diese Sträucher im Frühjahr blühen, sind sie ein echter Blickfang und beeindrucken mit wunderschönen Farben und einer tollen Blütenpracht. Das Ganze hat nur einen Haken: Diese Magnolien haben leider nur eine relativ kurze Blühdauer. Nach zwei Wochen ist alles schon wieder vorbei. Die Blütenblätter werden braun und fallen ab. Das, was eben noch so schön blühte, verfällt und verliert seinen Glanz. Alles ist eben vergänglich.

Die Bibel macht keinen Hehl daraus, dass auch unser Leben vergänglich ist. Trotz aller Bemühungen der Forschung und Wissenschaft, das Leben künstlich zu verlängern und das Lebensende hinauszuzögern, bleibt es eine Tatsache, dass jeder Mensch einmal sterben wird. Unser Leben ist wie das Gras, das heute blüht und morgen schon wieder abgemäht wird; wie ein Dampf, der für kurze Zeit sichtbar ist und dann wieder verschwindet. Nein, unser Leben hier auf dieser Erde ist nicht auf Dauer angelegt. Unser menschlicher Körper verfällt. Das nachlassende Sehvermögen, die fehlende Kraft und Energie und die schwächer werdende Gesundheit sind Zeichen davon.

Die Bibel macht jedoch – Gott sei Dank – auch keinen Hehl daraus, dass das Leben auf dieser Erde nicht alles ist. Wenn auch unser Leben auf dieser Erde endlich und vergänglich ist, verspricht Jesus Christus doch denen, die an ihn glauben, das ewige Leben. Dieser Blick tröstet und gibt Hoffnung – trotz allem Verfall. Denn Jesus selbst ist die Auferstehung und das Leben, und wer an ihn glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt (vgl. Johannes 11,25).

Joel Wjst
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Frage
Wie gehen Sie mit der Vergänglichkeit ihres Lebens um?
Tipp
»Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, damit er gewinnt, was er nicht verlieren kann.« (Jim Elliot)
Bibellese
Johannes 11,1-45

Sonntag, 01. Mai 2022: Unsere Arbeit – Last oder Lust?

Arbeit ist für viele Menschen ein lästiges Übel. Sie hoffen auf das Wochenende, den Urlaub, die Rente. Sie möchten mit möglichst wenig Mühe viel Geld verdienen. Es wirkt so, als wäre Arbeit eine Last, die man gerne loswäre. Aber Arbeit ist viel wertvoller und wichtiger, als es uns oft erscheint. Wir müssen zwar hauptsächlich arbeiten, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Dennoch bedeutet Arbeit für unser Leben und unser Menschsein mehr als das.

Der Beruf kann Berufung sein. Wir finden die Aufgabe, in der wir unsere Fähigkeiten und Begabungen entfalten und einbringen können. Durch das, was wir tun, finden wir Bestätigung. Arbeit ist in irgendeiner Weise auch immer ein Beitrag zum Allgemeinwohl. Eine Lehrerin lehrt die Kinder vieler Leute, um ihnen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen. Eltern leiten ihre Kinder an, dass sie zu Menschen werden, die einen Beitrag zum Guten in der Gesellschaft leisten. In der Coronakrise hat man festgestellt, dass es »systemrelevante« Berufe gibt, angefangen bei der Kassiererin im Lebensmittelmarkt, den Berufen in der Pflege und Medizin, den Leuten, die unseren Müll entsorgen, und dann auch Automechaniker, Bäcker, Verwaltungsangestellte … ein großes Heer an Menschen, die für das Wohl anderer arbeiten.

Gott hat uns mit Begabungen ausgestattet, damit wir in seiner Schöpfung sowohl Neues schaffen als auch das bewahren und pflegen können, was schon länger besteht und gut und bewährt ist. Wir können froh sein, über all die Berufe, die in irgendeiner Form zu unserem Wohl beitragen. Wir können unsere eigene Arbeit in einem besseren Licht sehen und ihr einen höheren Wert beimessen. Und wir können Gott dankbar sein – für unsere eigene Arbeit und die anderer.

Manfred Herbst


Frage
Sehen Sie Ihre Arbeit als Last oder als Erfüllung?
Tipp
Arbeit ist kein Fluch, sondern Arbeit soll für uns und andere zum Segen sein.
Bibellese
2. Thessalonicher 3,7-13

Samstag, 30. April 2022: So einfach und doch so schwer

Immer wieder begegnen mir Menschen, die mir erzählen, dass sie nach dem Tod in den Himmel kommen würden, weil sie doch so schlecht nicht seien. Sie hätten viele gute Werke getan und dazu noch reichlich Geld gespendet. Doch ist das wirklich so? Warum musste Jesus so qualvoll am Kreuz für unsere Sünden sterben, wenn wir doch selbst in der Lage sind, uns zu retten?

Der Weg zum ewigen Leben ist eigentlich nicht schwer. Wir brauchen nur Gottes Gnade, das Geschenk der Vergebung durch Jesu Tod, für uns persönlich anzunehmen. Sogar ein Kind, das noch nicht viel von der Welt versteht, kann das tun. Aber genau das fällt den meisten Menschen sehr schwer. Sie wollen sich lieber selbst retten und stolz auf sich sein anstatt auf das Erlösungswerk eines anderen. Sie wollen keine Gnade, sondern Leistung. Sie strampeln sich ihr Leben lang ab und verfehlen am Ende doch das Ziel. Ja, die einfachste Lösung ist für viele oft die schwierigste.

Genauso erging es auch dem aussätzigen Naaman, dem Hauptmann des Königs von Aram, von dem die Bibel in 2. Könige 5 erzählt. Auf der Suche nach Heilung war er zum Propheten Elisa gereist und erwartete nun, einen komplizierten und teuren Ritus durchführen zu sollen. Stattdessen wurde ihm gesagt, er solle sich einfach siebenmal im Jordan untertauchen. Aber das erschien ihm zunächst zu einfach. Er wollte unbedingt mehr für seine Heilung tun. Zum Glück ließ er sich letztendlich doch zu dieser einfachen Lösung überreden und wurde tatsächlich geheilt. Damit ließ er sich auf das biblische Prinzip ein, dass zur Rettung vor allem Glaube nötig ist. – So wünsche ich Ihnen, dass Sie ganz einfach auf das Erlösungswerk des Herrn Jesus vertrauen. Nur dann ist Ihre Zukunft in Ewigkeit gesichert.

Sabine Stabrey


Frage
Warum fällt es Menschen so schwer, auf Gottes Gnade und nicht auf die eigene Leistung zu vertrauen?
Tipp
Zu Gott kommt nur, wer sich kleinmachen kann.
Bibellese
2. Könige 5

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