Montag, 16. Mai 2022: Wenn der Vater (nicht) hilft

»Autsch!« Die kleine Hildegard zuckte zusammen, sie hatte die Sticknadel statt in den Stoff in ihre Hand gestochen. »Komm doch raus und spiel Fußball mit uns!«, riefen ihre Brüder durch das offene Fenster. Sie rannte nach draußen und vergaß die Nadel in der Hand völlig. Irgendwann rutschte sie heraus, es blutete, Dreck kam in die Wunde. Als die Mutter die kleine Verletzung versorgte, machte sich noch niemand Sorgen. Aber dann wurde die Hand immer dicker, Hildegard bekam hohes Fieber und musste ins Krankenhaus. Der ganze Arm schwoll an, das Leben des Kindes war in Gefahr. Es war das Jahr 1935, man kannte bereits die Erreger von Hildegards Infektion, konnte aber nichts gegen sie tun. Der Arzt empfahl, den Arm abzunehmen, um das Leben des Mädchens zu retten.

Erschüttert trat der Vater ans Bett. Es war Gerhard Domagk, der seit einiger Zeit an einem Medikament zur Bekämpfung von Streptokokken arbeitete. Bei Mäusen hatte es bereits hervorragende Resultate erzielt, auch bei einigen wenigen todkranken Patienten. »Der Arm bleibt dran«, setzte sich Domagk durch. »Wir versuchen es mit meinen neuen Sulfonamiden.« Und tatsächlich: Bereits nach zwei Tagen sank das Fieber, der Arm schwoll ab und Hildegard konnte bald wieder mit ihren Brüdern Fußball spielen. Die Forschung und der Mut ihres Vaters hatten ihr den Arm und das Leben gerettet.

Als Jesus in Qualen am Kreuz hing, da blutete das Herz seines himmlischen Vaters. Aber er rettete seinen Sohn nicht, obgleich er die Macht und die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Warum? Um uns Menschen durch den stellvertretenden Tod seines Sohnes die Möglichkeit zum ewigen Leben zu geben. Unvorstellbar, dass ein Vater so handelt. Wie tief muss Gottes Liebe zu uns sein!

Elisabeth Weise
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Frage
Wie ist Ihre Antwort auf Gottes Liebe?
Tipp
Dass Gott seinen eigenen Sohn für uns sterben ließ, ist immer wieder neu ein Grund zum Staunen.
Bibellese
Lukas 22,39-46

Sonntag, 15. Mai 2022: Ich liebe dich, wenn …

Es fällt Eltern nicht leicht, wenn ihr Kind so gar nicht den eigenen Erwartungen entspricht. Die Tochter will nicht Medizin studieren, obwohl das Ärzteehepaar die Nachfolge der eigenen Praxis innerhalb der Familie fest eingeplant hat. Der Sohn der Bauernfamilie hat gar kein Interesse an Landwirtschaft und will lieber eine Banklehre machen. Die Kinder der Pianistin sind völlig unmusikalisch. Dies ist für manche Väter und Mütter schwer zu akzeptieren, besonders wenn sie sehen, wie andere Kinder scheinbar völlig selbstverständlich den elterlichen Betrieb übernehmen. Schlimm für die Kinder wird es dann, wenn die Eltern ihre Liebe davon anhängig machen, ob das Kind ihren Erwartungen entspricht. Sind mehrere Kinder da, kann es leicht passieren, dass ein Lieblingskind auserkoren wird. Kinder haben ein feines Gespür für ungleiche Behandlung durch die Eltern und werden eifersüchtig auf den Bruder oder die Schwester. Ein Teufelskreis beginnt: Das Lieblingskind wird verteidigt, die Eifersucht verschlimmert sich – und die Geschwister vertragen sich immer weniger.

»Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre«, ist Paulus weiser Rat an die Gemeinde in Rom. Einander annehmen heißt, den anderen so zu nehmen, wie er ist. Genauso nimmt Jesus Menschen an. Er liebt jeden Menschen gleich, unabhängig von dem, was er an Geld, Talenten oder guten Werken vorzuweisen hat. Wer zu Jesus kommt, muss keine besonderen Leistungen bringen. Christus nimmt ihn an, obwohl er ein Sünder sind. Die einzige Voraussetzung ist, dass wir unsere Schuld nicht verstecken, sondern bekennen und uns von Jesus verändern lassen. Wer diese Annahme erfahren hat, dem wird es auch nicht schwerfallen, seinen Mitmenschen ebenso zu begegnen – zuerst den eigenen Kindern.

Daniela Bernhard
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Frage
Wo habe ich unrealistische Erwartungen an andere?
Tipp
Wer sich von Gott geliebt und angenommen weiß, wird entspannter im Umgang mit anderen.
Bibellese
1. Johannes 4,7-11

Samstag, 14. Mai 2022: Von Splittern und Balken

Seit einigen Jahren renovieren wir unser Eigenheim, und so nach und nach gehen wir die kleinen Baustellen an, die wir vor unserem Umzug noch außen vor gelassen hatten. Momentan ist unser Treppenhaus an der Reihe, das wir verkleiden und zum Keller hin abschließen wollen. Dabei haben wir mit langen Balken gearbeitet. Als mein Onkel neulich zu uns kam, um das Treppenhaus zu sehen, hielt er spontan einen der langen Balken in die Höhe. In der anderen Hand hatte er einen sehr kleinen Span, der beim Renovieren übrig geblieben war.

Das war ein sehr anschauliches Beispiel für den bekannten Vers aus dem Matthäusevangelium, den ich schon häufig gelesen habe, der mir aber in diesem Moment besonders deutlich wurde. Denn dieser Balken, lang, massiv und kaum mit einer Hand zu halten, war natürlich viel zu groß, um auch nur annähernd in ein menschliches Auge zu passen. Der Splitter dagegen könnte das sehr gut!

Wie oft bemerken wir Fehler an unserem Gegenüber und verurteilen diese Person. In unserem Hochmut fällt es uns leicht, schlechte Gedanken über andere zu pflegen. Aber sind wir uns bewusst, dass wir selbst genauso sündige Menschen sind, die Vergebung nötig haben? Jesus möchte deutlich machen, wie sehr wir in der Gefahr stehen, unsere eigene schlechte Natur zu übersehen und unsere Sünden, groß wie Balken, kleinzureden. Gleichzeitig blicken wir auf andere herab und verurteilen deren »Splitter«.

Wir benötigen die Vergebung Gottes, der unseren »Balken« entfernen kann, wenn wir ihn darum bitten. Wenn wir uns bewusst sind, wie gnädig Gott uns vergeben hat, werden wir auch viel milder mit anderen sein.

Ann-Christin Ohrendorf


Frage
Wann haben Sie das letzte Mal über Ihren Nächsten geurteilt?
Tipp
Überlassen Sie Gott das Richten! Er ist vollkommen gerecht und kennt jedes Herz.
Bibellese
Matthäus 7,1-5

Freitag, 13. Mai 2022: Gelegenheit verpasst?

Vier Dinge kommen im Leben nicht mehr zurück: die Tage, die du gelebt hast; die Erfahrungen, die du gemacht hast; die Worte, die du benutzt hast; und die Chancen, die du verpasst hast.

Fast jeder kennt den Ausdruck »Die Gelegenheit beim Schopf packen«. Der stammt aus einer alten Sage der griechischen Mythologie. Kairos ist der »Gott der günstigen Gelegenheit« – ein Jüngling, dem eine Haarlocke in die Stirn fällt und der unablässig mit seinen geflügelten Schuhen umhereilt wie der Wind. Wenn du ihn ergreifen willst, musst du ihn an seinem Haarschopf packen. Denn sobald er an dir vorüber ist, ist es zu spät. Ich gehe davon aus, dass es Ihnen bereits ebenso erging wie mir. Da gab es einen Krankenbesuch, den ich hätte machen sollen – machte ihn nicht, und es war zu spät. Einmal zu lange gewartet mit der Einsendung zu einer Teilnahme – Chance vorbei. Zeit übersehen – Bus verpasst, usw.

Die Bibel sagt uns, dass es auch in Bezug auf Gott Chancen und verpasste Gelegenheiten gibt. Sie erzählt von Menschen, die nicht vorbereitet waren, zu lange gewartet oder einfach das Angebot Gottes ausgeschlagen haben. Das Angebot, das Gott uns macht, ist Vergebung unserer Sünden, Versöhnung mit ihm und ewiges Leben bei ihm im Himmel. Dieses Angebot hat er vor nahezu 2000 Jahren durch seinen Sohn Jesus Christus zu uns Menschen gebracht. Aber es ist zeitlich begrenzt. Es kommt ein Tag, an dem Gott seine »Himmelstür« verschließt. Gott klopft allerdings mehrere Male im Leben an unsere »Herzenstür«. Sehr oft ist keiner »zu Hause«. Deutliche »Warnschilder« wie Krankheit oder Unfall werden missachtet. Unzählige kleine Gelegenheiten wie Begegnungen mit Christen, eine Bibel oder ein christliches Buch als Geschenk verlieren sich im Getriebe des Alltags.

Sebastian Weißbacher
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Frage
Bei welchen Gelegenheiten hat Gott bei Ihnen schon angeklopft?
Tipp
»Die Gelegenheit beim Schopf packen« ist die einzig richtige Devise, wenn Gott anklopft.
Bibellese
Lukas 13,24-25

Donnerstag, 12. Mai 2022: I feel good (2)

Gestern haben wir festgestellt, dass das Wort vieler Menschen nichts mehr zählt. Wenn es zu anstrengend ist oder zu viel kostet, ändern sie ihre Meinung einfach. Dass es auch anders geht, hat – wie kein anderer – Jesus bewiesen.

Wie weit wäre Jesus eigentlich gekommen, wenn er so eine »Feel-good«-Einstellung gehabt hätte? Hätte er diesen Planeten dann überhaupt betreten? Und wenn, wo hätte er seine Mission abgebrochen, weil es zu viel kostete? Als er nach 40 Tagen Fasten vom Satan versucht wurde? Als seine Jünger darüber sprachen, wer der Größte von ihnen sei, während Jesus von seinem bevorstehenden Tod redete? Bei seiner Gefangennahme? Als sie ihm, dem ewigen allmächtigen Gott, ins Gesicht spuckten und ihn verhöhnten? Als sie ihm Nägel durch die Handgelenke und Fersenbeine trieben?

Jesus kannte die Kosten seiner Mission, bevor er auf die Erde kam. Ja, er kannte die Kosten, bevor er diese Erde und uns Menschen schuf. Er ist trotzdem gekommen und hat es durchgezogen. Er ging geradewegs nach Jerusalem, um dort an diesem Kreuz von Golgatha als Stellvertreter für uns Menschen zu sterben. Das hat sich nicht gut angefühlt. Jesus hatte zuvor unglaubliche Gebetskämpfe im Garten Gethsemane. Im Wissen, dass er die Last der Sünden tragen würde, war er zu Tode geängstigt und sprach: »Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst« (Matthäus 26,39). Es war nur der Gehorsam gegenüber seinem Vater und die Liebe zu Ihnen und mir, die Jesus an dieses Kreuz gebracht haben. In ihm ist das Ja geschehen, in ihm sind alle Zusagen Gottes bestätigt. Vergebung und ewiges Leben sind für jeden Menschen möglich, weil Jesus es durchgezogen hat.

Stefan Hasewend
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Frage
Was ist Ihre Antwort auf diese Liebestat von Jesus?
Tipp
Würde es einen anderen Weg zu Gott geben, hätte Jesus das alles nicht gemacht.
Bibellese
Matthäus 26,36-46

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