Freitag, 21. Januar 2022: Befreie-die-Welt-von-…-Tag

Jetzt mal ehrlich: Was für Aktionstage denken die Leute sich denn noch aus? Das wird ja immer skurriler und entwertet die wirklich wichtigen Tage wie den »Weltkindertag«, oder nicht? Zumindest war das meine erste Reaktion, als ich vom heutigen Befreie-die-Welt-von-Modediäten-und-Werbetricks-Tag las. Schnell gegoogelt, was der Quatsch soll: Ups! Das Ganze hat ja doch einen ernsten Hintergrund. Unter anderem soll auf die Gefahr hingewiesen werden, dass bearbeitete Model-Bilder junge Mädchen und Frauen dazu verleiten, einem unnatürlichen Schönheitsideal zu entsprechen. Dass man darauf aufmerksam macht, ist eine gute Sache.

Auch wir Männer dürfen uns angesprochen fühlen. Wie oft haben wir uns schon Frauen angeschaut, die es – ja, man muss es tatsächlich so deutlich sagen – in dieser Form gar nicht gibt? Hier ein Filter, da etwas retuschiert – schon entstehen Fantasiemenschen. Und diese lösen Fantasien aus: Wenn mein Partner doch nur so aussehen würde … oder ich selbst! Wenn ich diese Konfektionsgröße, dieses Aussehen, diesen Körperbau hätte, würde man mich anerkennen.

Wie gut, dass Gott uns einen gänzlich anderen Blick für den Menschen gibt. Der Wert eines jeden Menschen liegt darin begründet, dass er im Bild Gottes erschaffen wurde. Er liegt darin begründet, dass Gott in seiner Genialität und Kreativität jeden von uns genau so einzigartig geschaffen hat, wie er es für richtig hielt. »Jeder Mensch steht auf dem Wunschzettel Gottes«, schreibt die Autorin Bärbel Wilde. Dieses Wissen warnt mich immer wieder davor, Menschen abzuwerten, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Mobbing, Hetze und Lästern entstehen da, wo jemand ignoriert, dass der Mensch im Bild Gottes erschaffen wurde.

Thomas Bühne


Frage
Welches Bild haben Sie von sich selbst und von Ihren Mitmenschen?
Tipp
Gott weist uns mit seinen Vorgaben in eine Richtung, die tatsächlich am besten zu uns passt.
Bibellese
1. Mose 1,27; 5,1-5

Donnerstag, 20. Januar 2022: Zum 80. Jahrestag der »Wannseekonferenz«

Seit Beginn der Herrschaft Adolf Hitlers liegt über Deutschland ein Schatten, der auch in Jahrzehnten noch nicht verschwunden sein wird, obwohl die aktiv und passiv Betroffenen längst in ihren Gräbern liegen. Schiller hat einmal in einem seiner Dramen gesagt: »Das Leben ist der Güter höchstes nicht, der Übel größtes aber ist die Schuld«. Die Schuld des Judenmordes wird Gott nicht vergessen, Vergebung nur bei denen, die vor Gott ernstlich Buße getan haben. Im Übrigen aber bleibt diese schwere moralische Last den Deutschen erhalten. Sie hat die Politik der BRD in der Nachkriegszeit bestimmt, sie hat das Bewusstsein der Nachgeborenen vielfältig geformt bis in unsere Tage hinein.

In den Diskussionen darüber hat häufig das sogenannte »Wannseeprotokoll« eine Rolle gespielt, ein Dokument aus dem Jahr 1942, das heute oft missverständlich als Beginn der Judenvernichtung verstanden wird. Diese war nämlich schon in vollem Gange. Die SS hatte mit dem Angriff auf Russland »Einsatzgruppen« gebildet, die hinter der Front alle Juden aufzuspüren hatten, um sie zu erschießen. Die Vergasungen setzten erst später ein und wurden durch den Vormarsch der Russen beendet.

Wie schrecklich wäre es, wenn solche Taten nicht ihre gerechte Strafe fänden. »Denn so spricht Jahwe der Heerscharen: . . . wer euch (Israel) antastet, tastet meinen Augapfel an« (Sacharja 2,12). Und doch darf auch angesichts größter Schuld von Vergebung gesprochen werden, denn Gott hat seinen Sohn unser aller verdiente Strafe tragen lassen, als er am Kreuz für unsere Vergehen starb. Schuld zu verheimlichen ist keine Lösung. Nur wer sie bekennt und um Vergebung bittet, wird frei, wenigstens etwas davon wiedergutzumachen – als Zeichen seiner echten Besinnung und Umkehr.

Karl-Otto Herhaus


Frage
Wie groß schätzen Sie Ihre Schuld vor Gott und Menschen ein?
Tipp
Auf die Schuld einer anderen Generation zu verweisen, befreit nicht von der eigenen.
Bibellese
Römer 2,1-11

Mittwoch, 19. Januar 2022: Mutterohren

Als man noch keine Musikkonserven kaufen konnte, mit deren Hilfe man in jeder Wohnstube Beethovens Neunte oder Wagners Lohengrin anhören kann, war es selbst in vornehmen Häusern etwas Besonderes, wenn man einen berühmten Sänger oder eine Sängerin einladen konnte, die dann, vom Klavier begleitet, ihre Arien sangen. An einem solchen Abend lauschten viele Gäste entzückt dem Gesang, als die Hausfrau plötzlich leise aufstand und hinausging. Sie hatte als Einzige das Weinen ihres Babys gehört und ging hin, um nach dem Rechten zu sehen.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie fein Mütter auch bei lautestem Lärm und bei schönster Musik und bei interessantestem Gespräch das Weinen ihrer Kinder hören. In unserem Tagesvers nimmt Jesaja das als Beispiel für die Aufmerksamkeit des himmlischen Vaters, die er seinen Kindern entgegenbringt.

Ja, selbst wenn in dieser bösen und sündigen und herzlosen Welt sogar Mütter schwerhörig für die Nöte ihrer Kinder werden können, so wird das auf Gott doch niemals zutreffen. Allerdings ist dies gerade eine der Stellen, die den häufigsten Spott aller Gottesleugner auslöst: Sie sagen: Wie könnte ein Gott – wenn es denn überhaupt einen gibt – auf das Bitten und Flehen und Jammern von Millionen hören, die gleichzeitig weltweit zu ihm rufen? Und wie könnte er für jeden eine spezielle Hilfe bereitstellen? Nun, sie kennen Gott nicht, und noch viel weniger seine Allwissenheit und seine Liebe zu seinen Geschöpfen.

Gehen wir dagegen mit all unseren Schwierigkeiten, Schmerzen und Bedürfnissen vertrauensvoll zu dem Vater im Himmel, werden wir erleben, dass er uns gibt, was gut für uns ist. Seine Ohren sind feinfühliger als die der besten Mama der Welt.

Hermann Grabe
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Frage
Zu wem gehören Sie, zu den Spöttern oder zu den gläubigen Betern?
Tipp
Längst nicht immer wäre die Erfüllung unserer Wünsche das Beste für uns.
Bibellese
Psalm 105

Dienstag, 18. Januar 2022: Die Stimme des Herrn

Sie heißen Lothar, Dorian oder Doris. Aber das sind nicht etwa die beliebtesten Vornamen von Mädchen oder Jungen – Stürme bekamen diese Namen. Stürme, die in den letzten Jahren über Deutschland hinwegfegten. So wie der Orkan Kyrill, der heute vor 15 Jahren mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 220 km/h über weite Teile Europas hinwegfegte. Er forderte auf dem Kontinent 34 Menschenleben und richtete mindestens 8 Milliarden Euro Sachschaden allein in Deutschland an.

Mittlerweile wissen wir, wie Stürme entstehen. Wir können die Windstärke messen und vorhersagen, aus welcher Richtung uns in den nächsten Tagen der Wind ins Gesicht bläst. Trotzdem stehen wir immer wieder machtlos den Naturgewalten gegenüber und fühlen uns klein und hilflos. Wir spüren eine Grenze und erkennen: Den Stürmen, Erdbeben oder Flutkatastrophen sind wir mit all unserem Können und all unserer Technik nicht gewachsen. Diese Grenze zu erfahren, tut weh. Besonders in Europa sind es die Menschen ja gewohnt, alles zu regulieren und zu organisieren. Eine Fülle von Vorschriften und ausgefeilte Technik sollen das Leben sicher machen. Und dann kommt einfach ein Sturm und bläst alles weg – auch die Illusion, alles im Griff zu haben. Da zeigt Gott, der Schöpfer, wie mächtig er ist.

Für den Psalmdichter David war ein gewaltiger Sturm die Stimme des Herrn. Ein Sturm, der die Zedern des Libanon zerbrach. Manchmal muss Gott auf solch demonstrative Weise zu uns Menschen »reden« – bei all dem Lärm, der uns umgibt. Er will sich auf diese Weise Gehör verschaffen. Denn in der Not hat schon mancher sich an Gott erinnert. Dann findet man plötzlich wieder Zeit, auf das zu hören, was er uns sagen will. Auch dann, wenn es dann nicht mehr stürmt.

Herbert Laupichler
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Frage
Haben Sie jemals schon auf Gottes Stimme gehört?
Tipp
Warten Sie nicht damit, bis Gott sich auf die oben beschriebene Weise bemerkbar macht.
Bibellese
Psalm 107,1-31

Montag, 17. Januar 2022: Nur eine Anschubfinanzierung?

»Bitte beachten Sie, dass wir die Fördermittel aus unserer Stiftung nur als Anschubförderung bereitstellen. Wir leisten diese finanziellen Zuschüsse maximal drei Jahre, danach muss sich das Projekt durch eigene Einnahmen selbst tragen!« Diese Botschaft übermittle ich als Vorstandsmitglied einer Stiftung an Initiativen, denen wir Spenden zusagen können. Die Stiftung betont dabei, dass auch ihre Finanzmittel begrenzt sind und zukünftig wieder für andere, neue Zwecke zur Verfügung stehen sollen. Darum müssen die geförderten Initiativen in einer überschaubaren Zeit unabhängig von diesen Zuschüssen werden.

Manche Menschen stellen sich Jesus Christus wie jemanden vor, der uns Menschen mit einer Anschubfinanzierung hilft. Sie glauben, dass Jesus am Kreuz für ihre Schuld bezahlt und ihnen damit einen Neuanfang ermöglicht hat. Aber nun versuchen sie, auf dieser Grundlage selbstständig ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen.

Doch wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, merke ich schnell: Auch als Christ gelingt mir kein sündloses Leben. Ich falle auf Versuchungen herein, verhalte mich lieblos oder sage Dinge, die mir anschließend leidtun. Wenn ich merke, wie oft ich versage, wird mir bewusst, dass ich Jesus auch in Gegenwart und Zukunft als meinen Retter brauche. Die gute Nachricht ist: Jesus hat denen, die an ihn glauben, nicht nur die Sünden der Vergangenheit vergeben, sondern ihnen auch zugesagt, sie sicher ans Ziel zu bringen. Statt unabhängig von Jesus zu werden, geht es beim Glauben darum, sich immer enger mit Jesus zu verbinden. Nicht meine Leistung ist entscheidend, sondern meine Beziehung zu Jesus. Wie wohltuend zu wissen, dass Jesus vollendet, was er beginnt. Auch in uns!

Andreas Droese
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Frage
In welcher Beziehung stehen Sie zu Jesus?
Tipp
Wir brauchen nicht nur einen Anschub, sondern jemanden, der uns durchträgt bis zum Ziel.
Bibellese
Philipper 1,3-11

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