Freitag, 28. Oktober 2022: Das Seelenleben eines Psalmdichters
Wie lange noch? Viermal richtet ein geplagter Mann in Psalm 13 diese Frage an Gott. Die nicht enden wollende Dauer seiner misslichen Lage, in die er geraten war, quälte seine Psyche. Viele Menschen beschäftigt die gleiche Frage. »Wie lange noch geht mein Leiden?«, stöhnt der chronisch Kranke. »Wie lange noch muss ich ohne Partner sein?«, fragt mancher Alleinstehende. ›Bis wann muss ich diesen Druck am Arbeitsplatz aushalten?‹, denkt sich der Angestellte; und das eine oder andere Kind weint nachts in sein Kopfkissen: »Wann hören meine Eltern endlich auf, ständig zu streiten?«
Der Beter in unserem Psalm sah sich total hilflos seinem Schicksal ausgeliefert, von Gott völlig verlassen. Ein Paket von Sorgen wälzte sich permanent durch seine Gedanken. So verzweifelt war er, dass er sich schon das Schlimmste ausmalte. Ja, das Warten auf das ersehnte Ende und die Dauer der Schmerzen können einen richtig fertigmachen. Aber dann reagiert er plötzlich ganz eigenartig, so, als wollte er seiner Seele selbst ein Stoppschild aufstellen: »Doch nein, ich vertraue auf deine Gnade; jauchzen soll mein Herz wegen deiner Hilfe!« Er fasst einen Entschluss: Halt, ich vertraue auf den gnädigen Gott und will mit seinem Eingreifen rechnen. Ich höre jetzt auf, mir den Kopf zu zerbrechen, was ohnehin nicht weiterhilft. Ich überlasse mich ihm. Seine Umstände haben sich nicht gleich verändert, aber sein Stimmungsbild wandelte sich vom Klagenden zum Singenden, vom Verzagenden zum Gefassten.
Seltsam, aber das scheint mir ein hochqualifizierter und weitsichtiger Ratschlag zu sein für uns moderne Leute, die so viel Mühe damit haben, Belastungen auszuhalten, und die kaum noch etwas von Beten und Gottvertrauen verstehen.
Arndt Plock
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- Psalm 13