Mittwoch, 22. März 2023: Wasser ist sein Element
Kennen Sie Nikolaus? Nein, ich meine nicht den Bischof, der die Kinder kurz vor Weihnachten mit Köstlichkeiten beglückt. Ich meine die männliche Kegelrobbe im Wattenmeer, die man im März 2015 im Alter von 13 Wochen vor Friedrichskoog auswilderte, ausgestattet mit einem Sender, durch den man sechs Monate lang ihre Wege durch die Nordsee verfolgte. Auf sagenhafte 10 241 km hat sie es in diesem Zeitraum gebracht. Betrachtet man die Karte mit ihrer Reiseroute, so sieht man auf den ersten Blick nur ein einziges Wirrwarr von Linien in einem allerdings begrenzten Gebiet der Nordsee. Es gibt darin nur wenige »Zentren«, in denen sich diese Linien zu einem dickeren Bündel verdichten, offenbar an ergiebigen Futterplätzen oder beliebten Rückzugsorten zum Ausruhen nach ausgiebigen Jagdzügen.
Für mich ist Nikolaus ein treffendes Bild für den rastlosen Menschen, der in seinem Leben meist aus ähnlichen Gründen unterwegs ist, wie wir es aus der Tierwelt kennen: Nahrungsbeschaffung, Fortpflanzung, Ausleben und Ausruhen in dem zugewiesenen Element und Lebensraum. Bei den Robben findet nach rund 25 Jahren dieses Dasein ein Ende, wenn sie nicht schon vorher – z. B. durch Erkrankung – zu Tode kommen. Doch sind wir Menschen nicht mehr als die Tiere? Ja, denn der Mensch wurde zu einem höheren Zweck geschaffen: um seinem Schöpfer auf eine Weise zu ehren, die über ein bloßes Dasein und Vergehen hinausgeht: Seines Schöpfers Wege soll er gehen, d. h. nach seinem Willen leben, um letztlich ein Ziel zu erreichen, wo keine Gefahr, kein Mangel, kein Schmerz und kein Tod mehr drohen. Dieser »Weg des Lebens«, den Gott uns in seinem Sohn Jesus Christus gewiesen hat, endet nicht im Vergehen, sondern führt zum ewigen Leben.
Joachim Pletsch
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- Apostelgeschichte 2,22-32