Montag, 28. Oktober 2024: Zu spät, Lukas 13,25
An der Universität in unserer Stadt arbeitete lange Jahre eine ältere Frau, die für die Einschreibung neuer Elektroingenieure zuständig war. Das war zu einer Zeit, als man sich noch mit Stift und Papier vor Ort einschreiben lassen musste. Am letzten Tag der Einschreibefrist gab es dann häufig eine lange Schlange von Personen, die bis auf den Hof reichte. Wenn dann alle Studenten durch waren und auch die letzten Sekunden der Frist vertickt waren, wäre es eigentlich nur richtig gewesen, die ältere Dame und ihre Kollegin hätten die Tür zugemacht. Allerdings gab es immer wieder Studenten, die das Limit ausreizten – und Glück hatten, dass die besagte ältere Dame an dieser Stelle saß. »Ach, lass uns die Tür doch noch ein wenig auflassen. Das bricht mir einfach das Herz,« sagte dann die ältere Dame. »Nee, mach das Loch jetzt endlich zu, ich kann keinen mehr sehen und die sind nun mal zu spät.« – »Okay, aber ich mach wieder auf, wenn noch jemand kommt. Da brauchst du dich ja auch nicht drum kümmern. Aber stell dir vor, das wäre mein Junge. Der kommt auch immer auf den letzten Drücker.«
Wenn dann noch jemand kam, nutzte sie die Gelegenheit bzw. die Verlegenheit des Trödlers: »Wissen Sie, ich konnte diese Tür noch öffnen. Eigentlich müsste die für dieses Semester für Sie geschlossen bleiben. Aber passen Sie auf, es wird der Tag kommen, an dem die Himmelstür zugemacht wird. Da ist es viel wichtiger, dass Sie Ihre Chance nicht verpassen.«
Die ältere Dame war eine Christin und davon überzeugt, dass wir Menschen hier auf der Erde die Verantwortung haben, uns Gott zuzuwenden und ihn um Vergebung unserer Schuld zu bitten. Und das sollten wir nicht versäumen und auch nicht bis zum letzten Moment darauf warten.
Jannik Sandhöfer