Sonntag, 05. Juni 2022: Vergebliches Warten?
In einer Kolumne einer Tageszeitung fand ich interessante Gedanken unter dem Titel »Nur der Hund kehrte zurück in die Heimat«. Inhaltlich geht es um die Flucht aus Ostpreußen 1944 vor den Truppen der Roten Armee. So musste auch eine Familie, deren Name nicht genannt wurde, Haus und Hof verlassen. Mit dabei auf dem Treck nach Westen war ein kleiner Dackel. Als die Menschengruppe eine Pause einlegte, ging der Hund seinem Jagdtrieb nach. Infolgedessen verpasste er den Anschluss, als der Treck weiterziehen musste.
30 Jahre später konnte die geflüchtete Familie ihren zurückgelassenen Hof und die neuen Besitzer besuchen. Dort erfuhren sie, dass 1945 ein halb verhungerter Dackel aufgetaucht war, der offensichtlich alles gut kannte und auf dem Hof zu Hause war. Er legte sich auf die Schwelle der Eingangstür und sah nach draußen und wartete sehnsüchtig – auf sein Herrchen bzw. auf seine »Familie«. Den Kopf auf der Schwelle hatte er fünfzehn Jahre später sein Hundeleben beendet. Wie schade, dass er die Rückkehr seines Herrn nicht mehr erleben konnte.
Irgendwie erinnert mich diese Geschichte an das Schicksal von uns Menschen und unsere Zugehörigkeit zu Gott. Auch wir sind ihm davongelaufen. Auch uns ist in Erinnerung geblieben, wo wir eigentlich hingehören und wo unser Zuhause ist. Aber anders als in dieser Geschichte hat sich Gott schon vor langer Zeit aufgemacht, um uns zu suchen und zu finden. Dazu hat er seinen Sohn gesandt, durch den wir ihm nun wieder begegnen können. Nun einfach nur den Kopf auf die Schwelle legen und abwarten, was weiter passiert, wäre nicht richtig. Wir dürfen ihm froh entgegenlaufen und seine dargebotene Hand ergreifen, um dann nie mehr von ihm getrennt zu sein.
Martin Reitz
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- Wissen wir, wo wir hingehören? Warten wir immer noch auf Gott?
- Das Warten hat ein Ende, weil er in Jesus zu uns gekommen ist.
- Titus 2,11-14