Donnerstag, 23. Februar 2023: Die ganze Wahrheit (1)

Der Postdampfer hatte in der Bucht einer der unzähligen Südseeinseln angelegt, um Briefe und Pakete abzuliefern und mitzunehmen. Einige Reisende waren auch an Bord und wollten gerne inzwischen baden gehen. Darum fragten sie den Kapitän, ob es in dieser Bucht Haifische gebe. Der verneinte das, und so sprangen sie vergnügt ins Wasser. Als sie erfrischt und lustig wieder an Bord waren, fragten sie, wie es denn komme, dass es hier keine Haie gebe. Der Kapitän erklärte: »Das kommt daher, weil aus der breiten Flussmündung, dort drüben, immer wieder besondere Krokodile in die Bucht kommen, die auch Salzwasser mögen, und mit denen möchten die Haifische nicht gern Bekanntschaft machen.« – »Ja, aber warum haben Sie uns das nicht gesagt?«, riefen die Passagiere empört. »Sie haben nicht danach gefragt!«, war die lapidare Antwort des Kapitäns.

Einerlei, ob die Geschichte erfunden wurde oder ob sie tatsächlich passierte, sie beschreibt die Wahrheit dessen, was unendlich oft in dieser Welt passiert. Wie oft hören die Menschen bei vielerlei Gelegenheiten Geschichten vom »lieben Gott«, der nur dafür zu sorgen habe, dass es uns gut geht, und der offensichtlich für alles Böse, was wir tun, völlig blind sei. Das ermutigt die Hörer, vergnügt draufloszusündigen, wenn es Spaß macht, oder wenn man dadurch einen Vorteil erringen kann.

Der in der Bibel vorgestellte Gott aber ist völlig anders. Immer wieder wird da erzählt, dass die Menschen sich über Gottes Gebote hinwegsetzen und dann die Konsequenzen zu spüren bekommen, bis hin zur ewigen Verdammnis. Weil das so ist, sollten wir doch lieber nach der »ganzen Wahrheit« fragen, von der unsere Überschrift und der Tagesvers sprechen.

Hermann Grabe
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Frage
Von welchem Gottesbild gehen Sie aus?
Tipp
Heute lädt Gott noch ein, seine Gnade zu suchen.
Bibellese
Johannes 16,1-15

Mittwoch, 22. Februar 2023: Kompromisslos

Heute vor 80 Jahren wurde Sophie Scholl hingerichtet – eine Ikone des Widerstands gegen die Hitlerdiktatur. Sie wurde nur 21 Jahre alt. Man ertappte Sophie und ihren Bruder Hans beim Verteilen eines »Weiße Rose«-Flugblattes. Über das Unrecht, das sie sahen, konnten und wollten sie nicht schweigen! Schon drei Tage später wurden sie zum Tode verurteilt! Der Fahndungsleiter Robert Mohr berichtete nach dem Verhör: »Sophie war krampfhaft bemüht, alle Verdächtigungen auf sich zu lenken. Um ihren Bruder zu schützen, war sie bereit, alle Schuld auf sich zu nehmen.«

Woher nahmen sie die Kraft für ihren kompromisslosen Widerstand? Ende 1942 schrieb Sophie ins Tagebuch: »Wenn in mir noch so viele Teufel rasen, ich will mich an das Seil klammern, das mir Gott in Jesus Christus zugeworfen hat.« Dieser Glaube ließ sie nicht an der Menschheit irrewerden: »Wenn ich die Menschen um mich herum ansehe, und auch mich selbst, dann bekomme ich Ehrfurcht vor dem Menschen, weil Gott seinetwegen herabgestiegen ist.« Hans notierte im August 1942: »Wenn Christus nicht gelebt hätte und nicht gestorben wäre, gäbe es wirklich gar keinen Ausweg. Dann müsste alles Weinen grauenhaft sinnlos sein. So aber nicht.« Alleine mit dem Gefängnisseelsorger feierten sie ihr letztes Abendmahl. Gemeinsam sagten sie dabei diese Verse aus der Bibel auf: »Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.« Der Vollzugsbeamte war von der Würde und Gefasstheit der beiden beeindruckt. Hans schrieb in einem Abschiedsbrief an seine Eltern: »Ich bin ganz stark und ruhig …«

Mit diesem lebendigen Vertrauen auf den Sohn Gottes haben sie ihre Angst und sogar den Tod überwunden!

Andreas Fett
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Frage
Was gibt Ihnen Mut, Unrecht anzusprechen?
Tipp
Auf Gott können wir uns verlassen, über den Tod hinaus.
Bibellese
2. Timotheus 4,16-18

Dienstag, 21. Februar 2023: Auf wen hören wir?

Die Stimme der Mutter, des Vaters und der engsten Familienangehörigen sind die ersten menschlichen Laute, die ein Neugeborenes wahrnimmt. Die Klangfarbe dieser Töne zusammen mit der Muttersprache und dem Dialekt prägen seine spätere, individuelle Sprachmelodie. In den ersten Lebensjahren formt sich die Grundstruktur des Sprechens, dabei können gleichzeitig mehrere »Elternsprachen« ausgebildet werden. Schon nach kurzer Zeit allerdings schließt sich das neuronale Fenster für die natürliche Sprachbildung, und Fremdsprachen oder Dialekte sind nur noch in vergleichbar mühsamer Weise und selten akzentfrei erlernbar. Wie wichtig das Hören menschlicher Stimmen für das Formulieren von Worten ist, kann man an gehörlosen Menschen sehen, die nicht auf normale Weise sprechen lernen können. Übrigens: Die Stimme eines Menschen bleibt zeitlebens nahezu unverändert.

Unser Tagesvers sagt, dass Schafe die unverwechselbare Stimme ihres Hirten verinnerlicht haben und ihn zweifelsfrei daran erkennen. Seine Stimme ist ihnen so vertraut, dass sie ihm unvoreingenommen überallhin folgen. Dieses Bild verdeutlicht die ideale Beziehung zwischen Gott und Mensch: Gott will uns wie ein Hirte führen, versorgen, beschützen und bewahren. Und er wünscht sich, dass wir ihm vertrauensvoll folgen, so wie Schafe das bei ihrem Hirten tun. Doch leider denken wir oft, wir wüssten besser als Gott, was gut für uns ist. Wir gehen lieber unsere eigenen Wege, anstatt auf die Stimme des Hirten zu hören. Aber so wie es einem Schaf am besten in der Nähe des Hirten geht, so ist es auch für uns das Beste, wenn wir auf Gottes Stimme hören und in seiner Nähe leben.

Daniela Bernhard
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Frage
Hören Sie auf den Ruf des Hirten, oder ist er Ihnen noch fremd?
Tipp
Lernen Sie den göttlichen Hirten kennen! Lesen Sie die Bibel und hören Sie auf ihn!
Bibellese
Jesaja 46,3-4.9-13

Montag, 20. Februar 2023: Warum Soldaten Kriegsverbrechen begehen

Die Medien liefern erschütternde Nachrichten aus dem Kriegsgebiet. »Russlands Soldaten foltern und ermorden Zivilisten«, meldet zdf.de. »Erschießung russischer Kriegsgefangener: Auch die ukrainische Seite begeht Kriegsverbrechen …«, ist in der Weltwoche zu lesen.

Wie kommt es, dass Menschen, die wenige Wochen vorher als ganz normale Handwerker, Ärzte, Ingenieure gearbeitet haben und liebevolle, treu sorgende Ehemänner und Väter waren, zu furchtbaren Gräueltaten fähig sind? Diese Frage hat sich auch die chinesischstämmige Historikerin Iris Chang gestellt. In ihrem Buch Die Vergewaltigung von Nanking berichtet sie über Grausamkeiten der japanischen Eroberer in ihrer Heimatstadt 1938-39. Sie schreibt: »Die Zivilisation ist an sich etwas Hauchdünnes. Irgendein Webfehler in der menschlichen Natur lässt es zu, dass selbst unaussprechliche Schandtaten in Minutenschnelle zu Banalitäten werden.«

In der Bibel wird dieser »Webfehler in der menschlichen Natur« ausführlich beschrieben. »Ihre Füße sind schnell, Blut zu vergießen …« (Römer 3,15-17). Der Apostel Paulus begrenzt diese Beschreibung nicht auf einige verrohte SS-Einheiten oder Söldner der Gruppe Wagner. Er leitet die Diagnose ein mit den Worten: »Da ist kein Gerechter, auch nicht einer.« Damit will er sagen: Jeder von uns ist zu jeder Bosheit fähig. Wenn uns bislang die »hauchdünne Decke der Zivilisation« von Gewaltverbrechen abgehalten hat, liegt es vielleicht an der »Gnade der späten Geburt«, an der Bewahrung vor Krieg – kurzum, am Schutz durch gute Bedingungen. Bei aller berechtigten Abscheu vor Gräueltaten warnen uns die Worte der Bibel vor Überheblichkeit und zeigen uns unsere oft verdrängte Erlösungsbedürftigkeit.

Gerrit Alberts
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Frage
Kennen Sie Ihr »Herz« wirklich?
Tipp
Nur Gott kann uns vom Bösen in uns befreien.
Bibellese
Psalm 4

Sonntag, 19. Februar 2023: Der, dem auch der Sturm gehorcht

In der Nacht zum 19. Februar 2022 zog das dritte von vier aufeinanderfolgenden Orkantiefs über unseren Wohnort an der Nordsee hinweg. Experten warnten rechtzeitig vor »Zeynep«. Auf keinen Fall sollte man die Strände oder Hafenbereiche betreten, da mit einer schweren Sturmflut zu rechnen war. So kam es dann auch: Es gab Gebäudeschäden, umgestürzte Bäume und überflutete Wiesen und Felder. – Wir hatten vorgesorgt: Außenrollos geschlossen, Gartenmöbel in die Garage gebracht, Nachbargrundstücke nach losen Gegenständen abgesucht, mit den Nachbarn abgestimmt, uns ggf. auch mitten in der Nacht gegenseitig zu helfen. Aber vor allem hatten wir in Erwartung des erwarteten schwersten Sturms seit Jahrzehnten mehrfach zu Gott gebetet, hatten ihn um gnädigen Verlauf des Unwetters und um innere Ruhe gebeten. Gott war uns gnädig. Wenige Kilometer von uns entfernt wurden Windböen um 160 km/h gemessen, aber wir hatten nur einen kleinen Schaden am Dach. Insgesamt hielten sich in Cuxhaven die Schäden noch im Rahmen. Die Bilanz war weniger schlimm als anderswo im Norden. Es war der stärkste Orkan seit »Kyrill« 2007. In unserem Nachbarort kam allerdings ein Mann ums Leben, der entgegen aller Warnungen während des Sturms seinen Stall reparieren wollte, was zum Absturz aus 10 Metern Höhe führte.

In der Bibel wird mehrfach berichtet, wie Menschen in Stürmen und auf tobender See auf ihre Bitten hin Rettung und Bewahrung erlebten. Auch Jesus bewies seinen Jüngern in höchster Not, dass er Macht über Wind und Wellen hatte. Das ist für uns Grund genug, uns stets an ihn zu wenden, nicht nur im Blick auf unsere Nöte im Leben, sondern ganz besonders auch im Blick darauf, dass nur er uns vor dem ewigen Tod bewahren kann.

Hartmut Ulrich
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Frage
Haben Sie Angst vor Katastrophen, die sich ja heutzutage häufen?
Tipp
Gott hat jederzeit jeden im Fokus, der sein Vertrauen auf ihn setzt, in glücklichen und in schweren Momenten.
Bibellese
Lukas 8,22-25

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