Mittwoch, 21. Dezember 2022: Eine außerweltliche Eigenschaft

Die Bibel hat die griechische Sprache um ein neues Wort für Liebe bereichert: Agape. Aus der Zeit vor der griechischen Übersetzung des Alten Testamentes (Septuaginta, ab 250 v. Chr.) gibt es keinen sicheren Beleg für die Verwendung des Wortes in der heidnischen Literatur. In der Septuaginta scheint das Wort eine Neuschöpfung zu sein und wird 18-mal verwandt. Das Bedeutungsspektrum ist ähnlich wie beim deutschen Wort Liebe.

Im Neuen Testament jedoch bekommt das Wort einen neuen Bedeutungshorizont. Es bezeichnet neben anderen Nuancen vor allem eine Haltung der liebevollen Zuwendung, die nicht in den Eigenschaften des Geliebten, sondern in dem Liebenden seine Ursache hat. Dadurch wird der Begriff zu einer passenden Beschreibung der Liebe Gottes. Der Theologe Thielicke hat den Sachverhalt auf den Punkt gebracht: »Gott liebt uns nicht, weil wir so wertvoll wären, sondern es ist genau umgekehrt: Wir sind so wertvoll, weil Gott uns liebt.«

Diese Liebe zeigt sich an der Bereitschaft zu geben. Seinen höchsten Ausdruck fand sie darin, dass Gott seinen einzigartigen Sohn gab. Im Leben Jesu Christi wird sie deutlich, indem er auf Ablehnung und Anfeindung mit einer Fülle von Wohltaten reagierte. Sir Walter Scott erzählt, dass er einmal einen Stein nach einem streunenden Hund warf, und zwar so fest und so gezielt, dass er dem Tier damit ein Bein brach. Als Scott nun dastand und sich Vorwürfe machte, hinkte der Hund zu ihm hin und leckte die Hand, die den Stein auf ihn geschleudert hatte – eine sehr schwache Veranschaulichung der Liebe Christi. Es ist nicht erstaunlich, dass mit der Menschwerdung Gottes ein neuer Begriff für Liebe erforderlich wurde, denn so eine Liebe hatte die Welt noch nicht gesehen.

Gerrit Alberts
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Frage
Wie würden Sie Gottes Liebe beschreiben?
Tipp
Gott liebt uns nicht, weil wir so wertvoll sind, sondern wir sind wertvoll, weil Gott uns liebt.
Bibellese
1. Johannes 4,7-21

Dienstag, 20. Dezember 2022: Die Bibel

Der Begriff »Bibel« ist nicht geschützt. Es gibt z. B. die »Do it yourself Heimwerkerbibel«. Nach der Werbung wird darin alles erklärt, was man als Heimwerker wissen muss. Keinen geringeren Anspruch erhebt die »Grillbibel«: Ganz gleich, ob Fisch, Fleisch, Gemüse oder was auch immer; wer wissen will, wie man es am Grill richtig macht, kommt (wie die Autoren versprechen) an diesem Buch nicht vorbei. Oder die Auto-Bibel: Hierin finde man alles zum Thema Motorsport und Tuning. Man kann noch viele Beispiele nennen: die Wein-Bibel, die Koch-Bibel, die Strick-Bibel, die Biker-Bibel, die Foto-Bibel usw. All diesen Werken ist gemein, dass sie verlässliche Auskunft über alle wesentlichen Fragen in ihrem jeweiligen Spezialgebiet geben wollen.

Doch warum nutzt man hierzu den Zusatz »Bibel«? Würde nicht »Enzyklopädie«, »Das große Buch vom …« oder »Almanach« ebenso genügen? Offenkundig vermittelt das Wort »Bibel« den Eindruck, dass das so bezeichnete Werk besondere Autorität beansprucht, ein Buch, das man unbedingt haben muss, um sich auf dem jeweiligen Gebiet wirklich auszukennen.

Damit drücken all diejenigen, die das Wort »Bibel« als Zusatz zu ihren Ratgebern nutzen, eine interessante Erkenntnis zu der einen Bibel aus, die tatsächlich keinen Zusatz braucht. Die Bibel, die sich aus dem Alten und dem Neuen Testament zusammensetzt und in über 700 Sprachen vollständig übersetzt wurde und rund 5,7 Milliarden Menschen zur Verfügung steht, besitzt nämlich tatsächlich eine einzigartige Autorität. Sie mag nichts zum Thema Heimwerken, Grillen oder Stricken sagen. Doch sie enthält die wahren Antworten zu den grundlegenden Fragen des menschlichen Lebens. Und deswegen ist sie schlicht »Die Bibel«!

Markus Majonica
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Frage
Welchen Bezug haben Sie zur Bibel?
Tipp
Bibelleser wissen mehr.
Bibellese
Psalm 119,129-136

Montag, 19. Dezember 2022: Enkeltag

Lilly, unsere Enkelin, ist jetzt fast 2 Jahre alt. Sie ist ein Goldschatz, sie lacht ständig und macht uns wirklich viel Freude. Jeden Mittwoch kommt sie mit ihrem 4 Jahre alten Bruder zu uns: Enkeltag. Wir freuen uns immer, wenn sie kommen, aber wir freuen uns auch, wenn sie wieder gehen. Warum? Nun, die kleine, süße Lilly kann, wenn sie ihren Willen nicht bekommt, richtig böse sein. Dann weint sie und schreit, als hätte sie furchtbare Schmerzen. Hat sie nicht, sie hat nur ihren Willen nicht bekommen. Das haben ihr die Eltern durchaus nicht beigebracht. Ihr größerer Bruder geht in der Regel auch immer liebevoll mit ihr um. Und wir Großeltern geben zudem unser Äußerstes, ihr das Leben so schön wie möglich zu gestalten. Es scheint von innen herauszukommen, diese Eigenwilligkeit, Bockigkeit, dieser Eigenwille. Und wir kennen keine Eltern, die nicht damit herausgefordert wären. Wir waren es auch. Was ist da zu tun?

Nun, die Bibel rät uns im Tagesvers, das Kind »an seinen Weg« zu gewöhnen. Wir setzen den Kleinen Grenzen, wir zeigen ihnen auf, dass über ihnen Autoritäten sind, die sie lernen müssen zu achten. Menschsein bedeutet, in Grenzen zu leben, sonst gibt es keine Freiheit. Aber es wäre auch sehr weise, ihnen klarzumachen, dass in uns allen, selbst in diesen kleinen Wesen schon, eine Wurzel steckt, die voller Rebellion gegen das Gute und Gott ist. Die Bibel sagt schon gleich zu Beginn der Menschheit: »Das Sinnen des menschlichen Herzens ist böse von seiner Jugend an« (1. Mose 8,21).

Wir sollten handeln wie der König David: »Ich tat dir meine Sünde kund und habe meine Ungerechtigkeit nicht zugedeckt. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen; und du hast die Ungerechtigkeit meiner Sünde vergeben« (Psalm 32,5).

Peter Lüling
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Frage
Wie bewerten Sie das manchmal böse Verhalten bei kleinen Kindern?
Tipp
So geduldig wie Gott mit uns umgeht, sollten wir auch mit unseren Kindern sein.
Bibellese
Sprüche 4

Sonntag, 18. Dezember 2022: Starker Gott zerbrechlich klein

Schon wieder steht Weihnachten vor der Tür. Nicht mehr lange, die Lichterketten stimmen schon zur Besinnlichkeit ein, der vorweihnachtliche Geschenkekauf floriert, und man freut sich auf ein paar freie Tage, gutes Essen und das Ende der stressigen Adventszeit. Das ist es doch, was Weihnachten ausmacht, oder? Es ist das Fest der Liebe, der Familie – und irgendwo kommt das Jesuskind vor. Wenn man heutzutage Menschen fragt, wieso jedes Jahr so ausgiebig Weihnachten zelebriert wird, dann geben die meisten Befragten an, dass es ein Zusammenkommen der Familie und eine schöne Tradition sei. Schon 2002 hat die FAZ festgestellt, dass mehr als jedes dritte Kind nicht mehr weiß, wieso Weihnachten eigentlich gefeiert wird. 2015 haben nur 18 % der Schweizer an Jesu Geburt gedacht, als sie nach dem Sinn von Weihnachten befragt wurden.

Es wäre sehr schade, wenn wir – auf der Straße darauf angesprochen – auch nur an ein schönes Familienfest denken würden! Je älter ich werde, desto mehr liebe ich Weihnachten wegen seiner tiefen, eigentlichen Bedeutung. Während ich als Kind die Geschenke wichtig fand und die Liebestat Gottes noch nicht verstand, sehe ich diese jetzt umso deutlicher. Wie unvorstellbar ist es doch, dass der Schöpfer der Menschen genauso wurde wie wir – Gott in einem Baby! Uns Menschen nahe zu kommen, das war sein Plan.

Letztes Jahr habe ich dazu ein Lied verfasst, weil ich so beeindruckt bin von der Liebe Gottes, die in dem Kind von Bethlehem überdeutlich wird. Am Ende des Refrains heißt es: »Gottes Sohn in Herrlichkeit, / wurde Kind in Niedrigkeit. / Kann noch Liebe größer sein? / Starker Gott zerbrechlich klein.«

Jesus Christus ist DER Grund für Weihnachten!

Ann-Christin Ohrendorf


Frage
Was macht für Sie Weihnachten aus?
Tipp
Weihnachten kann der Beginn für jeden Menschen sein, eine echte Beziehung zu Gott zu bekommen.
Bibellese
Lukas 2,1-20

Samstag, 17. Dezember 2022: Von der Traurigkeit zur Freude

Vor einigen Jahren errichtete das Metropolitan Museum of Art in New York zur Adventszeit einen gigantisch großen und wundervoll geschmückten Weihnachtsbaum. Die Tanne wurde mit etwa 200 verschiedenen, wertvoll handgearbeiteten Figuren aus dem 18. Jahrhundert behangen. Neben den Engeln fanden sich dabei die Weisen, die Hirten, etliche Dorfbewohner und eine Vielzahl von Tieren, die alle in freudiger Erwartung auf die Krippe ausgerichtet waren. Abseits von den übrigen Schnitzereien aber baumelte eine Figur, die so ganz anders war als der Rest. Ein barfüßiger Mann, der eine ihn beugende, schwere Last auf dem Rücken trug, hatte seinen Blick nach unten gesenkt. Seine Augen erfassten nicht den von der Krippe ausgehenden hellen Schein, sondern verloren sich traurig im Dunkel der Zweige.

Wie viele Menschen tragen auch heute eine schwere Last auf den Schultern, die ihren Blick traurig nach unten drückt! Eine festliche Stimmung will da gar nicht erst aufkommen. Drohende Arbeitslosigkeit, wirtschaftliche Engpässe, Krankheit, familiäre Zwistigkeiten und weltumspannende Auseinandersetzungen bestimmen den Alltag. Ist die Weihnachtsfreude da nicht eher eine nicht in Zeit passende Zumutung, mehr ein Missfallen als ein Wohlgefallen?

Doch damals wie heute, ergeht der göttliche Ruf in das Dunkel aller Traurigkeiten: »Habt keine Angst, ich verkündige euch große Freude.« Euch, den Verachteten und Nichtgeachteten; euch, den Ausgestoßenen und Ausgegrenzten; euch, die ihr von euren Lasten in den Staub gedrückt werdet. – »Euch, gerade euch, ist heute der Heiland geboren« – der, der alles heil machen kann; der eure Lasten auf sich nimmt; der euren Blick nach oben lenkt. »Gloria in excelsis Deo!« – »Ehre sei Gott in der Höhe!«

Martin von der Mühlen
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Frage
Was überwiegt bei Ihnen gerade – Furcht oder Freude?
Tipp
Richten Sie Ihren Blick auf den, von dem ein helles, göttliches Licht ausgeht – Jesus!
Bibellese
Lukas 2,8-18

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