Sonntag, 09. Oktober 2022: Wort halten!

General von Viebahn erzählt von einem Besuch im Berliner Tiergarten, an dem er auch zur Luiseninsel kam. Sein Begleiter machte ihn auf einen wohlgekleideten älteren Herrn aufmerksam, der dort täglich zwischen 14 und 15 Uhr saß. Er war als junger Mann verlobt gewesen, aber seine Braut hatte die Verlobung aufgekündigt. Er schrieb ihr, sie möge doch zwischen zwei und drei Uhr zur Luiseninsel kommen, um sich mit ihm auszusprechen. Doch sie kam nicht, und nun kommt er schon seit dreißig Jahren täglich dorthin, um sie nicht zu verpassen.

Man kann das eine unerschütterliche Treue oder genauso gut auch eine schreckliche Verrücktheit nennen. Aber wie lange wartet Gott schon auf Sie? Und selbst wenn Sie an ihn glauben, wartet er vielleicht auch immer noch, dass Sie ihm endlich wirklich nachfolgen und tun, was er sagt.

Gott hat für alles gesorgt, was für eine gute Beziehung nötig ist. Das hat ihn sogar seinen Sohn gekostet, und nun wartet er, weil er Sie lieb hat und weil er weiß, wie es Ihnen geht, wenn Sie ihm nicht gehorsam sind. Vielleicht fallen Ihnen auch Versprechungen Ihrerseits ein, die Sie Gott gemacht haben, sei es bei der Konfirmation oder am Grab eines lieben Menschen, oder als es Ihnen seelisch oder körperlich gar nicht gut ging. Und jetzt wartet Gott darauf, dass Sie Ihr Versprechen endlich einlösen. Das tut er nicht, weil Sie ihm etwas geben könnten, sondern einzig deshalb, weil er Sie endlich segnen möchte.

Das erinnert uns auch daran, wie kostbar die wenigen Erdenjahre sind, die Gott uns zugeteilt hat; denn nur während dieser Zeit sind wir in der Lage, uns für oder gegen ihn zu entscheiden. Und wollen wir nicht alle gerne einmal in den Himmel kommen?

Hermann Grabe
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Frage
Wie denken Sie darüber, wenn man Gott warten lässt?
Tipp
Gott gehorsam zu sein, bedeutet oft auch Glück für unsere Nächsten.
Bibellese
Lukas 15,11-24

Samstag, 08. Oktober 2022: Den Schöpfungsbericht wörtlich nehmen?

Wer heute noch die ersten Kapitel der Bibel mit dem Schöpfungsbericht, Adam, Eva und dem Sündenfall wörtlich nimmt, gilt selbst in christlichen Kreisen mittlerweile als Außenseiter. Viele Christen haben sich längst mit der Evolutionstheorie abgefunden. Die Entstehung des Lebens versucht man nun, folgendermaßen zu erklären: So wie in Samen- und Eizelle alle Informationen des daraus entstehenden Menschen enthalten sind, so hat Gott in die sogenannte »Urzelle« die Informationen für die gesamte Evolution vom Einzeller bis zum Menschen hineingepackt. Das klingt offenbar einleuchtender als die Geschichte mit Adam aus dem Erdenkloß und Eva aus der Rippe Adams. Ganz zu schweigen von der sprechenden Schlange im Paradies, die Eva dazu verführte, von der verbotenen Frucht zu essen.

Aber das eigentliche Problem liegt auf einer anderen Ebene. Nach Aussagen der Bibel ist der Tod eine Folge des Sündenfalls, während in der Evolutionstheorie mit dem Aussterben des Schwächeren der Tod von Anfang an eine wichtige Rolle spielt. Und hätte der Sündenfall mit Adam und Eva gar nicht stattgefunden, wäre das ganze Erlösungsgeschehen im Zusammenhang mit Jesus Christus ohne Bedeutung.

Geht es hier also nach dem Prinzip, dass nicht möglich ist, was nicht sein darf? Keineswegs. Entscheidend ist letztlich, wem oder was wir glauben können. Tatsächlich der Bibel, also letztlich Gott? Oder der Wissenschaft, die auf begrenzter menschlicher Erkenntnis beruht? Doch Letztere bringt auch Fakten zutage, die für das biblische Alter der Erde sprechen und beispielsweise auch eine weltweite Sintflut als möglich erscheinen lassen. Ist die Lösung nun ein Kompromiss zwischen beidem? Das klingt logisch, führt aber zu dem oben beschriebenen Konflikt. Ohne Glauben geht es eben nicht!

Günter Seibert
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Frage
Wie glaubwürdig ist die Bibel für Sie?
Tipp
Es ist klug und richtig, ihr in allem einen Vertrauensvorschuss und Vorrang einzuräumen.
Bibellese
Psalm 33,6-22

Freitag, 07. Oktober 2022: Nebelschwaden

Vielleicht haben Sie dieses Naturschauspiel schon einmal selbst erlebt: wolken- und nebelverhangene Berge im frühen Morgengrauen. Man steht im dichten Nebel, doch langsam steigt die Sonne über den Bergen empor. Die Nebelschwaden schwinden, es wird immer heller und die Sicht freier. Übrig bleibt ein klarer Blick auf eine wunderschöne Landschaft, die einen vor Ehrfurcht staunen lässt. Wenn der Nebel noch dicht in den Tälern hängt, kann man sich kaum vorstellen, dass er komplett verschwinden könnte. Doch die Sonne hat so eine Kraft, dass auch der dichteste Nebel weichen muss.

Bräuchten wir nicht auch so einen Sonnenaufgang in unserem Leben? Gibt es da nicht viele dicke Nebelschwaden? Schlechte Gewohnheiten, sündiges Verhalten, unvergebene Schuld? Diese Nebelschwaden verbergen unsere klare Sicht, sie trüben unseren Blick auf unser Leben, unsere Beziehungen und darauf, wer wir wirklich in Gottes Augen sind. Die Nebelschwaden trennen uns von Gott.

Doch das ist kein Zustand, der dauerhaft so bleiben muss. Es gibt Hoffnung auf Licht in unserem Leben. Auch wenn wir schon lange im Nebel umhertappen und denken, dass er sich nie verziehen könnte: Unser Vater im Himmel sieht voll Liebe auf uns. Er hat den Preis für unsere Schuld bezahlt, indem er in Jesus Christus Mensch wurde, für uns ans Kreuz ging und den Tod besiegte. Folglich dürfen wir uns voller Vertrauen unserem himmlischen Vater zuwenden. Wir dürfen ihn um Vergebung bitten, wo wir schuldig geworden sind und seine Vergebung annehmen. Wenn wir das tun, verspricht er uns, hell in unser Leben zu scheinen. Unsere Schuld und noch manches andere werden verschwinden wie der Nebel in der Sonne, und unsere Sicht wird endlich klar werden.

Annegret Heyer


Frage
Wo gibt es in Ihrem Leben Nebelschwaden, die Ihre klare Sicht auf die Wahrheit trüben?
Tipp
Lassen Sie Gottes Licht in Ihr Leben strahlen!
Bibellese
Johannes 12,46-50

Donnerstag, 06. Oktober 2022: Aus den Tiefen

Oscar Wilde (1854-1900) war eine künstlerische Symbolfigur seiner Zeit, genial in vielerlei Hinsicht, intellektuell wie stilistisch brillant. Wegen seiner Verwicklung in Perversionen endete sein Leben als Desaster. Verarmt, gesellschaftlich geächtet und getrennt von seiner beeindruckenden Frau und seinen beiden Söhnen, starb er mit 46 Jahren, nach Aussagen seines Freundes Robert Ross an Syphilis. Aus der Gefängnishaft, zu der er wegen Verstrickung in homosexuelle Prostitution verurteilt wurde, schrieb er: »Die Götter hatten mir fast alles gegeben. Ich hatte Genie, einen bekannten Namen, eine hohe gesellschaftliche Stellung, Brillanz und intellektuelle Kühnheit. … Doch neben diesen Dingen gab es noch anderes in meinem Leben. … Was mir das Paradox auf dem Gebiet des Denkens war, das wurde mir die Perversion auf dem Gebiet der Leidenschaft. Begierde wurde schließlich eine Krankheit oder ein Wahnsinn oder beides. Ich wurde rücksichtslos gegenüber dem Leben anderer. Ich pflückte mir Vergnügen, wo ich wollte, und ging achtlos weiter. Ich vergaß, dass jede kleine Handlung des Alltags den Charakter formt und zerstört und dass deshalb das, was man im Geheimen getan hat, eines Tages laut von den Dächern gerufen wird … ich endete in furchtbarer Schande.«

Die Abhandlung, dem dieses erschütternde Eingeständnis entnommen ist, trägt den Titel: »De profundis« – zu deutsch: »Aus den Tiefen«. Der Schriftsteller übernimmt hier den Beginn des Psalm 130 und veranschaulicht, in welche Tiefen die Verstrickung in Sünde führt. Leider hat Oskar Wilde nicht verinnerlicht, was der Psalmist weiter schrieb: »Wenn du, Ewiger, Sünden anrechnest, Herr, wer kann vor dir bestehen? Doch bei dir ist Vergebung, damit man Ehrfurcht vor dir hat.«

Gerrit Alberts
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Frage
Wo und wie äußert sich bei Ihnen Verstrickung in Sünde?
Tipp
Jesus Christus kann Sünden vergeben und von der Macht der Sünde befreien.
Bibellese
Psalm 130

Mittwoch, 05. Oktober 2022: Eine Hure findet Gnade

Die Kanaaniterin Rahab lebte etwa um 1400 v. Chr. in Jericho. Zu dieser Zeit war kultische Prostitution, die bei kanaanitischen Fruchtbarkeitsriten ausgeübt wurde, weit verbreitet. Im Dienste dieser Gottheiten, z. B. der Astarte oder des Baal, prostituierten sich Frauen und auch Männer für die Tempelbesucher. Für das israelitische Volk war Hurerei streng verboten (5. Mose 23,18). Trotzdem schrieb Gott mit der Hure Rahab Geschichte. Sie versteckte israelitische Kundschafter in ihrem Haus und half damit dem Volk Israel, Jericho zu erobern und das Land Kanaan einzunehmen. Sie wurde zu einem besonderen Werkzeug in Gottes Plan.

Warum gerade sie? Warum diese Frau, die einen für Gott inakzeptablen »Beruf« ausübte und menschlich gesehen völlig unpassend war? Rahab hatte von den Wundertaten des Gottes der Israeliten gehört und glaubte an ihn. Sie war bereit, diesem Gott zu gehorchen und den Götzen ihres Volkes den Rücken zu kehren. Sie vollzog innerlich und später auch äußerlich eine komplette Wende. Und obwohl Gott dem Volk Israel vor der Eroberung Kanaans befohlen hatte, keine Gnade mit den Bewohnern zu haben, keinen Bund mit ihnen einzugehen und sich nicht mit ihnen zu verbinden (5. Mose 7,1-5), wurden Rahab und ihre Familie verschont.

In der Geschichte der Rahab leuchtet Gottes gnädiges Wesen auf. Er selbst fügte es, dass Rahab später den Israeliten Salmon heiratete. Aus dieser Linie ging vier Generationen später der König David und Jahrhunderte später Jesus Christus hervor. Rahab, die Prostituierte, wurde also zur »Stammmutter« des Messias! Ihr früheres, sündiges Leben spielte keine Rolle mehr, und noch heute können wir von ihrem vorbildlichen Glauben in der Bibel lesen. Das ist Gnade!

Daniela Bernhard
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Frage
Wie schätzen Sie Gottes Interesse an Ihnen ein?
Tipp
Niemand ist zu weit von Gott und seiner Gnade entfernt, um nicht eine neues Leben anfangen zu können.
Bibellese
Josua 2

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