Samstag, 20. August 2022: Der Mehrheit folgen ist einfacher …

Neulich im Matheunterricht in der 6. Klasse … Ich führe das Thema »Dezimalbrüche vergleichen und ordnen« ein. Dabei schreibe ich unterschiedliche Dezimalbrüche an die Tafel, und wir stimmen in der Klasse ab, welcher Dezimalbruch wohl größer ist. 1,99 oder 1,0100? Zugegeben, das kann etwas irreführend sein, aber genau das möchte ich für den Moment. Und wenn jemand unsicher ist, kann er sich einfach da melden, wo die meisten sich melden. So einfach ist das … Und die Ergebnisse der Abschätzung sind interessant: Bei einer Abstimmung haben sogar 90 % (!) der Schüler für den falschen Dezimalbruch gestimmt! Wir erleben eine lebhafte Stunde (das ist leider nicht immer so). Als es ruhig in der Klasse ist und die Kinder das Tafelbild ins Heft übertragen, sage ich den Schülern: »Übrigens: Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht immer die Mehrheit recht hat!«

Das hat wenig mit Mathe zu tun, ist aber eine umso wichtigere Lektion. Ich wünsche mir, dass meine Schüler diese für ihr Leben beherzigen: Wahrheit ist nicht von der Mehrheit abhängig. Nur weil alle »rechts« sagen, heißt es noch nicht, dass rechts richtig ist.

Aber es ist eben einfacher, der Mehrheit hinterherzulaufen. Dann brauche ich mich nicht selbst auf die mühsame Suche nach der Wahrheit zu machen. »Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Viel zu kompliziert. Ich folge der Mehrheit – die wird schon recht haben!«

Bei Dezimalbrüchen ist es nicht so schlimm: Das falsche Urteil der 90 % war halb so wild – eher amüsant! Bei den wichtigeren Fragen des Lebens kann diese Abkürzung zu einem schlimmen Irrweg werden. Und dann ist es nicht mehr amüsant. Dann hört der Spaß auf! Daher, auch wenn die Wahrheitssuche mühsam ist, sollten wir uns auf den Weg machen!

Willi Dück


Frage
Gehen Sie lieber Abkürzungen, wenn es um Wahrheit geht?
Tipp
Seien Sie gründlich! Die Suche nach Wahrheit lohnt sich.
Bibellese
Sprüche 2,1-15.20-22

Freitag, 19. August 2022: Märchenschloss oder himmlische Herrlichkeit?

Rund 200 m über der Pöllatschlucht im Ostallgäu thronen Neuschwanstein und Hohenschwangau, die beiden Königsschlösser – das touristische Ziel Nr. 1 im Allgäu mit 1,4 Mio. Besuchern jährlich. Das sind im Sommer mehr als 6000 Besucher pro Tag! Bei Rundreisen beispielsweise von Chinesen in Deutschland ist Neuschwanstein ein absolutes Muss. Dieses Schloss ist schon viele Jahre auch ein beliebtes Puzzle-Motiv. Inzwischen gibt es eine entsprechende Biersorte, Regenschirme mit seinem Foto, Neuschwanstein-Leuchten u. v. m.

Initiiert wurde der Bau dieses Märchenschlosses vom »Märchenkönig« Ludwig II. Er wurde 1845 in München geboren und war König von Bayern. Während das Volk teilweise in großer Armut lebte, betrieb er den verschwenderischen Aus- oder Neubau seiner Schlösser und und nahm selbst wichtige Regierungsgeschäfte kaum wahr. Am 8. Juni 1886 erklärten ihn Ärzte für geisteskrank. Wenige Tage danach ertrank er mit seinem ihn begleitenden Arzt im Starnberger See. Von Ludwig II. blieben vor allem die Schlösser und Bauten, die von aller Welt bestaunt werden. Sein Leben aber kann uns kaum als Vorbild dienen.

Welch ein Gegensatz tut sich da gegenüber Jesus Christus auf! Dieser sagte von sich, dass er keinen Ort habe, wo er sein Haupt hinlegen könne (Lukas 9,58). Er hat auch nichts Materielles hinterlassen, was wir heute bewundern könnten. Aber sein Erbe ist trotzdem größer und schöner, als es jemals in dieser Welt zu finden wäre: Durch sein Sterben am Kreuz hat er es ermöglicht, dass Menschen das ewige Leben gewinnen können. Wer ihm sein Leben übergibt und in seine Nachfolge eintritt, darf einmal – nicht nur für einen flüchtigen Besuch, sondern für immer – bei ihm sein. Und seine unvergängliche himmlische Herrlichkeit überragt alles Irdische um ein Vielfaches.

Martin Reitz
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Frage
Wer ist größerer Bewunderung wert: ein Erbauer von Märchenschlössern oder jemand, der uns ewiges Leben schenken kann?
Tipp
Bewunderung wäre zu wenig, es muss es zu einer bleibenden Beziehung kommen.
Bibellese
Offenbarung 3,12

Donnerstag, 18. August 2022: Die Fackel Alexanders

Neulich beschäftigte ich mich mit der Geschichte von Alexander dem Großen. Er gilt als größter Eroberer der Geschichte. Alexander veränderte die Welt in nur elf Jahren (334-323 v. Chr.). Ihm gelang es innerhalb weniger Jahre, das größte Reich der Antike zu erobern. Von ihm wird berichtet, dass er jedes Mal, wenn er eine feindliche Stadt belagerte, vor den Stadttoren eine brennende Fackel in die Erde rammte. Solange diese Fackel brannte, gab er jedem Bürger der Stadt, die er erobern wollte, die Gelegenheit, zu ihm herauszukommen und somit am Leben zu bleiben. Er begnadigte jeden, der zu ihm überlief! Diese Angebot galt aber nur, solange diese Fackel brannte. Ging die Fackel aus, sei es durch einen kräftigen Windstoß oder auch, indem sie abbrannte, war es für jeden Bürger zu spät überzulaufen. Dann wurde die Stadt gestürmt und jeder getötet, der sich noch innerhalb der Mauern befand.

Im Vergleich zur Größe und Allmacht Gottes, ist Alexander der Große ein Niemand. Und auch im Blick auf seine Gnade reicht er nicht an ihn heran. Denn Gott droht uns nicht einfach mit Vergeltung für unsere Missachtung seiner Größe und Schöpfermacht, seines Anspruchs auf Herrschaft, sondern er lässt seinen Sohn an unserer Stelle für alles Unrecht und alle unsere Schuld die Strafe erdulden. Jesus Christus hat den Preis dafür am Kreuz bezahlt, damit wir leben können und nicht hoffnungslos untergehen müssen. Jeder, der das nun glaubt, und sich Gott auf dieser Grundlage ausliefert und ergibt, wird nicht nur begnadigt, sondern sogar in seine Familie aufgenommen. Allerdings gibt es auch einen Zeitpunkt, wo diese Möglichkeit vorbei ist, spätestens dann, wenn unser Leben hier zu Ende ist. Lebenszeit ist Gnadenzeit, könnte man sagen. Aber danach ist es zu spät.

Daniel Zach


Frage
Wie reagieren Sie auf dieses große Gnadenangebot Gottes?
Tipp
Zögern Sie die wichtigste Entscheidung Ihres Lebens nicht hinaus! Es gibt ein »Zu spät«.
Bibellese
Apostelgeschichte 17,30-31

Mittwoch, 17. August 2022: Wahrheit – was ist das?

Über diese Frage haben schon viele Philosophen nachgedacht, und auch der Römer Pilatus, der Jesus zum Tode verurteilt hat, stellte diese Frage. Bis heute beschäftigt uns das immer wieder: Was ist Wahrheit? Und auch: Was ist Wahrheit wert?

In einer bekannten Frauenzeitschrift erschien vor einiger Zeit ein Artikel einer Psychologin. Sie beschäftigte sich mit unserer Neigung zum Schummeln, Flunkern und Lügen. Eine Feststellung lautete: Schummeln und Lügen machen Stress. In dem Artikel wird auch von einer repräsentativen Meinungsumfrage berichtet, in der 58 % der Deutschen zugeben, es mindestens einmal täglich mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Fragt man nach den Motiven, so geben 40 % der Befragten an, dass sie Fleiß und Engagement vortäuschen wollten. Weitere 26 % wollten gemocht werden und dazu gehören. Es zeigt sich also, dass wir oft lügen, um einen guten Eindruck zu machen oder um zu verhindern, dass wir in einem schlechten Licht dastehen. In dieser Umfrage sagten allerdings auch 83 % der Deutschen, dass sie nicht belogen werden möchten. Das ist natürlich einleuchtend, denn wenn ich feststelle, dass ich belogen werde, ist Vertrauen zerstört, und die Beziehung zum anderen wird darunter leiden. Unwahrheit macht unsicher! Man weiß nicht mehr, ob man sich auf den anderen verlassen kann.

Bei Gott ist das anders. Jesus sagt von sich selbst, dass er die Wahrheit in Person ist. Bei ihm gibt es keine Unsicherheit, nichts Vorgetäuschtes. Er ist zuverlässig. Wenn wir uns ihm anvertrauen, so verspricht er uns: »Ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.« Bei ihm ist die Wahrheit, und die Bindung an ihn macht uns frei von dem Stress, etwas vortäuschen und einen guten Eindruck machen zu müssen.

Bernhard Volkmann
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Frage
Ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, wie eine Lüge weitere nach sich zieht und die Sache immer schwieriger wird?
Tipp
Bei Gott können wir ganz unbekümmert wahrhaftig sein.
Bibellese
Epheser 4,25-32

Dienstag, 16. August 2022: Der verwaiste Vater

Wer kennt es nicht, das Gleichnis vom verlorenen Sohn? Doch eigentlich geht in der Geschichte gar nicht in erster Linie um den Sohn. Entscheidend ist die Herzenshaltung des Vaters. Der jüngere von zwei Söhnen fordert sein Erbe und will in die Welt hinaus. Damit erklärt er seinen Vater für tot, denn beerben kann man nur einen Verstorbenen. Der Vater gewährt ihm sein Erbteil, und der Sohn zieht von dannen. Der ältere Sohn bleibt zu Hause, aber an einer echten Vater-Sohn-Beziehung ist er nicht interessiert. Mir kommt der Vater verwaist vor. Wie weh muss ihm das Verhalten seiner Söhne tun! Der Vater steht in diesem Gleichnis für Gott. Unsere Abwendung, unser Weglaufen von ihm schmerzen Gott zutiefst. Aber auch die Menschen, die sich nicht offen von Gott lossagen, sondern bei ihm bleiben, haben oft nicht die innige Beziehung zu ihm, die er sich wünscht.

Doch Gott der Vater liebt, hofft und wartet. Als sein jüngerer Sohn in der Ferne alles Geld verprasst hat und Hunger leidet, geht er in sich. Er will nach Hause zurückkehren und seinen Vater um Vergebung bitten. Als der wartende Vater seinen Sohn von ferne heimkommen sieht, hält ihn nichts mehr: Er rafft sein Gewand und rennt dem Heimkehrer entgegen, eine für damalige Gepflogenheiten undenkbare Situation. Was für eine Freude, als der Sohn zurückkehrt in die Arme des Vaters!

Genauso freut sich auch Gott über jeden Menschen, der umkehrt von eigenen Wegen, die letztendlich nichts als Leid bringen. Oder von seinem Stolz und seiner Selbstgerechtigkeit. Diese Chance verpasst der ältere Sohn, der sich nicht mitfreuen kann an der Heimkehr seines Bruders. Doch der Vater ist auch bei ihm um eine Änderung seiner Herzenshaltung bemüht. Gottes Vaterarme sind noch immer offen. Auch für Sie!

Karen Wieck
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Frage
Was hindert Sie daran, zum Vater umzukehren?
Tipp
Schauen Sie sich einmal das Bild von Rembrandt »Die Rückkehr des verlorenen Sohnes« an!
Bibellese
Lukas 15,11-31

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