Dienstag, 01. November 2022: Erdbeben in Lissabon (1) – Wo ist Gott?

Ohne Voranmeldung brach die Katastrophe über die Stadt herein: Am 1. November 1755 wurde Lissabon von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Eine 20 m hohe Tsunami-Welle und anschießende Brände zerstörten die Stadt zu 85 %. Ca 60.000 Menschen starben.

Diese Tragödie, die als eine der schwersten Naturkatastrophen der europäischen Geschichte gilt, war damals in aller Munde. Bekannte Philosophen der Zeit, allen voran Kant und Voltaire, setzten sich in ihren Publikationen mit dem Unglück auseinander. Auch fromme Menschen fragten sich, wie ein gütiger Gott ein so schweres Unglück zulassen konnte. War er vielleicht gar nicht gut? Oder nicht mächtig genug, die Natur zu zähmen? Viele verwirrte es, dass das Beben ausgerechnet an Allerheiligen passiert war und dass die meisten Kirchen fast vollständig zerstört wurden, während das Rotlichtviertel Lissabons weitgehend intakt geblieben war. Zeigten diese Tatsachen nicht, dass es Gott gar nicht gab? Andere suchten Gott gerade in der Not, weil sie sich bewusst wurden, wie verwundbar und endlich auch ihr eigenes Leben war.

Katastrophen zeigen uns, dass menschlicher Stolz und die Vorstellung, alles im Griff zu haben, völlig fehl am Platz sind. Tatsächlich kann ein kleiner Virus oder eine geringfügige Verschiebung von Erdplatten unser Leben von jetzt auf gleich beenden. Auch gläubige Menschen werden nicht unbedingt vom Leid verschont. Doch Leid muss nicht das Ende des Glaubens bedeuten. Auch wenn wir Gottes Handeln nicht immer verstehen, ist er doch der Einzige, an den wir uns in der Not wenden können. Wenn alles wankt und fällt, bleibt Gott die einzig verlässliche Größe. Er verspricht, dass seine Gnade mit denen bleibt, die ihm vertrauen – auch inmitten einer Katastrophe und sogar über den Tod hinaus.

Elisabeth Weise
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Frage
Warum erleben Menschen Gott oftmals gerade im Leid?
Tipp
Gott lässt sich nicht erklären, aber erfahren.
Bibellese
Lukas 13,1-5

Montag, 31. Oktober 2022: Mehr als 1000 neue Wörter durch Martin Luther (2)

Als Martin Luther die Bibel in die deutsche Alltagssprache übersetzte, entfaltete er sein großes Talent zur Sprachgestaltung. Heute noch sprechen wir von »Luthers Wortwitz«, denn für viele Worte der ursprünglichen biblischen Sprachen gab es keine deutschen Entsprechungen. So musste er sich seiner Fantasie bedienen. Heute noch benutzen wir etliche lutherische Wortkreationen und Sprachbilder wie »Ebenbild«, »Nachteule«, »Herzeleid«, »Lästermaul«, »Nächstenliebe«, »Lockvogel«, »Gewissensbisse« oder »Judaslohn«, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Zudem prägte er viele heute noch gängige Redewendungen. Wussten Sie, dass beispielsweise »im Dunkeln tappen«, »ein Machtwort sprechen«, »für immer und ewig«, »im Schweiße des Angesichts«, »Wolf im Schafspelz« oder »die große Unbekannte« auf diesen findigen Sprachgestalter zurückgehen?

Luthers Bibelübersetzung legte außerdem den Grundstein für unseren gemeinsamen Sprachraum, lange bevor der Staat Deutschland existierte. Während sich in anderen Ländern die einheitliche Sprache in den einflussreichen Städten bildete oder von der politischen Macht verordnet wurde, formte sie sich in Deutschland mit der muttersprachlichen Aneignung der Heiligen Schrift. Luthers Bibelübersetzung vereinheitlichte das vorherrschende Mundartchaos und sorgte für eine überregionale, allgemein verständliche Nationalsprache. Der große Einfluss dieses Reformators, der wollte, dass das normale Volk Gottes Wort selbst lesen und verstehen kann, stieß in Deutschland eine gewaltige Entwicklung an. Schließlich trieb eine deutsche Bibel die Alphabetisierung und die allgemeine Bildung der Bevölkerung enorm voran – und ganz nebenbei entwickelte sich Deutsch zur Sprache der Dichter und Denker.

Daniela Bernhard
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Frage
Was können Sie entgegnen, wenn jemand behauptet, die Bibel sei antiquiert und hätte mit der heutigen Zeit nichts zu tun?
Tipp
Die Bibel ist der Bestseller schlechthin – und noch dazu ein Longseller.
Bibellese
Psalm 19

Sonntag, 30. Oktober 2022: 1000 neue Wörter durch Corona (1)

Kein Ereignis hat so viele neue Wörter in unsere Sprache gespült wie die Corona-Pandemie. Im Jahr 2020 sammelten Sprachforscher des Leibnitzinstituts für Deutsche Sprache in diesem Zusammenhang über 1000 Neuschöpfungen. Von »Herdenimmunität«, »Maskenpflicht«, »Abstandsregel«, »Fußgruß«, »Spuckscheibe« oder »Klopapierhysterie« sprach vor der Pandemie niemand. Außer neuen Substantiven haben sich auch bislang unbekannte Adjektive in unseren Alltag geschlichen, z. B. »coronasicher«, »pandemiemüde«, »maskenfrei« oder »systemrelevant«. Wir haben gelernt, was» vulnerable Gruppen« sind, und selbst Mathemuffel wissen heute, was »exponenzielles Wachstum« bedeutet. Corona hat für besonders viele Anglizismen gesorgt: »Shutdown«, »Social Distancing«, »Superspreader«, »Onlineklausur«, »Hotspotstrategie« oder »Homeofficegesetz« sind in aller Munde. Seit letztem Jahr sprechen wir von harten, weichen, lokalen oder Teil-»Lockdowns«, hybridem Schulunterricht und einer neuen Normalität. Wir verurteilen »Maskenverweigerer« und »Impfgegner«, identifizieren »Kontaktpersonen«, halten die »Nies-Etikette« ein und Kinder lernen bereits im Kindergarten, was die »AHA-Regel« bedeutet. Das alles zeigt uns: Sprache ist einem ständigem Wandel unterworfen.

Die Bibel, dieses alte Buch, ist hingegen zeitlos, selbst wenn in den Übersetzungen veraltetes Vokabular durch moderne Alltagssprache ersetzt wurde. Sie enthält Berichte, die überraschend aktuell sind, gibt immer geltende Ratschläge, spricht direkt in das Zeitgeschehen und zieht den Bogen vom Beginn des Lebens bis in die ferne Zukunft. Wenn viele der neuen Corona-Worte schon längst wieder vergessen sein werden, werden die Worte der Bibel nichts von ihrer Bedeutung verloren haben.

Daniela Bernhard
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Frage
Haben Sie heute schon im »Buch der unvergänglichen Worte« gelesen?
Tipp
Das Lesen der Bibel fördert nicht nur geistliches Wachstum, sondern bildet auch ganz im Allgemeinen.
Bibellese
Psalm 119,105-112

Samstag, 29. Oktober 2022: Auf der Durchreise

Ein Wanderer war schon viele Stunden unterwegs. Es wurde langsam dunkel, er war total erschöpft und seine Füße schmerzten. Er wollte nur noch eine Unterkunft, etwas zu essen und anschließend schlafen. Er kam an einem Kloster vorbei, klopfte an die schwere Tür und fragte den Mönch, der die Tür öffnete, ob es bei ihnen eine Möglichkeit zum Übernachten gäbe. Der Mönch bat ihn höflich hinein und zeigte ihm ein Zimmer, in dem er die Nacht verbringen konnte. In dem Zimmer waren jedoch weder Schrank noch Tisch oder Bett. In einer Ecke lag nur ein wenig Stroh. Auf die Frage, wo denn die ganzen Möbel wären, antwortete der Mönch: »Wo sind denn Ihre? Wir sind wie Sie nur auf der Durchreise.«

Wie geht es Ihnen? Sind Sie heimisch auf dieser Welt oder auch nur auf der Durchreise? Haben Sie es sich gemütlich eingerichtet, ein gut gefülltes Bankkonto, ein schönes Haus, eine gute Arbeitsstelle, ein super Auto usw.? All diese Dinge werden Sie einmal nicht mitnehmen können auf Ihrer letzten Reise. Und dann wird die entscheidende Frage sein: Wo werden Sie ankommen? Im Himmel oder in der Hölle? Diese Frage sollte man jetzt klären. Und dabei kann das, was unser Leben füllt, ein großes Hindernis sein. Wenn sich nämlich alles nur um unseren Wohlstand hier auf der Erde dreht, werden wir das Entscheidende verpassen. Wir werden Jesus verpassen, der uns als Einziger den Zugang zum Himmel verschaffen kann, ja, der selbst dieser Zugang ist. Durch seinen Tod am Kreuz hat er den Weg frei gemacht.

Wir dürfen alles genießen, was wir haben. Aber wir sollten nie vergessen, von wem alles kommt. Gott hat uns eine herrliche Zukunft bei ihm in Aussicht gestellt, die wir bekommen, wenn wir unser Leben Jesus Christus anvertrauen.

Robert Rusitschka
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Frage
Gehören Sie schon zu denen, für die Jesus Christus »eine Stätte bereitet«?
Tipp
Im Himmel sind noch Plätze frei.
Bibellese
2. Korinther 5,1-10

Freitag, 28. Oktober 2022: Das Seelenleben eines Psalmdichters

Wie lange noch? Viermal richtet ein geplagter Mann in Psalm 13 diese Frage an Gott. Die nicht enden wollende Dauer seiner misslichen Lage, in die er geraten war, quälte seine Psyche. Viele Menschen beschäftigt die gleiche Frage. »Wie lange noch geht mein Leiden?«, stöhnt der chronisch Kranke. »Wie lange noch muss ich ohne Partner sein?«, fragt mancher Alleinstehende. ›Bis wann muss ich diesen Druck am Arbeitsplatz aushalten?‹, denkt sich der Angestellte; und das eine oder andere Kind weint nachts in sein Kopfkissen: »Wann hören meine Eltern endlich auf, ständig zu streiten?«

Der Beter in unserem Psalm sah sich total hilflos seinem Schicksal ausgeliefert, von Gott völlig verlassen. Ein Paket von Sorgen wälzte sich permanent durch seine Gedanken. So verzweifelt war er, dass er sich schon das Schlimmste ausmalte. Ja, das Warten auf das ersehnte Ende und die Dauer der Schmerzen können einen richtig fertigmachen. Aber dann reagiert er plötzlich ganz eigenartig, so, als wollte er seiner Seele selbst ein Stoppschild aufstellen: »Doch nein, ich vertraue auf deine Gnade; jauchzen soll mein Herz wegen deiner Hilfe!« Er fasst einen Entschluss: Halt, ich vertraue auf den gnädigen Gott und will mit seinem Eingreifen rechnen. Ich höre jetzt auf, mir den Kopf zu zerbrechen, was ohnehin nicht weiterhilft. Ich überlasse mich ihm. Seine Umstände haben sich nicht gleich verändert, aber sein Stimmungsbild wandelte sich vom Klagenden zum Singenden, vom Verzagenden zum Gefassten.

Seltsam, aber das scheint mir ein hochqualifizierter und weitsichtiger Ratschlag zu sein für uns moderne Leute, die so viel Mühe damit haben, Belastungen auszuhalten, und die kaum noch etwas von Beten und Gottvertrauen verstehen.

Arndt Plock
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Frage
Stecken Sie gerade auch in einer Krise und zählen die Tage, bis sie endlich vorbei ist?
Tipp
Dann machen Sie Psalm 13 zu Ihrem persönlichen Gebet.
Bibellese
Psalm 13

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