Sonntag, 21. November 2021: Gedanken am Totensonntag

Am Totensonntag steht mancher vor den Gräbern seiner Bekannten und denkt über sie nach, deren ganzes Leben nun zu einem kleinen Strich zwischen den Daten der Geburt und des Todes zusammengeschrumpft ist, wenigstens wenn man sich auf die Philosophie des Grabsteins einlässt. Natürlich ist das nicht alles; denn die Erinnerung an Gestorbene kann zu einer Quelle großer Dankbarkeit, aber auch größten Kummers oder gar grimmigen Zorns werden. Dann kommt wohl auch der Gedanke auf: Was wird mein Andenken bei meinen Verwandten und Bekannten bewirken?
Wer nun wirklich mit Gottes Verheißungen rechnet, dem fällt es wesentlich leichter, ehrliche Bilanz zu ziehen, als wenn man alles noch auf eigene Rechnung und Verantwortung machen muss und darum auf Entschuldigungen und möglichst viele plausible Ausreden angewiesen ist.
Solch ein Besuch auf dem Friedhof könnte zu einem ernsthaften Gespräch mit Gott führen, in dem man ihn bittet, er möge uns für unsere Umwelt zu einem Licht der Hoffnung und zu einem deutlichen Wegweiser zum Himmel machen. Gott kann uns dann auch zeigen, dass es nicht darauf ankommt, Recht zu behalten und sich überall mit seiner Meinung durchzusetzen, sondern dass man der eigentliche Gewinner ist, wenn man mit dem Partner in Frieden lebt und die Frage der Gerechtigkeit ruhig Gott überlassen kann.
Natürlich ist es oft zu spät, wenn einem solche Gedanken erst angesichts eines kalten Grabsteins kommen; aber sie können doch nützlich sein, wenn wir heimgehen und sie dort mit Gottes Hilfe in die Tat umsetzen. Man braucht auch nicht bis zum Totensonntag zu warten; denn es ist um jeden Tag schade, den man in dieser Hinsicht ungenutzt verstreichen lässt.

Hermann Grabe
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Frage
Wie schätzen Sie Ihren Nachruf bei Ihren Bekannten ein?
Tipp
Je weniger man sich selbst zum Mittelpunkt macht, umso mehr Kraft hat man für die Nöte anderer Menschen.
Bibellese
Römer 12,9-21

Samstag, 20. November 2021: Liebe hilft am besten

Fritz und Franz haben beide Eltern, die sie vor bösen Einflüssen aus der Welt ringsum bewahren wollen.
Fritz darf zu Hause alles erzählen, was er gehört und gesehen hat. Seine Eltern geben sich schon beim Zuhören Mühe, alles gelassen anzuhören und ganz ruhig und sachlich darauf einzugehen, einerlei, was da zur Sprache kommt. So lernt Fritz, das Leben draußen mit den Moral- und Wertvorstellungen seiner Eltern zu vergleichen und sein eigenes Denken und Handeln zu beurteilen. Besonders wirkungsvoll werden solche »Tischgespräche«, wenn er erlebt, wie die Eltern selbst versuchen, sich nach ihren eigenen Maßgaben zu verhalten, und ihren Kindern vertrauenswürdig zu begegnen.
Ganz anders bei Franz. Er weiß schon ziemlich genau, was er zu Hause erzählen darf und was nicht. Nur zu oft hat er erlebt, dass ihm die Geschichten von Straße und Schulhof strenge Maßregelungen oder sogar Strafen und Verbote eingebracht haben. So wird er mit der Zeit immer schweigsamer, zieht sich immer häufiger auf sein Zimmer zurück und baut sich mithilfe seines Handys seine eigene Welt zusammen. Das wird noch unterstützt, wenn er erleben muss, dass seine Eltern auch nur eher schlecht als recht ihren so unerbittlich geforderten Wertvorstellungen folgen.
Fritzens und Franzens Eltern wollen im Grund das Gleiche erreichen. Es wird aber nur in einer Atmosphäre der Liebe und des Helfenwollens gelingen. Kälte und lieblose Härte treiben die Kinder aus dem Haus, selbst wenn sie noch unter demselben Dach wohnen bleiben. Daher wollen wir als Eltern in einer Atmosphäre der Liebe auf unsere Kinder einwirken, damit sie sich zu starken und wertorientierten Persönlichkeiten entwickeln können.

Hermann Grabe
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Frage
Wie praktizieren Sie die Anleitung zum Guten?
Tipp
Alle Menschen leben von Gottes Barmherzigkeit. Das sollte auch all unser Handeln bestimmen.
Bibellese
Römer 8,28-39

Freitag, 19. November 2021: Der Sitzplatz der Stille

Im Zeitalter der kollektiven Andockung an soziale Netzwerke aller Couleur und der medialen Dauerversorgung dank Vollverkabelung ist für eine lückenlose Rund-um-die-Uhr-Beschallung gesorgt. Eine (kurze) Zeit lang habe ich morgens die Handys meiner Schüler und Schülerinnen eingesammelt, um sie wenigstens für die Stunden des Unterrichts konzentriert und fokussiert zu halten. Handys aus, Kopfhörer raus, Mund zu, Ohren auf.
Beeindruckt hat mich in diesem Zusammenhang das Zeugnis einer gläubigen Frau. Wenn sie nicht mehr weiter wusste, wenn das Getöse um sie herum zu groß wurde, ließ sie alles stehen und liegen. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl, zog einen zweiten leeren Stuhl neben sich und sagte: »Lieber himmlischer Vater, bitte nimm Platz. Ich muss mit dir reden!« Mit dem Blick des Glaubens auf den leeren Stuhl, begann sie zu beten, »so als sähe sie den Unsichtbaren« (Hebräer 11,27). In die Stille des Augenblicks hinein brachte sie alles, was ihr Not bereitete, vor Gott. Und ebenso hörte sie in der Stille auf seine Stimme.
Mehr denn je brauchen wir jeden Tag neu eine Reduzierung der (Medien-)Reizüberflutung und ein bewusstes Abschalten aller Neben- und Störgeräusche, dafür aber ein zunehmend gläubiges Vertrauen auf die unsichtbare Gegenwart des Allmächtigen. Psalm 46,11 macht es deutlich: »Seid still (lasst ab, lasst los) und erkennt, dass ich Gott bin.« Und der Prophet Jesaja ergänzt folgerichtig: »Im Stillsein würde eure Stärke sein« (Jesaja 30,15).
Haben wir den Mut, aus der Lautstärke der Welt in die Stille vor Gott einzutreten!? »Lieber himmlischer Vater, bitte nimm Platz. Ich muss mit dir reden!«

Martin von der Mühlen
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Frage
Wo könnten Sie bei sich einen solchen Ort der Stille einrichten?
Tipp
Das Gespräch mit Gott ist die Grundlage einer Ausgeglichenheit und Ruhe mitten in den Stürmen des Lebens.
Bibellese
Psalm 46

Donnerstag, 18. November 2021: Vollkommenes Wissen

Es ist eine Universität mit Ausnahmestatus. Ein Abschluss hier sichert dem Absolventen jede nur erdenkliche, erstrebenswerte und scheinbar unerreichbare Arbeitsstelle. Jedes Semester werden nur 30 Studenten zugelassen, dabei verzeichnet man in den Akten pro Semester über 20 000 Bewerbungen. Die Ansprüche an eine Bewerbung sind derart hoch, dass nur die Besten der Besten sich hier bewerben dürfen. Aber warum bewerben sich die Interessenten bei so geringen Aussichten auf Zulassung? Sie wissen, dass die besten Fähigkeiten nur von den besten Lehrern erlangt werden. Ihre Attraktivität erlangt die besagte Universität durch einen einzigen Mann: Professor Simon Mac Arty Royal Trustworthy. Ihm wird nachgesagt, der schlaueste Mensch der Welt zu sein. Er vereint unglaubliche 3% des bisher gesammelten Wissens in seinem Kopf, besitzt eine messerscharfe Logik und ist ein Lehrer, der seinesgleichen sucht.
Diese gerade beschriebene Elite-Universität existiert nicht – vergleichbare aber schon. Große Denker und Philosophen werden in vielen heutigen Universitäten verehrt. Wissen und Erkenntnis sind ohne Zweifel hohe Güter … erstaunlicherweise wissen aber nur wenige, dass der genialste aller Lehrer nur geringe Anforderungen stellt. Man darf überall zu ihm kommen und nachfragen, seine Ergebnisse bedürfen niemals einer Überarbeitung, und seine Vorträge sind nie langweilig, sondern gespickt mit Veranschaulichungen und Alltagsbeispielen. Er weiß, dass alles bisher gesammelte Wissen nur 3% dessen ausmacht, was es auf der Erde zu wissen gibt, und kennt die restlichen 97%.
Im Gegensatz zu dem ersten Lehrer existiert dieser zweite: Es ist Gott. In seinem Hörsaal ist noch Platz. Lernen Sie von ihm.

Jannik Sandhöfer
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Frage
Wie steht es mit Ihrem Wissensstand?
Tipp
Der Zugang zu Gott ist nicht beschränkt, sondern jeder darf kommen.
Bibellese
Hiob 12

Mittwoch, 17. November 2021: Katharina die Große

Wenn es nicht die vielen Filme über sie gäbe, würde man heutzutage diese Dame wohl längst vergessen haben, auch wenn sie den Beinamen »die Große« schon recht früh trug. Sie ist übrigens die einzige Frau, die diesen Titel für sich erobern konnte. Das sollte heute, an ihrem 225. Todestag, ein Grund sein, ihrer zu gedenken.
Sie war also im 18. Jahrhundert Zarin des Russischen Reiches, und sie hat eine Menge bewegt in diesem Land. Von Geburt war sie ein deutsches Mädchen aus Sachsen-Anhalt, das im Alter von vierzehn (!) Jahren auserkoren wurde, den Kronprinzen des Zarenreiches zu heiraten. Ihr Mann, der spätere Zar Peter III., war in jeder Hinsicht ein Versager; er spielte am liebsten mit seinen Zinnsoldaten.
Katharina dagegen, seine Gemahlin, lernte in kürzester Zeit fließend Russisch und übernahm nach der Krönung ihres Mannes praktisch alle Regierungsgeschäfte. Als Peter bald darauf einer Offiziersverschwörung zum Opfer fiel, regierte die Zarin Katharina von da an allein. Unter ihr stieg Russland zu einer europäischen Führungsmacht auf. In Kriegen gegen die Türken erreichte Russland nun die Schwarzmeerküste und eroberte die Krim. Auch im Innern des Riesenreiches wirkte sie rastlos. Am Ende ihres Lebens musste sie noch das Wetterleuchten der Französischen Revolution erleben, ein Ereignis, das in Gestalt Napoleons das russische Reich empfindlich treffen sollte.
Ob sie in ihrem Leben auch die Erfahrung machte, dass alles menschliche Bestreben letztlich ein »Haschen nach Wind« ist, wissen wir nicht. Aber fest steht, dass Gottes Berufung zum ewigen Leben nicht vorzugsweise denen gilt, die Großes in dieser Welt geleistet haben, sondern denen, die sich ihrer Schwachheit bewusst sind und sich demütig unter seine Hand beugen.

Karl-Otto Herhaus


Frage
Wo versuchen Sie, im Rahmen Ihrer Möglichkeiten etwas Gutes zu bewirken?
Tipp
Vergessen Sie dabei nicht, wem Sie letztlich für alles verantwortlich sind.
Bibellese
Römer 13,8-14

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