Dienstag, 06. Juli 2021: Moralische Ökonomie

Anfang Juli 2012 sprang die Erzieherin Ina K. im Osterwald in Niedersachsen in einen 25 Meter tiefen Bergwerksschacht. Einer ihrer Schützlinge war durch eine morsche Abdeckung in die Tiefe gestürzt; Ina K. sprang ihm, ohne zu zögern, hinterher, konnte das Kind in der Dunkelheit finden und zwei Stunden lang im fünf Grad kalten Wasser oben halten, bis die Feuerwehr beide retten konnte. Der Junge wie auch Ina K. wurden nur leicht verletzt.
Nichts von dem, was Ina getan hat, lässt sich mit einer rationalistischen Theorie erklären. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Erzieherin beim Sprung in die Dunkelheit selbst ums Leben kommen würde, war extrem hoch; die Aussicht, das Kind zu finden, extrem niedrig. Sie wusste nicht, wie tief der Schacht war. Sie wusste auch nicht, wie sie aus ihm wieder herauskommen würde. Ina K. ging es ausschließlich um die gefühlte Notwendigkeit, das Kind zu retten.
Als der Samariter den unter die Räuber Gefallenen erblickte, handelte er ganz spontan. Es heißt: »… und als er ihn sah, wurde er innerlich bewegt; und er trat hinzu und verband seine Wunden« – im Tun bewährte sich sein Glaube. Die in der Lehre versierten geistlichen Führer waren vorübergegangen, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht hatten sie Angst: Sind die Räuber noch in der Nähe? Vielleicht kamen sie aus dem Räsonieren nicht heraus. Aber alles, was sie taten oder dachten, war in der Situation falsch.
Als der Sohn Gottes auf die Erde kam, um uns zu retten, war das nicht spontan, sondern geplant. Er wusste alles, was dadurch auf ihn zukommen würde, bis hin zu seinem schrecklichen Tod am Kreuz. Trotzdem »sprang« er hinab in unsere finstere Welt, um uns zu retten. Das übersteigt wirklich jedes Vorstellungsvermögen!

Karl-Otto Herhaus


Frage
Lassen Sie sich von Jesus retten?
Tipp
Hinter dem, was Jesus tat, steht ein Höchstmaß an Liebe. Sie gilt auch Ihnen.
Bibellese
Galater 2,20

Montag, 05. Juli 2021: Warum?

Ein Mensch führt ein vorbildliches Leben. Seine Mitmenschen sind ihm nicht egal. Wo er kann, tut er Gutes. Ist jemand in Not, zögert er nicht, behilflich zu sein, und von denen, die ihn kennen, wird er hoch geachtet und bewundert. Er führt sein Leben bewusst in Verantwortung vor Gott. Überraschenderweise und schmerzlich plötzlich geschehen Dinge, die niemand hat kommen sehen. Die Lebenssituation verändert sich dramatisch. Seine erwachsenen Kinder kommen alle ums Leben. Er verliert seinen Besitz und dann auch noch seine Gesundheit. Das ist mehr, als ein Mensch tragen kann. Voller Verzweiflung stellt er sich die Fragen, die sich jeder stellen würde. Warum widerfährt mir das? Warum hilft Gott mir nicht?
Freunde, die ihn besuchen, sind bestürzt über sein Schicksal. Sie erkennen ihn nicht wieder. Sie wissen erst einmal nicht, was sie sagen sollen, und nehmen schweigend Anteil. In ihrer Ratlosigkeit kommt ihnen der Gedanke, ob ihr Freund nicht doch Dreck am Stecken hat und jetzt von Gott bestraft wird. Das ist dem Mann zu viel! Er findet, dass das Unrecht bei Gott liegen muss. Zwischen den Freunden baut sich eine deutliche Spannung auf wegen ihrer unterschiedlichen Sicht. Wer hat recht?
Diese Geschichte von Hiob zeigt uns, wie wir alle reagieren, wenn lebensbedrohliche Dinge geschehen, die wir nicht verstehen. Sehr häufig wir schließen wir daraus: »Wenn es einen Gott der Liebe gäbe, dann …!« Doch Hiobs Geschichte geht weiter. Gott schweigt zunächst. Dann endlich redet er und stellt nun seinerseits Hiob Fragen, die dieser nicht beantworten kann. Am Ende sagt Hiob: »So habe ich denn beurteilt, was ich nicht verstand, Dinge, zu wunderbar für mich, die ich nicht kannte.« Lesen Sie einmal in der Bibellese, wie die Geschichte ausgeht!

Manfred Herbst


Frage
Welche Situation haben Sie erlebt, in der das »Warum« ohne Antwort blieb?
Tipp
Auch wenn es schwer fällt: Vertrauen wir Gott, dass er in seiner Weisheit den Überblick hat.
Bibellese
Hiob 42

Sonntag, 04. Juli 2021: Begnadigung abgelehnt

1829 wurden George Wilson und James Porter in den USA wegen Postraub zum Tod durch den Strang verurteilt. Porter wurde am 2. Juli des folgenden Jahres gehängt. Einflussreiche Freunde von Wilson setzten sich für ihn bei Präsident Andrew Jackson ein mit dem Erfolg, dass er begnadigt wurde. Jedoch lehnte Wilson die Begnadigung ab. Er entschied, »auf jeden Vorteil und Schutz zu verzichten, der sich aus der Begnadigung ergeben könnte«. Wilson erklärte auch, dass er in keiner Weise davon Gebrauch machen wollte. Der Oberste Gerichtshof der USA entschied: »Das Gericht kann dem Gefangenen keine Begnadigung gewähren, es sei denn, er beansprucht sie. Er kann sie akzeptieren oder nicht, wie es ihm gefällt.« Der Oberste Richter John Marshall schrieb: »Eine Begnadigung ist ein Gnadenakt, der von der Macht ausgeht, die mit der Ausführung der Gesetze betraut ist. Aber die Ausführung wird nicht ohne Annahme gewährt. Sie kann von der Person abgelehnt werden, an die sie gerichtet wurde. Wir haben keine gerichtliche Befugnis, sie ihm aufzuzwingen.« – Die Ablehnung der Begnadigung kostete George Wilson das Leben.
Die Gnade Gottes ist in der Bibel ein zentraler Begriff. Sie wird über 200-mal erwähnt. Das Wort wird in verschiedenen Bedeutungsnuancen gebraucht. Meistens bedeutet es »unverdiente Gunst oder Freundlichkeit«. So war es auch bei Wilson. Er war nicht besser als sein Mit-Ganove. Aber er hatte einflussreiche Fürsprecher.
Für uns alle gibt es einen sehr machtvollen Fürsprecher beim höchsten, nämlich göttlichen Gericht, den wir in Anspruch nehmen können. Sein Name ist Jesus Christus. Aufgrund dessen, wer er ist und was er getan hat, gewährt Gott uns Begnadigung. Aber wir müssen sie auch annehmen. Sonst ist sie wirkungslos.

Gerrit Alberts
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Frage
Was könnten Sie ohne den Fürsprecher Jesus Christus als Entschuldigung bei Gott vorbringen?
Tipp
Gott bietet allen Gnade an, die sie annehmen wollen.
Bibellese
Apostelgeschichte 16,19-34

Samstag, 03. Juli 2021: Der Sonntag wird Feiertag

Die UNO hat vor einigen Jahren beschlossen, den Sonntag als letzten Tag der Woche rund um den Erdball festzuschreiben. Das hatte gute Gründe. Auch bei der ersten Festschreibung des Sonntags als gesetzlichem Feiertag spielten politische Überlegungen eine Rolle. Es war im Jahr 321, heute vor 1700 Jahren. Der Kaiser Konstantin regierte, und viele seiner Untertanen waren keineswegs Christen. Auch sie brauchten eine vernünftige Regelung ihrer Lebensverhältnisse. Eine Gruppe war für den Kaiser besonders relevant, die Legionäre. In der Truppe gab es sehr viele Anhänger des Mithraskultes. Die durfte man keineswegs vor den Kopf stoßen.
Die kaiserliche Regierung fand eine praktische Lösung: Der erste Tag der Woche wurde zum Feiertag erklärt. Da freuten sich die Soldaten, denn sie feierten an diesem Tag ihren Mithras. Und die Christen freuten sich auch, denn bei ihnen hatte sich dieser Tag auch als Feiertag durchgesetzt, weil Jesus nach der Überlieferung des Neuen Testamentes am ersten Tag der Woche auferstanden war. Für den Kaiser war damit die Sache erledigt. In der damaligen Christenheit war das noch nicht bei allen Gläubigen üblich. Viele jüdisch geprägte Christen hielten an der Feier des Sabbats fest und beachteten die Regelungen des Alten Testaments zum Ruhetag.
Eigentlich war Ruhe von der Arbeit für den ersten Tag der Woche für die Christen nicht zwingend vorgesehen. Dass sie sich aber durchsetzte, war gut und entspricht durchaus dem Geist der Bibel. Gott schätzt die Arbeit, das Tun, aber er schätzt auch das Ausruhen, die Zeit, in der die Menschen die Möglichkeit haben, zu sich selbst zurückzufinden und neue geistliche Kraft zu gewinnen. Dieser Wechsel ist, wie das Ein- und Ausatmen, Teil unseres Lebens und insbesondere unseres Christenlebens.

Karl-Otto Herhaus


Frage
Was machen Sie am Sonntag?
Tipp
Der eigentliche Urheber des Ruhetages ist Gott. Deshalb sollte man an diesem Tag vor allem an ihn denken.
Bibellese
Hesekiel 20,20

Freitag, 02. Juli 2021: Pendeln (2)

Dieselbe Bibel, die Ehebruch, Hurerei, Diebstahl und Mord kompromisslos verurteilt, berichtet von Ehebrechern, Hurern, Dieben und Mördern, die bei Gott Gnade und Vergebung und ein neues Leben in Gemeinschaft mit IHM gefunden haben. – Im heutigen Tagesvers lesen wir von Glaubenden, die sich früher mit dem Pendeln und Ähnlichem abgegeben hatten. Was hier mit »Zaubereien« übersetzt ist, wird in anderen Übersetzungen »vorwitzige Künste« genannt und meint okkulte Praktiken. Das sind Dinge, durch die man mit finsteren Mächten in Verbindung kommt. Sogar in unserer »aufgeklärten« Gesellschaft heute sind solche Dinge mehr verbreitet, als man zunächst denkt.
Durch Neugier ist schon mancher da hineingeraten. In unserem Text, in dem vorher auch die direkte Verbindung zu den Dämonen beschrieben wurde, wird berichtet, wie die Zauber-Utensilien verbrannt wurden. Es reichte nicht, einfach zu sagen: »Ich mache das nicht mehr«, sondern eine radikale Trennung war nötig, um zukünftigen Versuchungen widerstehen zu können. Die freiwillig verbrannten Bücher hatten den Wert von 50 000 Tageslöhnen eines Arbeiters. Wirtschaftlich gesehen ein hoher Verlust.
Meine Frau und ich haben seit vielen Jahren Kontakte zu dem Volk der Sinti, wo es so etwas wie Pendeln, Kartenlegen, Wahrsagen u. Ä. fast in jeder Familie gibt. Öfter haben uns einige von ihnen erzählt, sie würden an Jesus glauben, jeden Abend beten und in der Bibel lesen. Und trotzdem hätten sie jede Nacht Albträume, in denen ihnen dämonische Gestalten erschienen und sie ängstigten. Immer war Okkultismus in der Vergangenheit die Ursache, immer haben wir lange mit den Personen darüber gesprochen und gebetet. Sie wurden danach nie wieder von dämonischen Angriffen geplagt.

Erwin Kramer
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Frage
Meinen Sie, dass Jesus heute weniger stark ist als damals?
Tipp
»Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht!«
Bibellese
Apostelgeschichte 8,4-25

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