Samstag, 24. April 2021: Volksnah und lebensfroh

Gestern vor einem Jahr ist der CDU-Politiker Norbert Blüm gestorben, der 16 Jahre durchgehend Bundesarbeitsminister war und eine lange politische Karriere absolvierte. In den Nachrufen über ihn tauchten immer wieder Beschreibungen wie »volksnah«, »authentisch«, »rheinisch-lebensfroh«, »streitbar« oder »ein Original« auf. Einige Politiker und Journalisten betonten, dass Blüm »kein bloßer Berufspolitiker« gewesen sei, sondern aus Leidenschaft und Überzeugung gehandelt habe. Solche Ehrungen legen nahe, dass viele Menschen sich nach einer gewissen Natürlichkeit sehnen. Allzu häufig wirken Politiker, Pastoren, Würdenträger und andere Menschen in Ämtern so professionell, dass sie als distanziert und unnahbar wahrgenommen werden.
Wie war das bei Jesus, der »Schlüsselfigur« des christlichen Glaubens? Einerseits war Jesus »professionell« in dem Sinne, dass er wusste, was er tat. Andererseits jedoch war Jesus leidenschaftlich und menschennah. Kein Protokoll und keine professionelle Distanz hielten ihn davon ab, Brandreden gegen Heuchelei zu halten, intensive Gespräche mit den Außenstehenden der Gesellschaft zu führen und dabei auch unter vier Augen den Finger in den wunden Punkt zu legen. Wer die Evangelien, die Berichte über das Leben von Jesus, liest, bekommt bei Jesus den Eindruck eines Menschen, der aus voller Überzeugung, vorbehaltloser Liebe und ganzer Entschiedenheit gehandelt hat. Zwar war er übernatürlichen Ursprungs, aber auf Erden bewies er eine »Natürlichkeit«, indem er sich nie zu verstellen oder profilieren versuchte.
Wer nah an dem Herzen Jesu lebt und »in ihm« bleibt, kann seine gottgegebene Natürlichkeit entdecken und Mut entwickeln, »eine Persönlichkeit zu sein« und für Überzeugungen einzustehen.

Sebastian Lüling


Frage
Was, glauben Sie, macht jemanden leidenschaftlich und menschennah?
Tipp
Durch eine täglich gelebte Beziehung zu Gott reift man zu einer Persönlichkeit, die Eindruck hinterlässt.
Bibellese
Apostelgeschichte 10,34-43

Freitag, 23. April 2021: Huntingtons Buch »Kampf der Kulturen«

Im Jahr 2001 flog ich zu einem längeren Aufenthalt nach China. Ein Buch landete damals in meinem Handgepäck, das Werk von Huntington »Kampf der Kulturen«. Es hatte in Deutschland viel Aufsehen erregt. Natürlich war das Interesse der Öffentlichkeit groß, weil mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion sich fast überall die Frage stellte: Wie geht es denn jetzt weiter mit der Welt? Sogar vom »Ende der Geschichte« war die Rede. Und dann dieses Buch! Da wurden weltweite Auseinandersetzungen, sogar neue Kriege prophezeit.
Was mich neugierig machte, war, dass der Buchtitel im Englischen das Wort »Clash« verwandte, was im Deutschen eher »Zusammenprall« heißt. Das hätte auch besser zur Hauptthese des Buches gepasst. Die lautete ungefähr, dass es im 21. Jahrhundert zum »Zusammenprall« von Kulturen kommen werde, was nicht automatisch Krieg bedeuten musste. Das hat sich längst bewahrheitet. Wenn man an die Ereignisse der letzten Jahrzehnte denkt, wird man dem Autor eher zustimmen.
Die Welt geht weiterhin keinen rosigen Zeiten entgegen. Den Mächtigen und ihren Beratern wird es nicht gelingen, das Paradies auf Erden zu erschaffen. Die Kräfte des Bösen sind so tief in der Menschheit verwurzelt, dass es einer grundlegenden Neuschöpfung bedarf. Das aber ist Sache Gottes: »Und er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen« (Micha 4,3). Dass man die Sache Gott überlässt, ist auch da notwendig, wo es um die Beseitigung unserer persönlichen Schuld und inneren Erneuerung geht. Auch die kann nur Gott schaffen.

Karl-Otto Herhaus


Frage
Wie stehen Sie zu der Behauptung, dass nur Gott etwas Bleibendes und Endgültiges bewirken kann?
Tipp
Es gibt nichts Vernünftigeres, als sich ihm anzuschließen und sich seinen Händen zu überlassen.
Bibellese
Jesaja 65,17-25

Donnerstag, 22. April 2021: Ehrlich geliebt

Es ist so gut, wenn wir uns gegenseitig Mut zusprechen, Perspektiven eröffnen, das Gute und Positive sehen. Das gibt Lebenszuversicht. Es ist so gut, wenn wir ehrlich und transparent miteinander umgehen. Eine schonungslose Kritik, die freundlich gemeint ist, hilft uns sehr viel weiter als jedwede unehrliche Lobhudelei.
Es ist so gut, wenn wir unsere Kinder und Jugendlichen fördern! Sie wachsen in einer Welt auf, wo Stabilität nicht selbstverständlich ist. Es ist so gut, wenn wir unsere Kinder und Jugendlichen fordern. Ihnen geht es sowieso so gut. Angemessener Druck und ausgewogene Struktur haben noch niemandem geschadet, der geliebt wurde!
Lob ist gut, wenn es ehrlich und aufrichtig ist; und notwendig ist es allemal. Lob bringt nicht viel, wenn es für Selbstverständlichkeiten ausgesprochen wird. Lob bringt gar nichts, wenn ich nur meine Ruhe haben will und denke: Ein bisschen Puder kann wohl nicht schaden – um jemanden schnell wieder loszuwerden.
Kritik ist gut, wenn sie konstruktiv ist und nicht zerstören will. Kritik schießt leicht übers Ziel hinaus, wenn wir genervt sind. Kritik ist schlimm, wenn der andere dadurch den Mut verliert! Beides muss uns heute wieder ein Anliegen sein. Am besten lieben wir den anderen! Dann wird es passen. Und einer der stärksten Ausdrücke von Liebe ist: Ich habe Zeit und offene Ohren für dich. Dann werden sowohl eine Ermahnung als auch ein Mutmacher gut ankommen!
Deswegen liebe ich die Bibel, weil sie den Menschen vollständig ehrlich beschreibt. Kaum ein Held ist immer heldenhaft, ehrlich werden auch seine Niederlagen beschrieben. Aber Gott geht seinen Weg mit seinen Leuten, durch Täler und über Höhen. Das ist total ermutigend!

Peter Lüling
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Frage
Wie gehen Sie mit Lob und Kritik um?
Tipp
Lernen Sie, maßvoll zu sein – und liebevoll!
Bibellese
1. Thessalonicher 2,1-12

Mittwoch, 21. April 2021: Alle Räder stehen still …

Es ist ein Zitat aus meiner Schulzeit, an das ich mich noch gut erinnere. Meine Geschichtslehrerin hat es immer wieder in den Unterricht eingebracht, um die Macht der Masse des ‚kleinen Mannes‘ zu veranschaulichen: »Alle Ränder stehen still, wenn dein starker Arm es will.« Eigentlich stammt dieser Satz aus dem Bundeslied der sozialdemokratischen Partei, als diese 1863 gegründet wurde. Die Zeilen sollten den einfachen Arbeitern bewusst machen: Wenn ihr zusammenhaltet, seid ihr als Masse stärker als »die da oben«. Wenn die einfachen Arbeiter streiken, stehen alle Räder der Wirtschaft still. Dann ist alles lahm gelegt.
April 2020. Gerade erleben wir auch, dass »alle Räder stillstehen«. Doch nicht wegen eines Aufstandes der Arbeiterklasse oder weil irgendein Mensch dazu aufgerufen hat. Nein, ein kleines Virus und seine rasante Ausbreitung haben bewirkt, dass alles stillsteht. Schulen und Läden sind geschlossen. Gaststätten und Spielplätze sind leer. Die meisten Menschen arbeiten von zuhause aus. Wir erleben eine Situation, in der wir noch nie waren und die wir uns niemals vorstellen konnten. Wie konnte das geschehen? Wo sind unsere Sicherheiten geblieben? Wir haben unsere Welt so gut aufgebaut, dass alles funktionierte. Und nun kommt ein kleines Virus mit seinem »starken Arm«, und alles steht still.
Es ist erschütternd, wie unsicher unsere Sicherheiten sind. Worauf kann man sich denn überhaupt noch verlassen? Wir können uns auf den verlassen, der wirklich stark ist. Er steht über allem, er lenkt alles und hat alles in der Hand. Gott – er hat mit starkem Arm die Welt erschaffen und ist immer noch bereit, mit starkem Arm einzugreifen. Auch in mein und Ihr Leben!

Michaja Franz


Frage
Was gibt Ihnen in erschütterten Zeiten Sicherheit?
Tipp
Wenden Sie sich auf der Suche nach Sicherheit an denjenigen, der echte Sicherheit zu bieten hat!
Bibellese
5. Mose 7,9-26

Dienstag, 20. April 2021: Jedem das Seine bewahren!

Eine sehr kluge Frau sagte einmal: »Freiheit ist die Freiheit des anderen.« Um das zu verstehen, muss man sich die ideale Gesellschaft wie ein Schachbrett vorstellen, auf dem jede Figur ein ganzes Feld für sich allein hat, sei es ein Bauer oder der König. Leider gibt es diese ideale Gesellschaft schon lange nicht mehr, weil die Starken und Durchsetzungsfähigen schon früh in der Menschheitsgeschichte in die »Felder der Waisen« eingedrungen sind, um sich auf deren Kosten zu bereichern, wie unser Tagesvers es eigentlich verbietet.
Wahre, wirklich nachhaltige Freiheit bedeutet also nicht, dass jeder machen darf, wozu er in der Lage ist, sondern dass das Recht des Nächsten respektiert wird, auch wenn der es selbst nicht verteidigen kann. Die Kommunisten hatten ja dieses Ideal auf ihre Fahnen geschrieben, nur mussten sie feststellen, dass sie die dafür nötige Gesinnung in den von ihnen beherrschten Leuten nicht herstellen konnten, selbst wenn sie es mit Gewalt durchzusetzen versuchten. Macht- und Geldgier haben es stets zu verhindern gewusst.
Unser Tagesvers ist aber ein göttliches Gebot. Wenn wir es übertreten, bekommen wir es mit dem zu tun, der sich selbst »Vater der Witwen und Waisen« nennt. Es mag ein ganzes Leben lang so aussehen, als ob die Unterdrücker ungeschoren davonkommen; aber eines Tages werden wir uns alle vor Gott verantworten müssen. Da wäre es doch klug, schon heute Frieden mit ihm zu schließen und dann auch seine Schutzbefohlenen nicht zu bedrängen. Das sind aber nicht nur die »Witwen und Waisen«, sondern auch alle anderen Schwächeren, mit denen wir es täglich in der Familie oder auf dem Arbeitsplatz zu tun haben.

Hermann Grabe
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Frage
An wen denken Sie nun gerade in diesem Zusammenhang?
Tipp
Lassen Sie ihm oder ihr die Freiheit, die sie brauchen!
Bibellese
Hiob 29,12-25

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