Montag, 07. Dezember 2020: Feindesliebe

An einem Bahnsteig kam ich mit einem älteren Herrn über Gott ins Gespräch. »Nein, das, was Gott von einem verlangt, geht doch gar nicht«, war seine Einstellung. Was meinte er nur? Ich hakte nach. »Na, dass wir unsere Feinde lieben sollen. So etwas kann man doch nicht verlangen!« Nun, was sollte ich da antworten? Und wir kamen auch zu keinem gemeinsamen Konsens. Auf jeden Fall hatte ich einen Menschen kennengelernt, dem bewusst war, dass wir Menschen den Maßstäben Gottes nicht genügen.
Die Aufforderung, unsere Feinde zu lieben, ist Teil der sogenannten Bergpredigt, die Jesus am Ufer des Sees Genezareth hielt. »Liebt eure Feinde« ist quasi die Überschrift. Danach folgt eine erklärende, dreifache Stufenfolge, wie sich diese Liebe in Wort und Tat äußern soll:
1. Dem Hass soll etwas Gutes entgegengesetzt werden. »Tut Gutes« meint nicht Passivität, sondern ist sehr praktisch. Gründlich muss ich mir überlegen, was der andere braucht.
2. Segensworte sollen auf Fluch-Worte erwidert werden. Es ist doch interessant, wie viel auf der Ebene der Worte ausgetragen wird. Das gehörte Wort ermöglicht dem anderen, Rückschlüsse zu ziehen, mit wem er es zu tun hat.
3. Wo die gute Tat oder das Segenswort den feindlichen Hass nicht zu tilgen vermag, soll das Letztmögliche getan werden, nämlich ein Gebet der Fürbitte. Sobald ich für jemanden bete, gebe ich meine Last bei Gott ab; meine eigenen bösen Gedanken brechen ab.
Der oben erwähnte Mann am Bahnsteig hatte recht. Aus eigener Kraft kann ein Mensch niemals seine Feinde lieben. Das wäre unmöglich. Er muss selbst zuerst einsteigen in ein Leben mit Gott. Dann wird der Mensch zu einem Botschafter an Christi statt.

Stefan Taube
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Frage
Welche Mitmenschen zählen Sie zu Ihren »Feinden«?
Tipp
Für »Feinde« zu beten, ist sinnvoller, als sie in Gedanken zu bekämpfen. 
Bibellese
Römer 12,9-21

Sonntag, 06. Dezember 2020: Gehst du für mich?

Meiner Nichte stand im Alter von rund zehn Jahren eine Operation bevor. Es war nichts Dramatisches. Doch der Eingriff sollte verbunden sein mit einem Krankenhausaufenthalt und einer Vollnarkose. Natürlich hatte sie Angst davor, sodass ich ihr Mut machen wollte. Doch meine Beruhigungsversuche waren eher stümperhaft: »Das wird schon nicht so schlimm. Mach Dir keine Sorgen. Das geht schnell vorüber.« Ich versuchte, ein möglichst harmloses Bild von der OP zu malen. Dass das nicht funktionierte, machte mir meine Nichte mit einer entwaffnenden Frage deutlich: »Gehst du für mich?«
Dadurch wurde mir klar: Man hat leicht reden, wenn man selbst nicht in einer Schwierigkeit steckt. Und reale Probleme werden auch durch viele Worte nicht kleiner. Schließlich hätte ich ihr diesen Gang auch gar nicht abnehmen können. Selbst wenn ich mich an ihrer Stelle hätte operieren lassen wollen, hätte es ihr überhaupt nichts genutzt. Denn dann wäre sie weiterhin operationsbedürftig geblieben.
Anders kann es – Dank sei Gott – mit dem Problem meiner Sünde gehen. Dass Sünde ein reales Problem im Leben aller Menschen ist, macht die Bibel sehr deutlich. Insoweit besteht bei jedem Operationsbedarf. Dieses Problem kann man auch nicht einfach kleinreden. Andererseits kann insoweit auch keiner für den anderen einstehen, da jeder hiervon betroffen ist. Anders war es lediglich bei dem Sohn Gottes, Jesus Christus. Er war nicht von der Sünde infiziert, sodass er mit seinem Leben für die Schuld anderer bezahlen konnte. Doch er konnte nicht nur, er wollte es auch und hat es auch getan. Auf die Frage »Gehst du für mich?« hat er schon längst eine positive Antwort gegeben und sein Leben an meiner Stelle gegeben.

Markus Majonica
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Frage
Wie denken Sie über Jesus Christus?
Tipp
Er ging für Sie ans Kreuz.
Bibellese
Lukas 22,14-20

Samstag, 05. Dezember 2020: Gastfreundschaft ist mehr

Seit 15 Jahren wohnen wir in meinem Elternhaus; ich habe dort eine schwierige Kindheit verbracht. Das Haus war in dunklen Farben eingerichtet. Als ich, erwachsen und schon lange aus dem Haus ausgezogen, in der fensterlosen Küche mal kochen musste, habe ich mir eine Taschenlampe zu Hilfe genommen, um überhaupt sehen zu können, was ich da mache. Besuch kam selten, und meine Freunde durfte ich gar nicht einladen. »My home is my castle«, sagte meine Stiefmutter immer und meinte damit wohl den Charakter ihres Hauses als Rückzugsort der Stille und gewollten Einsamkeit.
Jetzt ist alles anders geworden! Weil mein Mann und ich Gott in unser Leben gelassen haben, hat er uns verwandelt. Sein Licht scheint nun in unserem Haus. Wir lieben es, an unserem Tisch und in unserem Gästezimmer Gäste zu haben. Erst letztes Wochenende war wieder in Ehepaar bei uns. Die beiden hatten schon ein paar Stunden ohne uns in unserem Haus verbracht, und als wir ankamen, waren sie ausgeruht, haben uns herzlich begrüßt und für uns Tee gekocht. Ein herzliches Willkommen für uns, in unserem eigenen Haus!
In 1. Mose 18 steht Gott gewissermaßen vor der Tür von Abrahams und Saras Zuhause und begehrt Einlass. Er wird von den beiden herzlich aufgenommen und großzügig bewirtet; und er verändert das Leben dieses Ehepaares. Auch wir haben uns dadurch, dass wir Gott damals in unser Haus und Leben aufgenommen haben, sehr verändert. Und unser himmlische Vater ist noch nicht am Ende, Dunkles in Licht und Schmerz in Freude zu verwandeln. Wir sind dankbar und freuen uns über die Gabe der Gastfreundschaft, die uns Gemeinschaft mit diesem Vater und mit anderen Menschen ermöglicht. Übrigens: Unser umgebautes Haus hat nun helle Farben, und wir haben eine offene Küche!

Karen Wieck
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Frage
Teilen Sie mit anderen, was Sie so großzügig erhalten haben?
Tipp
»Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.« (Hebräer 13,2)
Bibellese
1. Mose 18,1-15

Freitag, 04. Dezember 2020: Targeting

Werbung ist im Internet allgegenwärtig. Häufig wird sie über Banner oder Pop-Ups angezeigt. Dabei wird Werbung nicht mehr wahllos gestreut. Vielmehr orientiert sich ihr Inhalt z. B. an dem Inhalt der besuchten Seiten oder an der Gegend, in der sich der Nutzer befindet. Die Werbung kann dann gezielt auf die Bedürfnisse des Kunden ausgerichtet werden, indem z. B. auf das Angebot eines bestimmten Baumarktes in seiner Nähe hingewiesen wird. Online-Händler analysieren die Such- und Kaufgewohnheiten ihrer Kunden, um ihnen gezielt Angebote aus ähnlichen Produkten zu machen. Und bestimmte E-Mail-Server scannen sogar den Inhalt der E-Mails auf bestimmte Begriffe, um darauf mit individuell angepasster Werbung zu reagieren. So schrieb einmal einer meiner Kollegen seinem Sohn in elektronischer Form, er möge für eine Ski-Reise Handschuhe mitnehmen – und prompt öffneten sich Werbebanner für Handschuhmode! Dieser Werbetaktik – Targeting genannt – ist also gemeinsam, dass der erste Impuls nicht vom Werbenden, sondern vom User ausgeht. Er selbst signalisiert durch das Anklicken bestimmter Links oder die Suche nach bestimmten Begriffen sein persönliches Interesse.
Ganz ähnlich beschreibt Jakobus die Wirkungsweise von Verführung: Sie geht in der Regel nicht planlos vor, quasi mit der Gießkanne. Sie richtet sich vielmehr gezielt an den individuellen Neigungen und Schwächen des Einzelnen aus. Wenn ich – vielleicht gerade im Internet – mein Interesse an bestimmten Inhalten zeige, schnappt sie zu und reagiert zielgenau. Falle ich nun auf sie herein, kann ich natürlich der Verführung die Schuld geben. Doch Jakobus macht deutlich, dass auch hier der erste Impuls von meiner eigenen Begierde ausgeht!

Markus Majonica
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Frage
Wenn schon die Werber so viel über mich wissen, wie viel weiß dann Gott über mich?
Tipp
Zum Glück weist uns die Bibel den Weg, wie wir sogar vor Gott unbelastet dastehen können.
Bibellese
Psalm 51

Donnerstag, 03. Dezember 2020: Es tut mir leid

Tom steckte sich die Tüte Bonbons in die Tasche, ging noch etwas durchs Geschäft und schaute hier und dort. Er kaufte nichts, ging an der Kasse vorbei dem Ausgang zu. Doch dort wartete der Kaufhausdetektiv. »Bitte leere deine Hosentaschen!«
Seit Jahren hatte es funktioniert, nie war Tom erwischt worden. Alles Mögliche hatte er gestohlen, wozu er gerade Lust hatte. Doch diesmal war es schiefgelaufen. Auf dem Polizeirevier brach er in Tränen aus: »Es tut mir leid.«
Wir sind alle mehr oder weniger Menschen, denen etwas leidtut, wenn etwas unleugbar bloßgestellt wird. Tom hatte es nie leidgetan, wenn er wieder einmal grinsend seine Taschen nach Verlassen des Geschäfts entleerte, weil es »geklappt« hatte.
Auch wir werden froh sein, dass die meisten unserer Fehltritte niemandem auffallen. Wir fahren zu schnell in der 70er-Zone, tricksen bei der Steuererklärung, schauen im Netz Dinge, die uns peinlich wären, würde jemand zuschauen, reden schlecht über andere, die nicht da sind, posten Halbwahrheiten und tausend andere Dinge, von denen wir wissen, sie stimmen nicht. Sollten wir wirklich darüber froh sein? Oder nur erleichtert?
Der Tagesvers sagt über Gott, dass er alles sieht, was wir tun und denken, nichts ist vor ihm verborgen. Und er bewertet das auch alles unbestechlich. Das wirkt irgendwie peinlich und beängstigend. Will ich mit diesem Gott etwas zu tun haben? Doch, ich will, weil es bei ihm echte Vergebung gibt, einen echten Neuanfang. Wenn es mir bei Gott wirklich leidtut, dann ist er treu und gerecht, mir meine Sünden und schlechten Taten zu vergeben und ihrer nie mehr zu gedenken. Das ist ein wirklicher Grund, froh zu sein!

Peter Lüling
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Frage
Wie gehen Sie mit Ihren Fehlern und Fehltritten um?
Tipp
Bei Gott gibt es nicht nur Vergebung, sondern einen echten Neuanfang.
Bibellese
Lukas 7,36-50

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