Dienstag, 26. Mai 2020: National Sorry Day

Heute, am 26. Mai, wird in Australien der »National Sorry Day« – der nationale Tag der Entschuldigung begangen. Dieser Tag ist dort kein amtlicher Feiertag. Der Hintergrund dieses Gedächtnistages ist ein eher unschönes Kapitel der australischen Geschichte: In der Zeit zwischen 1920 und 1969 wurden ca. 35 000 Kinder von Aborigines, den Ureinwohnern Australiens, zwangsweise adoptiert. Man spricht heute von »gestohlenen Generationen« (Stolen Generations), und es ist leicht vorstellbar, wie viel Leid die Trennung all dieser Menschen von ihren leiblichen Eltern, ihre Herauslösung aus der eigenen Umgebung und Identität sowie die Unterbringung bei völlig Fremden ausgelöst hat.
Es erscheint durchaus nachvollziehbar, dass dieses Unrecht einer ernsten Entschuldigung bedarf. Dennoch verging lange Zeit, bis man sich überhaupt offiziell mit diesem Thema befasste. Erst 1997 wurde es zum Gegenstand eines Berichtes der australischen Menschenrechtskommission. Die Idee eines Gedenktages kam auf, wurde allerdings zunächst nicht von allen Politikern unterstützt. Und obwohl dieser Gedenktag trotz aller Widerstände ab 1998 begangen wird, dauerte es noch zehn weitere Jahre, bis der Premierminister endlich eine offizielle Entschuldigung im australischen Parlament formulierte.
Dieser Umgang mit Schuld ist, so fürchte ich, bei Menschen sehr verbreitet. Es erscheint oft viel leichter, Fehltritte zu verschweigen und zu verdrängen. Doch mit zunehmendem zeitlichen Abstand zum begangenen Fehler wird ein Eingestehen immer schwieriger. Und es ist ein Irrglaube zu denken, dass mit der Zeit die Schuld einfach verschwindet. Was allein hilft, ist ein offenes Bekenntnis und die Bitte um Entschuldigung.

Markus Majonica
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Frage
Was schleppen Sie noch mit sich herum?
Tipp
Ein aufrichtiges Eingeständnis kann große Schwierigkeiten bringen, erleichtert aber das Gewissen.
Bibellese
Psalm 32

Montag, 25. Mai 2020: Vater sucht Sohn

Ein typisches Szenario: Ein Kind kommt nicht wie erwartet nach Hause, und die Eltern liegen schlaflos im Bett. So ähnlich geht es Tony Lethbridge, als sein Sohn Samuel nicht wie geplant von einem Ausflug zurückkehrt. Bei der Polizei wird ihm gesagt: »Wahrscheinlich ist er ausgerissen.« Aber der Vater weiß: »So ist Samuel nicht! Wenn er nicht nach Hause kommt oder anruft, dann gibt es dafür einen ernsten Grund.« Und so heuert er für eintausend australische Dollar einen Hubschrauberpiloten an. Tatsächlich entdeckt der schon bald das Auto des Jugendlichen, das zwanzig Kilometer vom Wohnhaus der Familie von der Straße abgekommen ist. »Vom Boden aus hätte man es kaum entdeckt, weil es unterhalb der Fahrbahn lag«, erklärt der Direktor der Fluggesellschaft. Rettungskräfte befreien Samuel Lethbridge schließlich aus dem Wrack und bringen ihn ins Krankenhaus. Rund dreißig Stunden hat er schwer verletzt in seinem kaputten Auto gelegen. Dass er heute lebt, hat er seinem Vater zu verdanken.
Tony Lethbridges Einsatz für seinen Sohn erinnert mich an Jesus Christus. In Lukas 19,10 fasst er seine Mission auf Erden mit den Worten zusammen: »Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist.« Jesus ist wie der Hirte, der neunundneunzig Schafe zurücklässt, um einem verlorenen Tier so lange nachzugehen, bis er es findet (vgl. Lukas 15,4).
Vielleicht sind auch Sie »von der Straße abgekommen«. Ihr Leben gleicht einem »Wrack«, und Sie sind an Gott und Menschen schuldig geworden. Dann dürfen Sie wissen: Jesus sucht Sie und will Ihnen Ihre Sündenlast abnehmen. Er kann es, denn die Strafe für Ihre Vergehen »lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden« (Jesaja 53,5).

Peter Güthler
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Frage
Wollen Sie sich retten lassen?
Tipp
Wenn ja, dann bitten Sie ihn: »Jesus, erbarme dich meiner« (Markus 10,47)!
Bibellese
Lukas 15,1-10

Sonntag, 24. Mai 2020: Trostloser Trost?

Ein Junge von 13 Jahren sollte sich für seine evangelische Konfirmation einen Konfirmationsvers aussuchen. Sein Pfarrer legte eine Liste von verschiedenen Versen vor, doch keiner der Verse hatte dem Jungen etwas zu sagen. Er wählte schließlich einen Vers der für ihn am wenigsten nichtssagend war. Psalm 31,4: »Du bist mein Fels und meine Burg und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.« Diesen Vers wollte der Junge sich für schlechte Tage aufheben. Wenn es ihm mal so richtig elend ging, würde er diesen Vers als Trost und Zuflucht hervorholen. Denn es ist ja immerhin gut, einen Fels und eine Burg zu haben, dachte er sich.
Acht Jahre später war der Zeitpunkt für diesen Vers gekommen. Der Junge war inzwischen ein junger Mann geworden, und wie es so im Leben geht, lief auch bei ihm nicht immer alles so, wie er es sich vorgestellt hatte. Verschiedene Ereignisse entmutigten ihn sehr stark, zudem fühlte er sich sehr einsam, trotz vieler netter Freunde. Er holte nun seine Konfirmationsbibel hervor und schlug den Vers nach. Er las ihn. Aber er spürte weder Trost noch Geborgenheit. Er las ihn nochmals … »Du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.« Er verspürte wieder nichts. Aber plötzlich dämmerte ihm: Ich möchte sehr wohl, dass Gott mein Fels und meine Burg ist – aber ich will mich nicht von ihm leiten und führen lassen.
Von diesem Augenblick an fasste der junge Mann einen Entschluss, sich führen zu lassen, weil ihm Trost und Geborgenheit bei Gott so wichtig waren. Daher versprach er Gott, dass er sich von ihm in Zukunft leiten lassen möchte. Das war ein wichtiger Schritt bei seiner Umkehr zu Gott.

Dietmar Bauer
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Frage
Inwieweit wollen Sie sich von Gott leiten und führen lassen?
Tipp
Lassen Sie sich von Gott leiten, indem Sie die Bibel lesen und das Verstandene umsetzen.
Bibellese
Psalm 31

Samstag, 23. Mai 2020: Hasskommentare

»Um den ist es nicht schade!« Das ist das Urteil, das man im Internet über einen bekannten Intensivtäter fällte, der im September 2018 in Berlin erschossen wurde. Immer häufiger lese ich solche Kommentare über Vorfälle, bei denen Menschen schwer verletzt oder getötet werden. Einem Menschen, der etwas Unrechtes getan hat und dabei Unbeteiligten Schaden zugefügt hat, zieht den Hass der Menschen auf sich. Die Kommentatoren ergehen sich teilweise in Gewaltfantasien und erzählen in ausschmückenden Worten, was sie diesem Menschen, der sowieso schon tot ist, am liebsten noch alles antun würden. Manchmal frage ich mich, ob ich die Einzige bin, die diese Kommentare genauso erschrecken wie das, was der erschossene Intensivtäter angerichtet hat. Wir leben in einer Zeit der wachsenden Egomanie: Nur meine Realität zählt, und deshalb nehme ich mir das Recht heraus, andere wüst zu beschimpfen.
Woher kommt das? Ich denke, die Hauptursache liegt darin, dass die Gottesfurcht abgeschafft wurde. Dadurch gibt es kein höheres Wesen mehr, dem wir Rechenschaft schuldig wären. Wenn wir glauben würden, dass Gott der Schöpfer allen Lebens ist, dann würden wir es nicht wagen, ihn dadurch zu entehren, dass wir so mit seinen Geschöpfen umgehen. Bei all der verständlichen Wut, die wir empfinden, wenn Menschen schlimme Dinge passieren, sollten wir nicht vergessen, dass diese Hasskommentare im Internet eines sehr deutlich machen: Viele von uns würden zu Mördern werden, wenn uns die Tat gerechtfertigt erscheint. Deshalb sollten wir sehr vorsichtig sein mit so harten Urteilen. Sie offenbaren nur, welches Potenzial in uns selbst steckt, für das uns Gott genauso zur Rechenschaft zieht wie die, die wir anklagen.

Anne Paschke
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Frage
Warum fällt es uns leicht, harte Urteile über andere zu fällen?
Tipp
Lesen Sie den Tagesvers im Zusammenhang und fragen Sie sich, wie Gott über Sie denkt!
Bibellese
Römer 3,10-19

Freitag, 22. Mai 2020: Jom Jeruschalajim – Jerusalemtag

Einmal im Jahr feiern die Juden in Israel den Jerusalemtag. Sie gedenken dabei der Eroberung Ostjerusalems im 6-Tage-Krieg von 1967. Seitdem ist die Stadt wieder unter jüdischer Herrschaft vereint. Wirklich? Jerusalem mag zwar unter jüdischer Herrschaft stehen, aber die Menschen, die dort wohnen, sind noch längst nicht »vereint«. Vielmehr empfinden die dort ebenfalls ansässigen Palästinenser diesen Feiertag als Provokation, erheben sie doch ebenso Anspruch auf den Besitz der Stadt.
Hat diese Stadt unter solchen Bedingungen trotzdem eine Zukunft? Nach unserem Tagesvers schon. Er gibt nämlich eine uralte göttliche Verheißung wieder, von der man annehmen muss, dass sie – wie schon hunderte andere zuvor – in Erfüllung gehen wird. Ist das vorstellbar? Wenn man davon ausgeht, dass Gott selbst in dieser Stadt herrschen wird, wie es der Vers sagt, dann mit ziemlicher Sicherheit schon. Aber auch die Juden müssen genauso zu Gott umkehren wie alle anderen Völker der Welt. Einige Verse vorher sagt der Prophet: »Kehrt um, ihr abtrünnigen Kinder!, spricht der HERR. Denn ich bin euer Herr« (Vers 14).
Es gibt schon heute einen »Ort«, an dem sich alle versammeln können, die Gottes Herrschaft in ihrem Leben anerkennen und ihm dienen und gehorchen wollen. Dieser »Ort« ist mit einer Person verbunden, Jesus, Gottes Sohn, der vor 2000 Jahren in Jerusalem für die Sünden der ganzen Welt am Kreuz starb. Überall, wo sich Christen in seinem Namen versammeln, ist er in ihrer Mitte. Er hat Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes. Menschen jeglicher Abstammung, unterschiedlicher Rasse und sozialen Standes geht es nicht um eine Stadt, sondern um den, der sie von ihren Sünden erlöst und zu einem Volk, zu einer Gemeinde für immer vereint hat.

Joachim Pletsch
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Frage
Wem räumen Sie das Herrschaftsrecht in Ihrem Leben ein? Sich selbst oder Ihrem Schöpfer?
Tipp
Frieden hängt untrennbar mit gerechter und legitimer Herrschaft zusammen.
Bibellese
Jeremia 3,11-18

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