Samstag, 16. Mai 2020: Wo sind die Papas? (1)

»Wenn der leibliche Vater aus dem Leben eines Mädchens oder eines Jungen verschwindet, hinterlässt er eine Wunde, die niemand schließen kann und die zeitlebens blutet«, so resümiert die betroffene Autorin Jeanette Hagen in ihrem Buch »Die verletzte Tochter«.
Kinder brauchen Mutter und Vater gleichermaßen für eine gesunde seelische Entwicklung. Dies ist durch Studien wissenschaftlich erwiesen. Leider spricht man in Deutschland von einer »vaterlosen Gesellschaft«. Dieses Dilemma liegt aber nicht nur an unverbindlichen Partnerschaften und hohen Scheidungsraten, die einen großen Anteil von meist weiblichen Alleinerziehenden hinterlassen. Die geistigen Wurzeln der heutigen Generation, die immer weniger Verantwortung übernehmen will und die Ehe als stabilsten Schutzraum für Kinder der Verwässerung durch Beliebigkeit preisgibt, gehen weit zurück. Schon in den letzten 100 Jahren fehlten funktionale Vaterbilder. Dafür sorgte nicht nur der Krieg, in dem viele Väter starben, auch übertriebene Autorität schürte falsche, von Furcht geprägte Vaterbilder. Dieser Mangel an guten Vätern verursachte fehlende Identifikationsfiguren für die heranwachsenden Söhne. Zudem war es häufig so, dass die Väter ihre Aufgaben in der Familie vernachlässigten, sich in erster Linie ihrem Beruf widmeten und die Erziehung der Kinder komplett ihren Frauen überließen.
Ganz anders stellt Jesus uns den vollkommenen himmlischen Vater vor. Dieser Vater ist weder unnahbar noch abwesend. Er kümmert sich, umsorgt, beschützt und erzieht seine Kinder. Wenn Sie Jesu stellvertretenden Opfertod für sich in Anspruch genommen haben und somit Kind Gottes sind, dürfen auch Sie »Papa« (Abba) zu ihm sagen. Was für ein Privileg!

Daniela Bernhard
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Frage
Denken Sie auch, dass niemand die Wunde schließen kann, die ein verschwundener Vater bei seinem Kind hinterlässt?
Tipp
Ein falsches Vaterbild führt zu einem falschen Gottesbild.
Bibellese
Epheser 3,14-21

Freitag, 15. Mai 2020: »Ich kann besser Fahrrad fahren als du!«

Mein Sohn Mathis hat gerade das Fahrradfahren gelernt. An einem Samstag gehen wir gemeinsam nach draußen: Mathis mit seinem kleinen roten Fahrrad und ich. Er setzt sich darauf und startet einige Versuche. Ich laufe hinterher und halte ihn fest. Und siehe da: Es klappt! Nach einigen Versuchen kann ich loslassen, und Mathis macht seine ersten »Gehversuche« – alleine auf dem Rad! Die Mama schaut aus dem Fenster zu. Alle freuen sich, und noch am selben Tag landet ein Video von Mathis auf dem Fahrrad in der Familien-Whatsapp-Gruppe.
Auch seine vier Jahre ältere Schwester ist mit uns draußen. Sie hat bereits einige Jahre »Fahrrad-Erfahrung« auf dem Buckel. Dann ereignet sich Folgendes: Mathis sagt zu seiner älteren Schwester: »Ich kann besser Fahrrad fahren als du!« Bitte? Mathis ist vor wenigen Minuten zum ersten Mal alleine gefahren. Bei der leichten Steigung auf dem Weg, den wir fahren, muss ich noch nachhelfen. Auch das Losfahren klappt noch nicht alleine … All das hält Mathis nicht davon ab, es großspurig mit seiner Schwester aufzunehmen.
Was für den Moment amüsant klingt, zeigt eher eines unserer Grundprobleme: der Hang zur Selbstüberschätzung! Immer wieder lässt sich dieses Phänomen beobachten. Der Grad zwischen »Selbstbewusstsein« und »Selbstüberschätzung« scheint ziemlich schmal zu sein. Was als »sicheres Auftreten« verkauft wird, ist manchmal pure »Großspurigkeit«.
Inzwischen hat Mathis den einen oder anderen kleinen Unfall mit dem Fahrrad hinter sich, selbstverständlich – und es gab auch mal Tränen. Eine kleine Portion Bescheidenheit würde ihm guttun. Und mir auch! Bin ich nicht oft genauso großspurig wie der kleine Mathis?

Willi Dück


Frage
Inwiefern können Sie sich mit Mathis identifizieren?
Tipp
Das Eingeständnis eigener Unzulänglichkeit macht mich barmherziger meinen Mitmenschen gegenüber.
Bibellese
Matthäus 18,1-5

Donnerstag, 14. Mai 2020: Wieder Kind sein

Heute stehen wieder einige Besprechungen bei der Arbeit an. Schwierige und richtungsweisende Probleme sind zu lösen. Hellwach zu sein, ist gefordert, und es wird erwartet, dass klare, durchdachte und lösungsorientierte Entscheidungen gefällt werden. – Mein Beruf macht mir Spaß, und ich liebe es, die Dinge zu durchdenken und analytisch vorzugehen, um dann die (hoffentlich) perfekte Lösung zu entwickeln und umzusetzen.
Doch dann gibt es diese Tage, an denen ich müde bin, mich all den Herausforderungen stellen zu müssen, die auf mich niederprasseln. Tage, an denen ich, ohne mit Problemen konfrontiert zu werden, einfach nur meine Arbeit erledigen möchte. Dann kommen oft diese Momente, in denen ich mit Sehnsucht an meine Kinderzeit zurückdenke. An die Zeit, als meine Eltern die Problemlöser waren, als das Leben unbeschwert war und ich die Geborgenheit spüren konnte, die mich umgab. – Das sind aber immer auch die Momente, in denen ich durchatme und Kraft bekomme, weil mir wieder bewusst wird, dass ich ja durch Jesus Christus ein Kind Gottes geworden und einen Vater im Himmel habe, der mich über alles liebt. Ihm darf ich alles anvertrauen, was mir Mühe macht. Nicht immer unbeschwert, aber mit seiner Hilfe kann ich mich dann den Herausforderungen des Alltags wieder stellen.
Jesus Christus hat uns seinen himmlischen Vater gezeigt, als er auf dieser Erde lebte. Er hat seine Jünger gelehrt, zu ihm zu beten (Matthäus 6,9-13), auf ihn zu vertrauen (Matthäus 6,25-34), und sogar am Kreuz, als es ganz schlimm für ihn kam um unseretwillen, hat er sich sterbend seinem Vater im Himmel anbefohlen (Lukas 23,46). Diesem Vater darf ich vertrauen, was immer auch kommen mag.

Bernd Grünewald
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Frage
Haben Sie schon eine Beziehung zum Vater im Himmel?
Tipp
Jesus Christus hat uns den Weg dazu gezeigt und gebahnt (Johannes 14,6).
Bibellese
Matthäus 6,1-15

Mittwoch, 13. Mai 2020: Leben mit Bestand

Erinnerungen an meine Urgroßeltern habe ich keine. Ich habe sie nie kennengelernt. Noch vor 50 Jahren haben sie gelebt. Jetzt sind sie längst von dieser Erde geschieden. Ich kenne sie nur von zwei alten Fotos. Das ist der normale Lauf der Dinge.
So, wie ich meine Urgroßeltern nicht kenne, so werden wohl auch meine Urenkel einmal nicht wissen, wer ich war. Vielleicht sehen sie alte Bilder von »damals« und sagen: So sah mein Uropa also aus. Aber mehr wird auch nicht geschehen.
So geraten im Lauf der Zeit alle Generationen in Vergessenheit. In unserem Tagesvers zeigt der König Salomo, dass er das begriffen hatte. Auch wir sollen das begreifen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen, nämlich für die Ewigkeit und nicht für das Diesseits zu leben. Wie sieht es damit in Ihrem Leben aus? Leben Sie nur diesseitsorientiert? Sind Sie nur auf irdische Dinge bedacht? Oder führen Sie ein Leben, das auch in der Ewigkeit Bestand haben wird?
Folgen wir Jesus Christus nach, der den Tod besiegt und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat, dann werden wir alles, was wir in diesem Leben für Gott getan haben, in der Ewigkeit wiederfinden. Mit ihm im Zentrum unseres gesamten Seins, wird unser Leben nicht in Vergessenheit geraten. Und darüber hinaus werden wir auch alle dort wiederfinden, die im Glauben an Jesus schon gestorben und vor uns dorthin gegangen sind. Und es werden nach uns alle die folgen, die ebenso Jesus um Vergebung ihrer Sünden gebeten haben. Alle gemeinsam werden wir für alle Ewigkeit bei Jesus Christus sein. Keine von all diesen Generationen wird mehr in Vergessenheit geraten. Welche wunderbare Hoffnung!

Thomas Lange
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Frage
Wie groß ist Ihre Hoffnung auf diese wunderbare Ewigkeit?
Tipp
In die »Himmelsbank« zu investieren, bringt die bei Weitem höchste Rendite, die sogar niemals verfällt.
Bibellese
Offenbarung 19,6-10

Montag, 11. Mai 2020: Friedenslinde

Auf der Anhöhe in Zundelbach steht ein majestätisch großer Baum, der viele Spaziergänger anzieht. Was viele nicht wissen: Es ist eine »Friedenslinde«. Am Ende des Deutsch-Französischen Krieges wurden nach dem Frieden am 10. Mai 1871 – gestern vor 149 Jahren – viele Lindenbäume gepflanzt. Sie sollten an den Sieg erinnern und die Freude über den wiederhergestellten Frieden ausdrücken.
Wenn man an die Zundelbacher Linde näher herantritt, stellt man überrascht fest, dass ihr Stamm einen klaffenden Riss hat. Die Linde war aufgrund des Gewichts ihrer ausladenden Äste bei einem Sturm auseinandergebrochen. Mithilfe von Stahlseilen, welche die gegenüberliegenden Äste miteinander über die Baumkrone verbinden, wurde der Baum wieder zusammengebunden. Etliche Jahre hatte der Baum auch einen Ringgurt, der den aufgerissenen Stamm wieder zusammenpresste.
Mich erinnert dieser Riss daran, wie zerbrechlich Friede sein kann. Durch eine scheinbar unbedeutend »kleine« Sünde war im Paradies die vertraute Beziehung zwischen Gott und Mensch kaputtgegangen. In einer ersten Reaktion versteckten sich Adam und Eva vor Gott, und bis heute wenden sich Menschen von Gott ab, weil sie ihm ihr Vertrauen aufgekündigt haben oder dieses erst gar nicht gefunden haben. Doch Gott hat sich damit nicht zufriedengegeben. Er sandte Jesus Christus, seinen Sohn, als Zeichen seines Versöhnungswillens. Aus Liebe nahm dieser sogar unsere Schuld auf sich und ist dafür am Kreuz gestorben. Jetzt kann Gott uns vergeben. Durch »Seile der Liebe« (Hosea 11,4) hat er den Frieden wiederhergestellt: »Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus« (Römer 5,1).

Thomas Pommer


Frage
Ist in Ihrem Leben die Beziehung zu Gott schon heil geworden?
Tipp
Durch den Glauben an Jesus Christus findet man Frieden mit Gott.
Bibellese
Kolosser 1,15-23

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