Sonntag, 03. November 2024: Hiobs Botschaft, Hiob 19,25

Hiobsbotschaften sind sprichwörtliche Unglücksbotschaften. Doch woher kommt der Begriff der Hiobsbotschaft? Hiob war ein sehr reicher Mann mit vielen Angestellten und einem großen Fuhrpark. Er freute sich über sieben Söhne und drei Töchter. Was sollte ihn aus der Bahn werfen? Doch es kommt Schlag auf Schlag: Zwei seiner Männer berichten ihm, dass durch militärische Invasionen der Großteil seiner Herden entführt und seine Arbeiter getötet worden waren. Ein Dritter berichtet, eine Brandkatastrophe habe die Herden und weitere Arbeiter vernichtet. Ein Vierter berichtet, dass ein Sturm das Haus zerstört hat, in dem alle seine Kinder ein Fest feierten, und nun waren alle tot. Schließlich traf ihn eine schwere Krankheit, was zu Geschwüren am ganzen Körper führte. Und zuletzt wandte sich seine Frau gegen ihn.

Hiob war also ein Mann, dem scheinbar nichts blieb. Die Katastrophen, die ihn trafen, kennen wir aus unserer Gegenwart sehr genau: Kriege rauben uns unsere Liebsten, unsere Häuser und unsere Heimat. Naturkatastrophen zerstören unsere Städte und Dörfer. Krankheiten bedrohen unser Leben und bringen schweres Leid. Und selbst vertraute Menschen verlassen uns manchmal – gerade in Zeiten schwerer Not.

Hiob hat diese Schläge tief empfunden. Sein Unglück war ihm nicht gleichgültig. Er hat das nicht mit stoischer Miene einfach »ausgesessen«. Doch mitten in seinem Leid war Hiobs Botschaft keine Hiobsbotschaft, sondern eine solche der Hoffnung: Ich weiß, dass Gott einen Ausweg aus jedem Leid hat. Ich weiß, dass am Ende nicht sinnloses Sterben stehen muss. Ich weiß, dass Gott über dem Tod steht. – Eine solche Perspektive hat der, der sich in guten wie in bösen Zeiten ganz auf Gott verlässt.

Markus Majonica

Samstag, 02. November 2024: Gegen das Vergessen, Hebräer 11,4

Ich habe in den vergangenen Jahren verschiedene Biografien gelesen. Die von Steve Jobs, Elon Musk, Martin Luther, Jürgen Klopp, Golda Meïr und viele andere. Ihre Geschichten sind spannend, beeindruckend und auch verwirrend. Steve Jobs zum Beispiel war so perfektionistisch, dass er viele Jahre keine Möbel in seinem Wohnzimmer hatte, weil er nicht das Beste fand. Alle diese großen Persönlichkeiten haben Spuren hinterlassen, mehr oder weniger. Aber bei allem Herausragenden, Schrägen und Wesentlichem, was werden Menschen in hundert Jahren über sie denken? Wird man sich erinnern? Welche Rolle werden sie dann noch spielen in der Erinnerung?

Berthold Brecht sagte einmal: »Der Tod ist erst dann vollständig eingetreten, wenn niemand mehr von dir spricht.« Viele von uns wissen nicht einmal mehr die Vornamen ihrer Urgroßeltern. Welchen Sinn hatte also ihr Leben? Nur Arbeit, Ehe und Familie? Welchen Sinn hat mein Leben, wenn nach wenigen Jahren und Jahrzehnten sich keiner mehr an mich erinnert? Manchmal macht es mir Angst, darüber nachzudenken. Wie schnell vergehen doch 80 Jahre angesichts von Tausenden von Jahren. Und ich bin nur einer von aktuell rund 8 Milliarden Menschen. Gibt es vielleicht doch eine höhere Bestimmung für uns Menschen?

Der Mann aus dem Tagesvers war Abel, der Bruder von Kain, nach biblischem Bericht der vierte Mensch. Er ist schon lange tot, aber er redet immer noch. Vielen von uns ist dieses Geschwisterpaar noch irgendwie bekannt. Warum? Weil Abel Gott glaubte! Hier der ganze Vers: »Durch Glauben brachte Abel Gott ein vorzüglicheres Opfer dar als Kain, durch das er Zeugnis erlangte, dass er gerecht war, wobei Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben; und durch diesen Glauben redet er noch, obgleich er gestorben ist.«

Peter Lüling

Freitag, 01. November 2024: »Die eisige Sehnsucht nach der Auferstehung«, Johannes 5,24

So lautete der Titel eines Artikels in einer seriösen Tageszeitung über »Kryonik«. Dabei geht es darum, die Leichen verstorbener Menschen bei -196°C in einen Tank mit flüssigem Stickstoff einzufrieren. Bis zu 200 000 US-Dollar bezahlt man für die Hoffnung, die Wissenschaft werde irgendwann so weit sein, dass man wieder zum Leben erweckt werden kann.

Hinter diesen skurril anmutenden Methoden steckt die Sehnsucht nach Unvergänglichkeit und ewigem Leben – ein Wunsch, den wir alle mehr oder weniger in uns tragen, weil Gott die Ewigkeit in unser Herz gelegt hat (vgl. Prediger 3,11). Als ich vor 18 Jahren bei einem Bergunfall dem Tod ins Auge sah, wurde mir diese Tatsache zum ersten Mal bewusst. Ich stellte mir die Frage nach dem Sinn des Lebens, wenn es doch so plötzlich zu Ende gehen kann.

Vielleicht haben Sie auch schon solche Erfahrungen gemacht. Auch bei Begräbnissen, wenn wir am Grab eines geliebten Menschen stehen, merken wir immer wieder, dass wir mit dem Tod nicht umgehen können. Er streicht einfach alles durch. Egal, wie gesund, schön, reich oder erfolgreich man ist – der Tod kann mit einem Schlag alles beenden. Er ist der größte Feind des Menschen!

Aber während die Kryonik keinerlei wissenschaftliche Grundlagen hat, gibt es jemanden, der den Tod längst besiegt hat: Jesus Christus. Er zeigte sich am dritten Tag nach seiner Kreuzigung seinen Jüngern, ließ sich von ihnen betasten und aß mit ihnen. Ein anderes Mal erschien er mehr als 500 Menschen auf einmal. Jesus ist wirklich physisch auferstanden und verspricht in Johannes 11,25: »Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist.«

Stefan Hasewend

Donnerstag, 31. Oktober 2024: Reformationstag, Epheser 2,8-9

Heute, am 31. Oktober, wird der Reformationstag begangen. Doch warum an diesem Datum? An diesem Tag im Jahr 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg. Sehr wahrscheinlich hat er in diesem Moment nicht damit gerechnet, dass dies der Anfang für eine der größten geistlichen Bewegungen der Neuzeit sein würde.

Was war eigentlich Luthers Motivation? Anhand des Studiums der Bibel hatte er erkannt, dass viele Menschen in einer ganz existentiellen Frage auf dem falschen Dampfer waren: Für seine Zeitgenossen war sehr klar, dass sie ein grundlegendes Problem mit Gott hatten. Für sie war »Sünde« nicht nur das kalorienreiche Stück Torte, sondern mit realer Schuld und Fehlverhalten gegenüber Gott und Menschen verbunden. Insoweit hatten seine Zeitgenossen uns einiges voraus. Luthers Mitmenschen trieb daher die Frage um: Wie werde ich meine Sünden los? Wie wird Schuld erlassen? Hierzu gab es eine Praxis, die erfolgversprechend erschien: der Ablass – zahle Geld und schaffe damit einen Ausgleich! Dieser Gedanke hat etwas Verführerisches – bis heute. Denn er setzt Erlass von Schuld mit meinem Verdienst, meinem persönlichen Einsatz, meinen »Werken« in Verbindung. Dieses Bemühen muss Gott doch anerkennen!

Doch weit gefehlt: Luther hatte verstanden, dass man Gott mit unseren armseligen Bemühungen nicht gerecht werden kann. Echte Aussöhnung mit Gott ist viel schwieriger und zugleich viel einfacher: Sie ist schwierig, weil sie mit dem Eingeständnis der eigenen völligen Unfähigkeit verbunden ist. Doch sie ist wunderbar einfach, weil uns echte Versöhnung mit Gott frei geschenkt wird, ohne Gegenleistung, wenn wir daran glauben, dass sein Sohn Jesus für uns alle Schulden längst bezahlt hat!

Markus Majonica

Mittwoch, 30. Oktober 2024: Wie kann ein Mensch gerecht werden vor Gott?, Römer 3,22

Diese Frage quälte einen jungen Mann. Ganz fromm wollte er leben. Er gab alles auf und ging ins Kloster. Aber auch als Augustinermönch machte ihm diese Frage weiterhin zu schaffen. Er gab alles. Er fastete, sodass sich seine Freunde um sein Leben sorgten. Regelmäßig ging er zur Beichte. Aber immer dann, wenn er gebeichtet hatte, wurde er unsicher, denn er wusste nicht, ob da vielleicht noch etwas war, was er nicht ausgesprochen hatte. Außerdem merkte er kurz darauf, dass er sich wieder schuldig machte und erneut beichten musste. Er kam einfach nicht zur Ruhe.

Als er total verzweifelt auf dem Steinboden seines Zimmers lag, befolgte er den Rat eines alten Freundes. Er las den Brief des Paulus an die Römer. Hier entdeckte er die wunderbare Botschaft: Gottes Gerechtigkeit zeigt sich in der Rechtfertigung des Ungerechten durch den Glauben an Jesus Christus. Plötzlich wurde ihm klar: Rechtfertigung vor Gott ist nicht durch gute Werke zu bekommen, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus.

Wie befreiend war diese Nachricht für Martin Luther! Sie wurde ihm zum Segen und durch ihn vielen anderen Menschen. Denn er erkannte, dass die Forderungen der Päpste nicht dem Evangelium entsprachen. Aber wie sollte der einfache Mann auf der Straße zu dieser Einsicht kommen? Das Volk war ja auf die Gelehrten der Kirche angewiesen. Sie konnten kein Latein oder Griechisch. Deshalb übersetzte Martin Luther die Bibel in die deutsche Sprache. Und er stellte den Grundsatz auf: »Sola scriptura«; das heißt: Allein die Heilige Schrift ist maßgebend.

Deshalb ist es für jeden Menschen entscheidend wichtig, die Bibel selbst zu lesen. Bibelleser bekommen Antwort auf die Fragen des Lebens, so wie Martin Luther.

Hartmut Jaeger

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