Sonntag, 19. Mai 2024: Anbeten, Johannes 4,23

Anbeten ist mehr als Danken und Loben und ganz gewiss weit mehr als Bitten. Bei der Anbetung Gottes geht es nämlich nicht darum, von ihm etwas zu erbitten oder ihm für etwas zu danken oder ihn wegen einer seiner Eigenschaften zu loben. Nein, es geht beim Anbeten darum, vor der Majestät des allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen Gottes still zu werden und sich darüber zu freuen, dass man die unverdiente Gunst erhalten hat, in seine Gegenwart treten zu dürfen – um nichts mehr zu wünschen, nichts mehr zu betrauern, nichts sonst mehr zu wollen, als diese Nähe zu genießen.

Ich habe da das Bild eines satten Hundes vor Augen, der sich nichts weiter wünscht, als zu den Füßen seines Herrchens zu liegen. Hunden geht es sogar so sehr darum, an diesem Platz ganz in der Nähe ihres Herrchens sein zu dürfen, dass heiße Kämpfe darum entbrennen können, wenn sie keine Einzeltiere sind. Selbstverständlich handelt es sich hier um ein natürliches, in den Instinkten verankertes Verhalten, das keiner Überlegung bedarf. Es gehört keine Überwindung widerstrebender Empfindungen dazu, und darum ist es moralisch auch völlig neutral.

Ganz verborgen im Text der Ursprache des Neuen Testaments ist sogar dieser Anhänglichkeit der Hunde ein ewiges Denkmal gesetzt, das uns zugleich mit der höchsten Berufung des Menschen in Verbindung bringt. Das Wort für »anbeten« heißt: proskynein. Es setzt sich aus der Vorsilbe pros = hinzu und dem Verb kynein = sich niederwerfen zusammen – wobei das Verb mit dem Substantiv kuon = Hund verwandt ist, also davon spricht, sich wie ein Hund zu benehmen. Dieses Bild zeigt uns aber auch, für wie unnatürlich Gott es hält, wenn wir Menschen von uns aus gar keine Sehnsucht nach dieser Nähe verspüren.

Hermann Grabe
Frage
Wie denken Sie über diese wichtige Angelegenheit?
Tipp
Bevor wir nicht zu Anbetern werden, kann Gott nicht mit uns zufrieden sein.
Bibellese
Johannes 4,1-26

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Samstag, 18. Mai 2024: Perpetuum Mobile, 1. Mose 8,22

Es war schon seit langer Zeit immer wieder der Traum von Erfindern, eine Maschine zu bauen, die ohne weiteren Antrieb von außen von allein läuft. Solch eine Maschine nennt man Perpetuum Mobile, vom lateinischen »sich ständig Bewegendes«. Die ersten Berichte gehen auf die Zeit um das Jahr 1000 zurück, wo indische Gelehrte über dieses Problem nachgedacht haben. Bekannter sind die Überlegungen und Zeichnungen von Leonardo da Vinci (1452–1519). Allerdings hat sich gezeigt, dass solch eine Maschine unmöglich ist. Es ist immer eine Energiezufuhr notwendig, damit ein Prozess am Laufen bleibt.

Der Bibelvers könnte den Eindruck erwecken, dass unsere Erde ein Perpetuum Mobile ist und immer weiter läuft. Allerdings ist auch hier eine ständige Energiezufuhr notwendig. Die Energie kommt von der Sonne. Die Sonnenenergie sorgt dafür, dass es Jahreszeiten, Wind und Regen gibt, dass wir Wärme und Nahrung haben und dass wir uns fortbewegen können.

Gott selbst verspricht uns, dass das nicht aufhören wird. Allerdings hat er dem Ganzen auch einen festen Zeitrahmen gegeben. Er spricht von »alle Tage der Erde«, und die sind gezählt. Einmal wird hier alles ein Ende haben und zwar nicht erst in Millionen von Jahren, wenn die Sonne ausgebrannt ist. Gott selbst setzt diesen Zeitpunkt fest. Dann wird er die Erde richten. Sie wird aufgelöst werden, und Gott schafft einen neuen Himmel und eine neue Erde. Dort werden nur Menschen leben, die in ihrem jetzigen Leben Vergebung ihrer Schuld erfahren haben und eine Beziehung zu Gott – das neue Leben – bekommen haben. Jetzt ist noch die Gelegenheit, das Angebot, das Gott uns in Jesus Christus macht, anzunehmen und damit eine »Lebensversicherung« zu haben, die über die Existenz dieser Erde hier hinaus gilt.

Bernhard Volkmann
Frage
Haben Sie auch diese Vorstellung, dass immer alles so weiter geht?
Tipp
Es ist entscheidend wichtig, sich über die fernere Zukunft Gedanken zu machen.
Bibellese
2. Petrus 3,7-14

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Freitag, 17. Mai 2024: Ein Gott der Kommunikation, Johannes 1,1

»Wie kann ich meine Botschaft möglichst zielgruppengerecht formulieren?« – Diese Frage musste ich mir als Referentin für Unternehmenskommunikation immer wieder stellen. In meinem Studium hatte ich dazu verschiedene theoretische Modelle auswendig gelernt, zum Beispiel das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun. Dieses sagt, dass jede Äußerung vier Ebenen enthält. Ein kurzes Beispiel: Eine Frau fährt ihren Mann im Auto zu seiner Arbeit. Sie bleiben vor einer roten Ampel stehen. Kurz nachdem die Ampel grün wird, sagt der Mann zu seiner Frau: »Die Ampel ist grün.« Neben der Sachinformation, dass die Ampel grün ist, stecken in seiner Aussage noch drei weitere mögliche Botschaften: »Ich habe es eilig« (Selbstoffenbarung), »Ich fahre besser als du« (Beziehung) und »Fahr jetzt los« (Appell).

Als ich zum ersten Mal bewusst in der Bibel las, begann ich mit dem Johannes-Evangelium. Dort steht: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott« (Johannes 1,1). Beim ersten Lesen verstand ich noch nicht viel. Doch irgendwann später wurde mir klar: Gott ist das Wort. Er ist der Inbegriff aller Wörter. Er möchte sich mitteilen und redet durch die Bibel zu uns Menschen. Man könnte auch sagen: Er ist ein Gott der Kommunikation.

Gottes Worte, die Bibel, sind mehr als eine reine Ansammlung von Sachinhalten. Auch in ihr lassen sich alle vier Seiten des Kommunikationsquadrates wiederfinden: Sie ist ein Buch von Gott an den Menschen, sozusagen eine Anleitung für unser Leben auf der Erde. In ihr offenbart sich Gott als unser Schöpfer und Retter. In ihr macht er deutlich, wie sehr er auf eine persönliche Beziehung zu uns hingearbeitet hat. Und in ihr fordert er uns dazu auf, an ihn zu glauben und ihm nachzufolgen.

Sina Marie Driesner
Frage
Wann haben Sie das letzte Mal mit Gott kommuniziert?
Tipp
Im Gebet können Sie Gott Ihr Herz ausschütten. Er wartet nur darauf.
Bibellese
Matthäus 6,5-15

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Donnerstag, 16. Mai 2024: Hochmut, Markus 7,21

Ich bin froh, Eltern zu haben, die mich schon früh mit der Bibel und dem Glauben an Gott vertraut gemacht haben. Dadurch habe ich viel Gutes gelernt. Nach der Schule machte ich eine Ausbildung zur Erzieherin. In meiner Arbeit begegnete ich oft Eltern, die allem Anschein nach mit ihren Kindern völlig überfordert waren. Oft stellte ich mich innerlich über diese Eltern. Unsere eigenen Kinder entwickelten sich gut, und in meinem Herzen war ich deshalb oft stolz. Ich klopfte mir innerlich auf die Schulter, wie gut ich alles gemacht hatte und was für eine tolle Mutter ich doch war. Erst als wir selbst Probleme mit einem unserer Kinder bekamen, fing ich an, meine eigene Erziehung zu hinterfragen. Ich realisierte, dass auch ich nicht alles richtig gemacht und deshalb gar nicht das Recht hatte, andere zu verurteilen. Was gut gelaufen war in meinem Leben, das hatte ich nicht meinem Können, sondern letztlich Gottes Güte zu verdanken.

Neulich war meine Enkelin bei uns. Sie ist ein sehr begabtes Mädchen und merkt mittlerweile, dass sie vieles besser kann als andere Kinder. Ich sagte ihr, dass ihre Begabung ein Geschenk Gottes an sie sei und dass es keinen Grund gebe, deswegen hochmütig zu sein. Sie antwortete mir ehrlich: »Laut sagen würde ich es nicht, dass ich stolz bin, aber in meinem Herzen habe ich es schon manchmal gemerkt.«

Geht es uns nicht oft auch so? Wir sagen es zwar nicht laut, aber sind innerlich doch stolz auf unsere eigene Leistung. Wir erheben uns über andere, obwohl viele von den Dingen, auf die wir uns etwas einbilden, doch nur von Gott kommen. Wir sollten ihn um Vergebung für den Hochmut in unserem Herzen bitten und dankbar werden für all das Gute, das er uns unverdienterweise schenkt.

Anna Schulz
Frage
Was ist in Ihrem Herzen?
Tipp
Gott sieht, was wir vor anderen verbergen.
Bibellese
Sprüche 29,23

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Mittwoch, 15. Mai 2024: Atombunker zu verkaufen, Psalm 18,3

Als »höchst sicheren Zufluchtsort für den Schutz der Familie unter extremsten Bedingungen« bot ein Makler 2022 einen atombombensicheren Bunker in Xanten an. Lange Zeit war die Anlage aus den 1960er-Jahren nur noch als Abstellraum genutzt worden. Doch nach Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine rechnete der Verkäufer mit einem deutlich gestiegenen Sicherheitsbedürfnis. Dementsprechend hoch setzte er den Preis fest: Stolze 1,6 Millionen Euro sollte der Atombunker kosten.

Diese Preisvorstellung übersteigt meine Möglichkeiten bei Weitem. Doch auch ich sehne mich nach einem sicheren Ort, an den ich in gefährlichen Situationen fliehen kann. Gibt es einen Zufluchtsort, der mir auch dann offensteht, wenn ich kein Geld dafür bezahlen kann?

In Psalm 18 bezeichnet David Gott als seinen Ort der Sicherheit. Aus eigener Erfahrung beschreibt er Gott als Burg, in der er Schutz erlebt. Damit meint David nicht, dass uns im Leben alle Gefahren oder Anfeindungen erspart bleiben, wenn wir an Gott glauben. Im Gegenteil: Der Psalm spricht ausdrücklich von Feinden, die David nachgestellt haben. Häufig wurde Davids Leben bedroht. Mehrfach musste er fliehen und sich versteckt halten. Doch trotz aller Gefahren gibt ihm die Beziehung zu Gott einen persönlichen Halt im Leben. Oft hat er erlebt, wie Gott seine Gebete um Hilfe und Schutz erhört hat. Doch auch, wenn Gott es zulassen sollte, dass Feinde ihn bezwingen, weiß er: Sein Leben ist auch nach seinem Tod sicher in Gottes Hand. Denn Gott hat denen, die ihm vertrauen, ewiges Leben in seiner Gegenwart versprochen. Gott gibt ihm eine Sicherheit, die weit über dieses kurze Leben hinausreicht. Dieser Zufluchtsort steht auch für mich offen!

Andreas Droese
Frage
Was sagt der heutige Tagesvers über das aus, was Gott für uns Menschen sein möchte?
Tipp
Bei dem unbesiegbaren allmächtigen Gottes gibt es eine Sicherheit, die in alle Ewigkeit besteht.
Bibellese
Psalm 18,26-37

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