Dienstag, 21. November 2023: Herrlichkeit und Schande, Matthäus 15,19

Der englische Pastor John Stott sagte einmal auf die Frage, warum er glaube, dass das Christentum wahr sei, und es als einzige Glaubensrichtung das Paradoxon der Herrlichkeit und Schande des Menschen erklären könne. Diese beiden Begriffe prägen uns tatsächlich. Nehmen wir das Hochwasser im Ahrtal: Menschen wuchsen in der Not über sich hinaus. Es gab echte Helden, die unter Einsatz ihres Lebens andere retteten und unzählige Helfer, die sich tatkräftig für ihre Mitmenschen einsetzten. Aber auch die Schande des Menschen zeigte sich: Plünderer, die schamlos die Not ihrer Mitbürger ausnutzten, Hilfsgüter stahlen oder sich in den unbewohnten Häusern selbst bedienten. Woher kommt es, dass wir Menschen einerseits so gut und andererseits so böse sein können?

Die Bibel sagt, dass der Mensch ein Geschöpf Gottes ist. Unsere Fähigkeit zum rationalen Denken, unser Empfinden für Schönheit und Gerechtigkeit, unser Verlangen, uns für eine größere Sache einzusetzen, kommen daher, dass wir nicht bloße Materie, sondern im Bild unseres Schöpfers geschaffen sind. Andererseits sehen wir auch, dass der Mensch zu abgrundtiefer Bosheit fähig ist. Wir sind Gott-ähnlich, aber zugleich schlimmer als Tiere, wofür der Begriff »Auschwitz« zum Synonym geworden ist. Ja, wir können lieben, denken, Schönes erschaffen, mitfühlen und uns für andere einsetzen – aber wir können auch hassen, kämpfen, lügen, zerstören und töten. »Allmählich wurde mir offenbar, dass die Linie, die Gut und Böse trennt, nicht zwischen Staaten, nicht zwischen Klassen und Parteien verläuft, sondern quer durch jedes Menschenherz«, schrieb der Gulag-Überlebende und Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn. Doch die Bibel stellt nicht nur die passende Diagnose, sondern bietet auch die wirksame Therapie: die Erlösung in Christus Jesus.

Elisabeth Weise
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Frage
Wie würden Sie das »Paradoxon des Menschen« erklären?
Tipp
»Das Herz des Problems des Menschen ist das Problem des menschlichen Herzens.« (John Stott)
Bibellese
Römer 3,9-25

Montag, 20. November 2023: Guter und schlechter Samen, Matthäus 13,37-38

Wer im August einen der heute zahlreichen Fichtenkahlschläge durchquert, wird sicher an seiner Kleidung oder im Fell seines Hundes eine Menge kleiner Kügelchen finden. Das sind die Samen des Klebkrauts, das zusammen mit Hohlzahn, Weidenröschen, Brombeeren, Taubnesseln und vielem mehr gnädig die Wunden des Waldes bedeckt. Diese kleinen Kügelchen verraten jedem Kundigen, wo man sich aufgehalten hat.

Das erinnert mich daran, dass andere Menschen an meiner Wortwahl und an meinem Verhalten ziemlich deutlich einschätzen können, in welchem Milieu ich mich bewege. Und wenn sich diese Kügelchen mit ihren winzigen Hakenhärchen auch gut festhalten können, so fallen sie doch manchmal an Orten ab, die bisher kein Klebkraut kannten. Genauso können wir durch unser Verhalten andere anstecken. Mit welchen Ausdrücken, die sie auf dem Spielplatz oder in der Schule aufgeschnappt haben, erschrecken Kinder manchmal ihre braven Eltern! Die haben dann viel Mühe, den ausgestreuten Samen wieder unschädlich zu machen. Dazu haben sie große Weisheit nötig, weil sie sonst diese schädlichen Samenkörner nur noch fester ihren Kindern in die Seele prägen.

Das Ausstreuen von Samen gilt natürlich auch im positiven Sinn. Jedes Mal, wenn Kinder erleben, dass die Eltern im Alltag das verwirklichen, was sie bei der biblischen Gute-Nacht-Geschichte erzählt hatten, erleben die Kinder das Ausstreuen guter Samen. So können wir alle guten Samen säen wie der Schweizer Walter Mauerhofer: Als Gärtnerlehrling hatte er gelernt, Saatgut auszustreuen. Dann wurde er von Gott berufen, nach Österreich zu gehen. Seit über 50 Jahren streut er dort den guten Samen des Wortes Gottes aus. Mit erstaunlichen Ergebnissen!

Hermann Grabe
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Frage
Welcher Art Samen streuen Sie aus?
Tipp
Wer guten Samen ausstreuen will, muss auf das Einsammeln von gutem Samen bedacht sein.
Bibellese
Matthäus 13,24-33

Sonntag, 19. November 2023: Hoffnung, Markus 5,36

Hoffnung erwächst aus dem Glauben, dass alles wieder gut wird, dass es eine Zukunft gibt, dass nach einer dunklen Nacht wieder der Tag anbricht und es hell wird. Der Glaube wiederum gründet sich auf einen Zuspruch, d. h., ein anderer versichert mir, dass es so kommen wird, wie ich es mir erhoffe.

Einen solchen Zuspruch mag mir ein Mensch geben, der aber selbst gar keine Macht über die Zukunft hat, dessen Möglichkeiten begrenzt sind und der gar keine Garantie dafür geben kann, dass es wieder hell wird. Dann wird sich meine Hoffnung u. U. nicht erfüllen, sondern enttäuscht werden. Wenn aber Gott mir diesen Zuspruch gibt, dann tut das jemand, der alle Macht hat und die Dinge umkehren kann, wie er will. Er kann das geschehen lassen, was die Sonne in meinem Leben wieder hell strahlen lässt. Er kann die dunklen Wolken beiseiteschieben, die in unseren Köpfen und manchmal auch wirklich über unserem Leben hängen. Er kann Rettung bringen, wo alle Menschen »mit ihrem Latein« am Ende sind. Er kann uns aus der Enge, in die wir getrieben wurden, wieder zurück in die Weite führen.

Was wäre denn so ein göttlicher Zuspruch? Z. B. sagte er: »Fürchte dich nicht, glaube nur!« – Halte am Glauben fest, vertraue mir! Ich werde mich darum kümmern, und du wirst mich preisen (vgl. Psalm 43,5). Und dann sagt er auch noch: »Wer den Sohn hat, hat das Leben« (1. Johannes 5,12). Dieser Sohn ist Jesus Christus. Dessen Hand kann man im Glauben ergreifen, indem man zu ihm ruft: »Herr, rette mich!«, während man droht, in den Wellen und Stürmen des Lebens zu versinken. Denn dafür ist der Sohn Gottes gekommen, damit wir nicht für ewig in den Fluten des Todes versinken und verlorengehen müssen.

Joachim Pletsch
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Frage
Worauf gründet sich Ihre Hoffnung?
Tipp
Jesus Christus reicht Ihnen die Hand.
Bibellese
Matthäus 14,22-33

Samstag, 18. November 2023: Die perfekte Wohnung, Johannes 14,2

An manchen Tagen laufe ich durch unsere Wohnung und finde überall, wo ich auch hinschaue, »Optimierungspotenzial«: Hier müsste mal wieder abgestaubt werden … dieses Regal wollte ich schon längst ausgemistet haben … an der Wand müsste unbedingt noch einmal nachgestrichen werden, und ein neuer Schlafzimmerschrank würde den Raum optisch ruhiger gestalten. An manchen Tagen sehne ich mich sogar nach einem weiteren Zimmer, um all dem Chaos aus dem Weg gehen zu können!

Leider werden meine Träume von einer perfekten Wohnung aus verschiedenen Gründen nicht Realität. Im Alltag reichen Zeit und Kräfte nicht immer aus, alles gleichzeitig sauber und ordentlich zu halten. Und schließlich fehlt uns manchmal auch einfach das nötige Geld, praktischere oder schönere Möbel zu kaufen oder gar in eine größere Wohnung oder in ein Haus umzuziehen. Das ist sehr frustrierend! Ganz besonders dann, wenn ich trotz meiner Mühe am Ende des Tages keine Verbesserung der Situation erkennen kann. Ich muss immer wieder feststellen, dass ich meine Wunschvorstellung von einem stets perfekten Zuhause loslassen muss.

In diesen Momenten tröstet mich die Zusage Jesu, dass er denen, die an ihn glauben, Wohnungen im Himmel vorbereitet hat. Das bedeutet, dass ich nicht mehr frustriert nach dem perfekten Zustand streben muss – egal, in welchem Lebensbereich. Absolute Zufriedenheit gibt es nämlich auf dieser Erde nie, immer bleiben noch Wünsche offen. Aber wenn Sie glauben, dass Jesus Christus am Kreuz für Sie gestorben ist, dann hält er auch für Sie eine Wohnung im Himmel bereit, die perfekt sein wird. Wer das weiß, der kann Chaos auch mal Chaos sein lassen und auch in einfachen Umständen glücklich und dankbar sein.

Kathrin Stöbener
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Frage
In welchem Lebensbereich sehnen Sie sich nach dem perfekten Zustand?
Tipp
Wer die Gewissheit des Himmels hat, muss nicht auf der Erde schon alles erreichen.
Bibellese
Matthäus 11,28-30

Freitag, 17. November 2023: Frei wie der Vogel, 3. Mose 14,4

Das dritte Buch Mose enthält Regeln, die uns fremd erscheinen. Hier im 14. Kapitel geht es z. B. um die Reinigung eines ehemals Aussätzigen. War er tatsächlich geheilt, dann benötigte der Priester als Opfer zwei lebende, reine Vögel, Zedernholz, karmesinfarbene Wolle und Ysop (ein krautiges Gewächs). Der eine Vogel musste nun über frischem Wasser geschlachtet werden. Das Holz, die Wolle, der Ysop und der noch lebende Vogel sollten in das Blut des geschlachteten Vogels getaucht werden. Auch der Geheilte sollte mit dem Blut des geopferten Vogels besprengt werden. Schließlich wurde der lebende Vogel freigelassen.

Ich kann verstehen, dass man solche Stellen der Bibel leicht überblättert. Doch wenn man die Details betrachtet, erhält man ein erstaunliches Bild von Schuld und Vergebung. Der Aussatz ist in der Bibel oft ein Bild für Sünde. Er schloss von der Gemeinschaft aus, so wie es Sünde auch tut. Die kräftige Karmesinfarbe deutet auch auf Sünde, die in Gottes Augen sichtbar ist (Jesaja 1,18). Holz und Ysop lassen an die Kreuzigung denken, bei der der Sohn Gottes für die Schuld der Menschen an einem Holzkreuz hing, mittels eines Ysops getränkt wurde und sein Blut für die Sünde der Menschen vergoss. Das frische (andere übersetzen: lebendige) Wasser spricht vom Heiligen Geist, der den Menschen von seiner Schuld überführt. Die Tötung des einen Vogels macht deutlich, dass auf Sünde die Todesstrafe steht. Die Besprengung des ehemals Aussätzigen mit dessen Blut macht deutlich, dass an seiner Stelle ein anderes Lebewesen sterben musste. Und der zweite Vogel? Er steht für das neue Leben, das Gott durch die Vergebung schenkt, ein Leben der Freiheit von Schuld, das sich zu Gott aufschwingt!

Markus Majonica
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Frage
Welchen Stellenwert haben Schuld und Vergebung für Sie?
Tipp
Wenn Gott selbst das Thema so wichtig nimmt, sollten wir es nicht leichtfertig beiseitetun.
Bibellese
1. Petrus 2,21-25

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