Samstag, 19. Oktober 2024: Fenster ins Markusevangelium (12), Markus 15,34
Was bedeutet es, verlassen zu werden? Um das Ausmaß eines solchen Geschehens zu begreifen, muss man berücksichtigen, wie fest und tiefgehend die Beziehung zu dem Gegenüber war. Wenn in einer Ehe ein Partner den anderen verlässt, obwohl dieser ihn noch liebt, dann bedeutet das für den, der verlassen wird, unvorstellbaren Schmerz. Es ist, als würde einem das Herz aus dem Leib gerissen. Und das wird umso mehr empfunden, je weniger man begreift, warum das eigentlich geschieht.
Als Jesus am Kreuz hing und qualvoll litt, musste er genau dies in einem Ausmaß erfahren, das für uns kaum zu erahnen ist. In dem alten Lied »O Haupt, voll Blut und Wunden« umschreibt der Dichter es so: »Stets hast du ihm [Gott] gefallen – / warum dann dies Gericht? –, / warst heilig, rein in allem / und kanntest Sünde nicht!« Gott jedoch musste sich von seinem Sohn abwenden, obwohl dieser ihm allezeit treu gewesen war. So wird dessen Aufschrei am Kreuz verständlich. Der Dichter beschreibt auch den Grund für diese Gottverlassenheit: »Du musstest es empfinden, / wie Gottes Zorn so schwer/ für uns und unsre Sünde, / so viel wie Sand am Meer.«
Das Gericht Gottes ist um unserer Sünde willen am Sohn Gottes vollzogen worden. Er wurde für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm (vgl. 2. Korinther 5,21). Er musste – als Gottes geliebter Sohn – die Gottverlassenheit erfahren, die wir Menschen oft leichtfertig als unbedeutend abtun, weil uns das Bewusstsein für unsere Sünden und ihre dramatischen Folgen fehlt. Diese müssen wir aber in alle Ewigkeit bitter erfahren, wenn wir nicht dankbar für uns in Anspruch nehmen, was Jesus am Kreuz für uns erduldete. Er stand dort für unsere Schuld gerade, damit wir frei davon werden können.
Joachim Pletsch- Droht Ihnen die ewige Gottverlassenheit, weil Sie Jesus und das, was er auf sich nahm, noch gering achten?
- Wir müssen endlich anerkennen, dass unsere Sünde und Schuld uns von Gott trennt, und annehmen, was Jesus für uns tat.
- Markus 15,21-39
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